Rabbiner Dr. Israel Meir Levinger
Rabbiner der Israelitischen Gemeinde Basel
Die Jüdische
Schlachtmethode
(Teil 4 von 6)
II. Das Schächten:
3. Ruhe nach dem Schnitt
Lege artis wird der
Schnitt so schnell ausgeführt, dass währenddessen noch kein Blut
austritt, obwohl die Karotiden durchtrennt worden sind.
Umittelbar danach fließt ein starker
Blutstrom aus dem zentralen Teil der Karotiden, dazu ein schwacher vom
peripheren Ende der Karotiden und aus den Jugularvenen. Um den starken
Blutstrom zu beschreiben, verwenden wir die Zahlen, die Sahlstedt
29 mit einer Stromuhr
gemessen hat. Der Durchschnitt des Blutausflusses nach dem Schnitt beträgt
für die ersten 30 Sekunden etwa 1-2 % der Gesamtblutmenge pro Sekunde, dh
etwa 10-20 Liter pro Minute. Dukes beschreibt ähnliche Resultate
30.
Die meisten Tiere waren innerhalb 2,5 und 3,5 Minuten vollständig
ausgeblutet, obwohl noch ein schwacher Blutausfluss und Tropfen bis zu 6-7
Minuten zu beobachten waren. Bei der Mehrzahl der Tiere kann unmittelbar
nach dem Schächtschnitt eine motorische Ruhephase beobachtet werden.
Die Länge dieser Ruhephase variiert
von Tier zu Tier. Während dieser Zeit liegt das Tier regungslos auf dem
Boden und blutet aus 31.
Dukes
maß die Länge der Phase bei 5 Tieren und kam zum Ergebnis, dass im
Durchschnitt die erste Bewegungen 20,5 Sekunden nach dem Schnitt auftraten.
Die Bandbreite der Messungen erstreckte sich von 15,5 - 35,5 Sekunden.32
Eine Ueberprüfung der Angaben bei 32 Tieren ergab bei einer Streuung von 8
zu 150 Sekunden den Mittelwert von 35 Sekunden
33. Grandin
beobachtete mehr als 3000 Grosstiere, die sehr vorsichtig behandelt worden
waren
34.
In allen verwendeten Fixierungsapparaten konnten nur wenige Bewegungen kurz
nach dem Schnitt beobachtet werden. Wie weit sich diese Ruhephase auf andere
lebenswichtige Funktionen überträgt, wird von den Forschem verschieden
interpretiert. Hoffmann
behauptet, dass der Kornealreflex während der Ruhephase nicht
funktioniere,
35
während Basel diesen Reflex länger beobachten konnte
36 In einer Gesamtbetrachtung
zeigt sich, dass die Ruhephase nach dem Schnitt sehr typisch und für alle
Körper- inklusive der Atmungsmuskeln bestätigt worden ist.
- A.V. Sahlstedt. Nagra
försök att pa fysiologiskt experimentell Väg fa en objektiv grundval för
bedomande av judiska slakmetoden ur djurskydssynpunkt, Veterinärmoto 3
(Oslo 1928) 640 (schwedisch);
A. V Sahtsredr, Some artempts to obtain, by means of physiological
experiments. an objective basis for an opinion as to cruelty alleged to
be attendant on the Jewish ritual method of slaughtering cattle,
Veterinary Journal 85 (1929) 328, 450.
- II. H. Dukes, A study of
blood pressure and blood flow in the vertebral arteries of ruminants,
New York 1958.
- Levy (FN 15); Dukes
(FN 30); Hoffmann, Das Schächten, Archiv für wissenschaftliche
und praktische Tierheilkunde 26 (1900) 99; I.M. Levinger,
Untersuchungen zum Schächtproblem, Diss Zürich 1961.
- Dukes (FN 30).
- I.M. Levinger. Shechita
and animal psychology, RefVet.20 (1963)164.
- TJ Grandin & 1. M. Regenstein,
Religious slaughter and animal welfare: a discussion for meat
scientists, Meat Focus 1994, March, 115.
- Hoffnsann(FN 31).
- Basel, Beitrag zur
Schächtfrage, Berliner tierärztliche Wochenschrift (BTW) 43(1927) 665.
5.Teil -
Reflektorische
Bewegungen
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Quelle:
religionsrechtliche schriften 2
Schächten -
Religionsfreiheit und Tierschutz
Herausgeber: Potz, Schinkele, Wieshaider
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ISBN 3925845852, € 23.00 /
Plöchl-Kovar
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