Rabbiner Dr. Israel Meir Levinger
Rabbiner der Israelitischen Gemeinde Basel
Die Jüdische
Schlachtmethode
(Teil 6 von 6)
III. Synopsis
1. Beim Schächten wird
das Zentralnervensystem nicht direkt zerstört.
2. Beim Schächten
werden alle Weichteile des Halses, inklusive Luftröhre,
Speiseröhre, Karotidarterien, Jugularvenen sowie bestimmte
Nervenstränge durchtrennt. Das Rückenmark und die in der
Wirbelsäule verlaufenden Gefäße werden nicht durchtrennt.
3. Die Hauptzufuhr des
arteriellen Blutes zum Gehirn wird durch die Arteria
maxillaris interna besorgt. Diese erhält ihr Blut vor
allem durch die Arteria carotis externa
und zu einem kleinen Teil durch die Anastomose zwischen
der Arteria vertebralis und die Arteria
occipitalis.
Diese Anastomose soll eigentlich die Vertebralarterien
versorgen, falls dort eine Behinderung der Blutzufuhr
besteht. Im Fall des Abklemmens der Karotiden strömt Blut in
diesem Gefäß in der umgekehrten Richtung.
4. Wenn die Karotiden
abgeklemmt werden, erhält das Gehirn genügend Blut durch
diese Anastomose, die dann von den Vertebralarterien
versorgt werden.
5. Wenn hingegen die
Karotiden und auch die Anastomose zwischen den
Occipitalarterien und die Maxillararterien blockiert sind,
erhält das Gehirn fast kein Blut mehr, und das Tier verliert
sofort sein Bewusstsein und stirbt bald. Dieser Zustand
tritt nach dem Schächtschnitt ein, weil kein Blut in diese
Gefäße gelangt.
6. Nach dem Schächtschnitt fällt der Blutdruck rapid. Dieser Sturz im
Blutdruck ist in der inneren Maxillararterie am stärksten. Etwas langsamer
wird er in anderen Teilen des Truncus brachiocephalicus und noch langsamer
in weiteren Teilen des Blutkreislaufs.
7. Innerhalb von 5-6 Sekunden fällt der Blutdruck im ganzen Körper so stark,
dass das Körpergewebe nicht mehr mit Blut versorgt wird.
8. Sofort nach dem Schächtschnitt kann keine Blutströmung in der inneren
Maxillararterie mehr gemessen werden.
9. Dementsprechend kann kein Blut nach dem Schächtschnitt mehr das Gehirn
erreichen.
10. Der Gehirndruck, gemessen in den Gehirnventrikeln fällt noch schneller als
der arterielle Blutdruck. Dies wird durch die schnellere venöse Abfuhr
bedingt, weil die venöse Abfuhr des Bluts den Gehirndruck stärker
beeinflusst als die arterielle Zufuhr.
11. Der Sturz des Druckes im Gehirn führt zu einem sofortigen Schock im
geschächteten Tier.
12. Sofort nach dem Schächtschnitt verlieren die Gehirnpotentiale ihren
normalen Charakter.
13. Bei jeder— auch nicht rituellen — Schlachtmethode, können noch eine
gewisse Zeit Gehirnpotentiale registriert werden, sogar wenn das Gehirn ganz
zerstört wird.
14. Provozierte Potentiale können nach dem Schächten noch länger als nach dem
Bolzenschuss registriert werden. Diese verschwinden graduell.
15. Sogar wenn provozierte Potentiale registriert werden, breitet sich ihre
Reaktion nicht auf andere Neurone aus.
16. Die Funktion des Gehirnes ist nach dem Schächten sehr schnell reduziert,
vor allem gilt dies für den kortikalen Bereich.
17. Die Empfindung des Schmerzes ist sehr stark reduziert durch den glatten
Schnitt und durch die Ablenkung des Tieres durch dessen Fixierung.
18. Wenn die Schmerzempfindung das Gehirn erreicht, ist dessen
Funktionsfähigkeit schon sehr stark reduziert.
19. Es ist besonders schwer, das Schmerzempfinden der Tiere in dieser Lage zu
bestimmen.
20. Innerhalb von 8-10
Sekunden nach dem Schächtschnitt verliert das
Gleichgewichtszentrum seine Funktion. Dann fällt das stehend
geschächtete Tier um.
21. Die Schmerzzentren in
der Großhirnrinde verlieren ihre Funktion schneller als das
Gleichgewichtszentrum.
22. Der Stress im
Schlachthof ist für das Tier groß. Es besteht dabei kein
Unterschied, nach welcher Methode es geschlachtet wird.
23. Sowohl beim
umgelegten als auch beim stehenden Tier mit gestrecktem Hals ist
der Blutausfluss ungestört. Dies hat den sofortigen
Sauerstoffmangel zur Folge.
24. Der Kornealreflex
zeigt individuelle Variationen. Er verschwindet schneller beim
Kleinvieh als beim Großvieh.
25. Sofort nach
dem Schächtschnitt finden wir eine motorische Ruhephase, die nie
kürzer als 8 Sekunden war, aber meistens bedeutend länger.
26. Das EKG und damit die
Herzaktivität wird noch längere Zeit nach dem Schächtschnitt
registriert.
27. Sofort nach dem
Schächtschnitt werden tiefe Atemzüge beobachtet. Diesen folgt
eine Atempause, die schließlich in eine Phase einzelner
schnappender Atemzüge übergeht. Hier findet praktisch keine
Sauerstoffaufnahme mehr statt.
28. Die Ausblutung ist
beim Schächten optimal. Die Herzfunktion und die tiefen Atemzüge
fördern das Ausstoßen von Blut aus dem Körper. Damit bleibt
weniger Blut im Fleisch zurück.
29. Das Tier realisiert
weder den Tod noch die Schlachtinstrumente als solche.
30. Das Tier leidet
psychologisch vor, während und nach dem Schächtschnitt nicht.
IV. Beurteilung des
Schächtens als Schlachtmethode
Man sucht heute nach einer
Schlachtmethode, die sofort und mit Sicherheit die
Schmerzempfindung des Tieres ausschließt und eine gute
Ausblutung ergibt. Richtig durchgeführtes Schächten entspricht
diesen Anforderungen. Die Gehirnfunktion wird zwar nicht durch
Zertrümmerung des Gehirns, aber trotzdem sehr rasch ausgelöscht.
Die für eine gute Ausblutung sorgende Herztätigkeit erlischt
dagegen erst spät.
Damit das Schächten wirklich richtig
durchgeführt wird und auch den Forderungen des Tierschutzes entspricht,
müssen folgende Punkte beachtet werden:
- Nur geübtes Personal darf
schächten und muss folgendes beachten:
- Der Schnitt muss sofort nach dem
Niederlegen bzw Fixieren durchgeführt werden.
- Das Personal muss passende,
scharfe und genügend lange Instrumente besitzen, damit keine
Schwierigkeiten beim Anbringen des Schnitts vorkommen können.
- Es muss über die anatomischen
Verhältnisse im Halsgebiet orientiert sein, um wirklich alle Blutgefässe
durchtrennen zu können.
- Es soll versuchsweise die ersten
Schlachtungen an toten bzw betäubten Tieren durchführen.
Die Tiere müssen mit Hilfe moderner,
eigens dafür konstruierter Apparate vorbereitet werden. Je schneller die
Stellung des Tieres für das Schächten erreicht ist und je rascher der
Schnitt erfolgt, desto besser.
Übersicht:
Die Jüdische Schlachtmethode
|
Quelle:
religionsrechtliche schriften 2
Schächten -
Religionsfreiheit und Tierschutz
Herausgeber: Potz, Schinkele, Wieshaider
[Bestellen]
ISBN 3925845852, € 23.00 /
Plöchl-Kovar
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