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Eine bildliche Lektüre der schriftlichen
Überlieferung:
Torah baTmunah
>> francais...
Wann hat man den Punkt erreicht, an dem der Garten Eden
definitiv hinter einem liegt?
In der Genesis, der biblischen Schöpfungsgeschichte, sucht sich
das menschliche Bewusstsein einen erzählerisch widerspiegelnden Ausdruck dafür,
dass die Welt nicht allein aus sich selbst heraus existieren könne. Die
Entstehung der Welt wird darin als ein Werk begreifbar, das implizit auf die
Frage nach Herkunft und Sinn der menschlichen Existenz eine Antwort geben kann.
Im Nachvollzug der narrativen Planhaftigkeit der Schöpfungsgeschichte in der
anthropomorphen Ausgestaltung der uns bekannten Episoden von Absicht und
durchkreuzter Absicht, von Grenzüberschreitung und Krise, die jeder einzelne
Mensch in seinem eigenen Leben immer wieder erfährt und verhandelt, liegt eine
Kraft, die eigene Alltagserfahrung einer transzendierenden Interpretation zu
öffnen, ohne dabei doch die vermittelnde Perspektive des biblischen Erzählers
der Genesis selbst wieder ganz einnehmen zu können.
Gabriel Heimler ist ein darstellender Erzähler mit staunendem Blick. Er
interpretiert nicht, sondern spielt mit wiederkehrenden Assoziationen und
Motiven, die sich immer wieder verwandeln. Seiner zeitlosen Perspektive sind
eine Reinheit des Ursprungs und die Korruption seiner Aktualisierung ganz
gleich.
Was ist gut oder böse, gemessen an der faktischen Kraft dessen, was einfach ins
Werk gesetzt wird und wie ein grausam humorvoller Film vor seinen Betrachtern
vorüberzieht?
Wasser erscheint als Element des Lebens meistens blutrot. Die tätowierte
Stigmatisierung verwandelt sich jäh in eine vermeintlich selbst gewählte
hedonistische Strategie der semantischen Aufladung des eigenen Körpers.
In der Faszination des dezentrierenden Vexierspiels möchte man sich verlieren.
Doch dadurch eröffnet sich auch der Wunsch, sich dem Dargestellten mit neuen
Fragen zu nähern: Zu welchem Mittel können Eltern greifen, wenn die schon
aufgestellte Wiege leer bleibt? Wie weit und zu welchem Ziel lässt sich die
menschliche Gesellschaft kommunikativ vernetzen und verbinden? Was reflektiert
ein sorgsam ausgeschildertes Verbot schon anderes als die bereits vorhergesehene
Möglichkeit seiner Übertretung? Wer rettet sich auf Deck, wer treibt im Wasser?
Sollte es eigentlich überraschen, auch die Schlange als Passagier an Bord der
rettenden Arche wiederzutreffen?
Heimlers Welt wird von menschlichen Akteuren bevölkert und gestaltet, die schon,
für sich selbst unbegreiflich, gemacht und damit vorhanden sind. Er zeigt keine
lehrreiche Parabel, keinen aufsteigenden Prozess der allmählichen
disziplinierenden Zurichtung oder auch nur Orientierung. Es geht in diesen
Bildern nicht um die Suche nach der Sakralität, sondern um eine bildliche
Lektüre der schriftlichen Überlieferung.
Wir, so möchte man diese Bilder verstehen, erfinden die Genesis mit unserem
Leben immer wieder neu und sind damit zugleich Abbild und Akteure eines
zeitlosen Schöpfungsaktes.
Jan-Hendrik Wulf
Ankündigung der Ausstellung zu Gabriel Heimlers
Genesis-Zyklus
vom 17. Oktober bis 19. November 2006
in der Galerie SAPHIR im Pariser Pletzl
(Marais)
Der Genesis-Zyklus:
Ein Kommentar zur Schöpfungsgeschichte
Im Zentrum des »Genesis-Zyklus« stehen zwölf Doppelgemälde, woraus sich
insgesamt 24 Ansichten ergeben. Diese Zahl symbolisiert die Stunden eines Tages.
Der Tag ist das Maß, auf dem die Schöpfungsgeschichte basiert...
Le "Cycle de la Genèse":
Des commentaires á la
création
Le « Cycle de la Genèse » a pour centre douze toiles
bicéphales ce qui fait en tout 24 plans. Ce chiffre revêt le symbole des heures
constituant un jour. La journée est la mesure de base qui nous est donnée dans
la création...
Torah baTmunah:
Une
lecture biblique de la transmission écrite
Dans la Génèse, l’histoire biblique de la Création, la
conscience humaine cherche une narration reflétant que le monde ne s’est pas
créé de lui-même. La création du monde y apparaît comme une œuvre, qui peut
implicitement donner une réponse à la question de l’origine et du sens de
l’existence humaine...
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