Die Geschichte der Juden in Deutschland
SPEYER
|
Romanische Fenster
schauen hin unter auf
das Bade becken des rituellen Bades von Speyer.
|
OFFENBACH
TRIER
liegt 200 km westlich von Frankfurt
oder 180 km südlich von Köln, nahe der Grenze zu Luxemburg, an der A 1/48
und den Bundesstrassen 51, 52, 268.
-
Rheinisches Landesmuseum mit jüdischen
Grabsteinen aus dem Mittelalter und kleiner Sammlung jüdischer Gegenstände
-
Mittelalterliche jüdische Häuser
-
Stadtarchiv mit einer
Dokumenten-Sammlung über Juden aus Trier
-
Karl Marx-Museum
-
Dom- und Diözesanmuseum mit einer
Statue der Besiegten Synagoge aus dem 13. Jahrhundert
-
Friedhöfe
Archäologische Funde aus der antiken römischen Stadt Trier beweisen, dass
es hier bereits im 4. oder 5. Jahrhundert Juden gegeben hat. Man fand eine Lampe
aus Ton und Siegel aus Blei mit Abbildungen der Menorah, des siebenarmigen
Leuchters. Schriftliche Dokumente, die den Tod von Erzbischof Eberhard, der
versuchte die Juden gewaltsam zu taufen, betreffen, belegen das Vorhandensein
einer jüdischen Gemeinde im Jahr 1066. Es wird berichtet, dass der Erzbischof am
Altar starb, als er das Taufwasser, mit dem die Juden gewaltsam getauft werden
sollten, weihte. Die Juden wurden in diesem Zusammenhang der Zauberei (durch die
Vernichtung einer getauften Wachsfigur des Erzbischofs) beschuldigt.
1096 wurden die Juden in Trier durch die Kreuzritter gezwungen, sich
entweder taufen zu lassen, Selbstmord zu begehen, oder von den Kreuzrittern
ermordet zu werden. Den zwangsgetauften Juden wurde im Jahr darauf die Rückkehr
zu ihrer früheren Religion gestattet. Die Gemeinde, in der Hauptsache als
Händler, Geldverleiher, Apotheker und Ärzte tätig, gedieh im 13.Jahrhundert.
Gegen Bezahlung von hohen Steuern, wurde vom Erzbischof jährlich dem
Judenbischof, dem Parnas der jüdischen Gemeinde, ein vom Erzbischof getragener
Mantel als Zeichen des gewährten Schutzes übergeben. Ausser diesen Schutzgeldern
hatten die Juden noch eine zusätzliche Münzsteuer von 12,5 %, etwa vier kg
Silber, zu bezahlen. Dazu kam noch ein jährlicher Beitrag von etwa zwölf kg
Pfeffer, der damals tatsächlich sein Gewicht in Gold wert war.
Das 14. Jahrhundert begann sehr vielversprechend für die Juden in Trier,
da einem von ihnen die Verwaltung der Finanzen des Erzbischof Balduin anvertraut
wurde. Zu dieser Zeit bestand die Gemeinde aus 50 Familien, rund 300 Personen.
Sie besaßen zwei Synagogen, ein Gemeindezentrum, ein rituelles Bad, einen
Friedhof und die Häuser in denen sie lebten. Die Verfolgungen im Jahr 1349,
während der Zeit der schwarzen Pest, brachten das Ende dieser Gemeinde. Nur
einige wenige Juden lebten danach in Trier und auch diese wurden 1419
vertrieben.
Einigen Juden erlaubte man im 16. Jahrhundert wieder, sich in Trier
anzusiedeln. Aber der Dreissigjährige Krieg und die Invasion der Franzosen im
17. Jahrhundert waren für die gesamte Bevölkerung eine sehr schwierige Zeit. Im
18. Jahrhundert wurde die politische Lage etwas besser, dafür nahm die Armut
stark zu. Mit der Ankunft der Truppen der neuen französischen Republik im späten
18.Jahrhundert gab es für die jüdische Gemeinde die vollen Bürgerrechte.
Allerdings verloren sie diese nach der Niederlage Napoleons und erlangten sie
erst 1871 wieder.
1933 lebten 800 Juden in Trier, 400
davon konnten aus ihrer Heimat fliehen, die meisten anderen wurden deportiert
und in deutschen Vernichtungslagern ermordet.
Von dieser langen Geschichte des Trierer Judentums ist - außer dem
weitverbreiteten Familiennamen Dreyfuss, abgeleitet vom französischen Namen für
Trier, Treves - herzlich wenig erhalten geblieben. Im Rheinischen Landesmuseum
sind eine römische Lampe und Bleisiegel mit siebenarmigen Leuchtern,
mittelalterliche jüdische Grabsteine und eine kleine Sammlung religiöser und
Gebrauchsgegenstände ausgestellt. Das Museum liegt in der Ostallee 44 und ist
Montag bis Freitag von 9.30 bis 16 Uhr, Samstag von 9.30 bis 14 Uhr und Sonntag
von 9 bis 13 Uhr geöffnet.
Im mittelalterlichen Judenviertel stehen noch einige der alten jüdischen
Häuser, allerdings seit 600 Jahren nicht mehr von Juden bewohnt. Zum
mittelalterlichen Judenviertel gehörte die Judengasse, Stockstrasse, Stockplatz
und Jacobsgasse. Ein Tor, ehemals ein Eingang ins Judenviertel, ist Ecke
Judengasse und Hauptplatz erhalten und das Haus Judengasse Nr.2, gleich links
hinter dem Tor, stammt aus dem Jahre 1311 und wird für das älteste noch
existierende jüdische Haus in Deutschland gehalten.
Das Stadtarchiv, Weberbachstrasse 25,
besitzt eine Sammlung von Dokumenten zur Geschichte der Juden in Trier bis
zur Ausrottung der Gemeinde durch die Nazis auf Mikrofilm. Das Archiv ist
Montag bis Freitag von 10 bis 17 Uhr und Samstag von 9 bis 12 Uhr
geöffnet.
An der Stelle, wo einst die Trierer Synagoge aus dem Jahre 1859 stand,
steht heute ein Denkmal. Die Synagoge wurde 1938 verwüstet und 1944 von
Bomben völlig zerstört. Das Denkmal steht Ecke Metzelstrasse und
Zuckerbergstrasse, gegenüber "An der alten Synagoge". Eine neue Synagoge,
1957 erbaut, liegt in der Kaiserstrasse/Hindenburgstrasse. Gottesdienste
werden Freitag um 19 Uhr gehalten. Eine Erinnerungstafel für die im ersten
Weltkrieg gefallenen jüdischen Soldaten aus Trier konnte aus den Ruinen
der Zuckerberg-Synagoge gerettet werden und ist hier zu sehen.
Karl Marx, wohl der bekannteste Sohn Triers, wurde 1818 in dem Haus
Brücken strasse 10 geboren. Sein Vater, ein Rechtsanwalt aus einer alten
Rabbiner- Familie, trat kurz nach der Geburt seines Sohnes, wohl um seine
Zukunft zu sichern, zum Christentum über. Das Haus ist heute ein Museum
und Montag von 13 bis 18 Uhr, Dienstag bis Sonntag 10 bis 13 und 15 bis 18
Uhr geöffnet.
Das sehr große und sehr reiche Dom- und Diözesanmuseum stellt Statuen der
Triumphierenden Kirche und der Besieg ten Synagoge aus dem 13. Jahrhundert
aus. Sie stammen von der Westfassade der Liebfrauenkirche. Das Museum ist
Montag bis Samstag von 9 bis 13 und von 14 bis 17 Uhr und Sonn- und Feier
tag von 13 bis 17 Uhr geöffnet. (Abbil dung siehe unter Region Köln /
Trier)
|
http://www.trier.de |
Der jüdische Friedhof
Weidegasse 11, Ecke Gilbertstrasse, stammt aus der Mitte des 17. Jahrhunderts
und wurde bis 1922 benützt. Er ist versperrt und von einer hohen Mauer umgeben.
Den Schlüssel kann man bei Herrn Schwebel (Tel. 30633) erhalten. 1920 wurde ein
neuer jüdischer Friedhof eingeweiht. Er ist Teil des neuen Städtischen
Friedhofes und liegt beim Eingang Herzogenbuscherstrasse rechts. Es gibt zwei
Denkmäler für die Juden von Trier, die durch die Nazis ums Leben kamen.
Sehenswert ist auch noch:
die Porta Nigra, einst ein Tor der römischen Festungsanlage, heute das
bedeutendste Wahrzeichen für die Anwesenheit der Römer in Deutschland; der teils
römische, teils romanische Dom mit seinen reichen Schätzen und dem bereits
erwähnten Dom- und Diözesanmuseum ganz in der Nähe; die römischen Bäder und die
römische Basilika, beides einst Teil eines Palastes, der von Konstantin dem
Grossen erbaut wurde; die frühgotische Liebfrauenkirche, und vieles andere.
Kurz
vor dem Hauptmarkt führt rechts die Judengasse in das mittelalterliche
Judenviertel. Die hier hergestellten antike Gewichte mit hebräischen
Kleininschriften bezeugen, daß es schon im ersten und zweiten Jahrhundert
Juden im römischen Trier gab. Vom elften Jahrhundert an haben wir
urkundliche Quellen über eine Trierer Judengemeinde. 1235 ließen vier
Juden ihre Häuser auf der linken Seite der späteren Judengasse bauen. Die
Keller sind spätromanisch; im heutigen IRISH PUB ist noch der zugemauerte
Eingang zu einem Fluchttunnel zu sehen, der zur ummauerten Domstadt
führte. 1349 wurden die Juden aus Trier vertrieben. Viele Juden wanderten
Richtung Osten. Als die Juden nach 1600 wieder in die Stadt zurückgerufen
wurden, hatten sie kein eigenes Viertel, sondern siedelten sich über die
Stadt verstreut an. Durch die Vertreibung und Vernichtung im »Dritten
Reich« ist die Trierer Judengemeinde heute recht klein (die neue Synagoge
liegt in der Kaiserstraße).
WÜRZBURG
UNTER-ALTERTHEIM
WORMS
liegt am Rhein, rund 70 km südwestlich
von Frankfurt, neben derA ~,l und an der Bundesstrasse 47.
- Restaurierter Synagogen-Komplex mit
Museum und rituellem Bad aus dem 12. jahrhundert
- Europas ältester jüdischer Friedhof
mit einem Grabstein aus dem Jahre 1076/77.
Unter den mitteleuropäischen Juden des
Mittelalters war Worms wegen seiner gu ten Bedingungen für jüdisches Leben und
jüdische Gelehrsamkeit als das "Kleine Jerusalem' bekannt. Worms spielte im
Mittelalter zusammen mit den Schwester-Gemeinden in Mainz und Speyer eine
wichtige Rolle als Zentrum für die jüdische Religions- und Rechts- lehre. Unter
seinen grossen Lehrern, all gemein bekannt unter der Bezeichnung "die Weisen von
Worms", studierte auch der berühmteste Schüler von Worms, So lomon ben Isaac aus
Troyes, später bes ser bekannt als Rashi. Die Gemeinde war wohlhabend und
einflussreich, bis 1096 die Kreuzritter nach Worms kamen. Die Juden versuchten
zwar im Bischofspalast Schutz zu finden, wurden aber von den Kreuzrittern
überwältigt und ermordet oder starben durch eigene Hand. Rund 800 Juden starben
in diesen Tagen. Eini ge retteten ihr Leben, indem sie sich tau fen liessen, nur
um ein Jahr später zum Judentum zurückzukehren. Während des zweiten Kreuzzuges
flohen die Juden aus Worms und fanden in verschiedenen Fe stungen der Umgebung
Schutz. Der Schutz für die Juden ging aus den Hän den des Kaisers an den Bischof
und spä ter an die Stadt über. Während der Ver folgungen anlässlich der
schwarzen Pest im Jahr 1349 zündete die jüdische Gemeinde ihre Häuser an und
starb so durch eigene Hand und "zu Ehren des geheiligten Namens", statt sich vom
Mob massakrieren zu lassen. Bereits 1 353 bil dete sich eine neue Gemeinde, die
dann mit zwei kurzen Unterbrechungen bis 1942, als die letzten Juden aus Worms
de portiert wurden, existierte. 462 Juden aus Worms kamen in deutschen KZ's um.
Heute gibt es in Worms keine jüdische Gemeinde mehr.
In Worms wurde die erste Synagoge im Jahre 1034 erbaut. Eine Steintafel, auf der
diese Jahreszahl sowie der Name des Stifters zu sehen ist, befindet sich an der
Aussenmauer neben dem Eingang des Nachfolgerbaus. Die alte Synagoge wurde im
ersten und im zweiten Kreuz zug schwer beschädigt, sodass gegen Ende des 12.
Jahrhunderts eine neue Synagoge gebaut wurde. Diese wurde östlich von der alten
Synagoge gebaut, wobei die Ostmauer der alten Synagoge als Westmauer der neuen
verwendet wur de. Diese Synagoge aus dem 12. Jahrhun dert blieb, obwohl sie
immer wieder teil weise zerstört und wieder aufgebaut wur de, im grossen und
ganzen bis zur Reichskristallnacht vom 9. auf den 10. No vember 1938 erhalten.
Die Synagoge wur de in der Reichskristallnacht durch Brandstiftung zerstört und
die Ruine in den folgenden Jahren abgetragen. Bis da hin war die Wormser
Synagoge die älte ste durchgehend benützte Synagoge der Welt.
Sehr viel Sorgfalt wurde darauf verwen det, diesem uralten Ort des Gebetes und
der Verehrung seinen ursprüngli chen Glanz zurückzugeben. Man verwen dete, wann
immer es möglich war, die ur sprünglich verwendeten alten Steine wie der. Zwar
leben nicht genug Juden in
Der Eingang zur wiedererbauten
Synagoge von Worms. Rechts vom Eingang die Stiftungsin schrift aus dem
Jahr 1 034
für die erste Wormser Synagoge, die etwas westlich
lag.
Worms, um eine Gemeinde zu gründen, aber jüdische Soldaten
der US-Armee halten hier fallweise Gottesdienste ab und bringen ihren eigenen
Rabbi mit.
Die Männer-Synagoge ist ein hoher ge wölbter Raum mit zwei romanischen Säu len,
die den typischen zweischiffigen Raum formen. Die Bimah liegt in der Mit te des
Raumes, eine Raumordnung, die bis ins 19. Jahrhundert typisch für mittel
europäische Synagogen war. Der Eingang ist ein reich verziertes romanisches Por
tal mit Säulen, Bogen und Kapitellen.
Gleich anschliessend im Norden der Männer-Synagoge liegt die Frauen-Syn agoge,
1213 im spät-romanischen Stil erbaut, immer wieder zerstört, wiederaufgebaut und
häufig renoviert. Ur sprünglich waren die beiden Gebetsräu me durch eine Mauer
mit fünf kleinen Fenstern, durch die die Frauen dem Got tesdienst folgen
konnten, getrennt. Viel später wurde die Mauer entfernt, es blie ben zwei offene
Bögen, die die beiden Räume verbanden. Die Frauen-Synagoge wird von nur einer
Säule getragen und ist somit das älteste bekannte Beispiel ei nes
Ein-Säulen-Raumes in Deutschland.
Im Garten hinter der Synagoge führt eine Steintreppe in das im romanischem Stil
erbaute rituelle Bad aus dem frühen 12. Jahrhundert. Eine verwinkelte Treppe mit
41 Steinstufen führt nach unten, vor bei an kleinen Umkleideräumen, Ni schen für
Lampen und einem Balkon mit romanischen Fenstern mit Blick auf das darunter
liegende Wasser. Das Bad war bis ins 18. Jahrhundert durchgehend in Gebrauch. Im
19. Jahrhundert wurde das Bad als Teil der Kanalisation benutzt. 1895 wurde es
gereinigt und restauriert. Es wird heute noch von durchreisenden jüdischen
Frauen verwendet, die den Wunsch haben, diese reinigende Zere monie am selben
Ort und auf die selbe Weise vorzunehmen, wie andere jüdi sche Frauen das hier in
mehr als acht Jahrhunderten taten.
Der Geist der Renaissance durchdringt die Rashi-Yeshiva, die hinter der West-
mauer der Männersynagoge liegt. Die Yeshiva wurde 1624 zu Ehren des gros sen
Gelehrten, der um 1060 in Worms studierte und dessen Auslegung des Tal mud immer
noch gedruckt und gelesen wird, errichtet. Zwar erzählt die Legende, dass Rashi
auf dem in der Yeshiva ausge stellten Stuhl sitzend unterrichtet habe, aber
Rashi war erst 20 Jahre alt und Schü ler, als er in Worms lebte, und der Stuhl,
obwohl heute alt, ist immer noch 600 Jah re jünger als der grosse Rashi. Der
Stuhl wurde zusammen mit vielen anderen wertvollen Objekten und Dokumenten durch
Dr. Friedrich Illert, Chef des Stadt- archivs während der Nazizeit, vor der
Vernichtung gerettet.
Das jüdische Museum steht heute auf den romanischen und mittelalterlichen
Fundamenten, auf denen einst eine Yes hiva und später ein jüdisches Tanz- und
Hochzeitshaus errichtet wurden. Das, Mu seum stellt eine Sammlung von Ritual-
und Gebrauchsgegenständen sowie Do kumente, die die tausendjährige Ge schichte
der Wormser Juden betreffen, aus. Darunter ist auch ein Schriftstück, mit dem
Karl der Vierte 1348 seine Rech te auf die Juden von Worms der Stadtver waltung
übergibt, sowie Faksimiles der Darmstädter Haggadah aus dem 14. Jahrhundert und
der Londoner Haggadah aus dem 15. Jahrhundert, des Wormser Machsor aus dem Jahr
1272, sowie ande re Gegenstände von historischem Inter esse.
Der Synagogen-Komplex liegt am Syn agogenplatz, gleich neben der Judengas se,
nur einige Meter vom Rashi-Tor ent fernt. Das Museum ist Dienstag bis Sonntagvon
lObis l2undvon 14 bis 17 Uhr geöffnet, die Synagoge und das ritu elle Bad
täglich von Mai bis Oktober von 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr, von Novem
berbisApril von 10 bis l2und 14 bis 16 Uhr.
Der Wormser Friedhof ist der älteste er haltene jüdische Friedhof Europas. Er
diente der Gemeinde fast durchgehend fast 900 Jahre lang. Der älteste erhaltene
Grabstein trägt die Jahreszahl 1076/77. Fast alle der alten Steine stehen nach
Süden statt, wie üblich, nach Osten ge wendet. Viele bekannte Juden sind hier
begraben, darunter auch Rabbi Meir von Rothenburg, Anführer einer Gruppe von
Juden, die im 13. Jahrhundert Deutsch land verlassen wollten, um ins gelobte
Land zu ziehen. Um den Verlust der ho hen Steuern, die die Juden zu zahlen
hatten, zu verhindern, nahm der Kaiser den Rabbi 1286 gefangen. Rabbi Meir starb
1293 in Gefangenschaft, da er ver bot, dass ein Lösegeld für ihn bezahlt werde.
Auch in Gefangenschaft nahm er durch seine Schriften weiter Einfluss. Selbst
sein Leichnam wurde vom Kaiser für weitere 1 4 Jahre unbeerdigt als Geisel
gehalten, bis Alexander ben Salomon Wimpfen, unter der Bedingung, neben Rabbi
Meir begraben zu werden, das Lösegeld zahlte. Ihre Grabsteine stehen heute noch
Seite an Seite, von Steinchen und Papierstreifen, die Besu cher zurückliessen,
bedeckt.
Die gotische "Frauenschul" von Worms
ist der dlteste bekannte Ein-S~iulen-Raum Deutschlands.
Romanische Fe*ister schauen hinunter
auf das Wasserbecken aes rituellen Bades von Worms.
Wie durch ein Wunder hat dieser fast
tausend Jahre alte jüdische Fried hof im Schatten des Doms alle Stürme der
Jahrhunderte fast unbeschädigt überstanden.
Der Friedhof, anders als die Synagoge,
überstand die Nazizeit unzerstört. Er wur de von Dr. Friedrich Illert,
bereits oben erwähnt, gerettet. Er zeigte dem Reichs- führer SS Heinrich
Himmler bei einer In spektion den Friedhof und erweckte sein Interesse für
dessen historische Bedeu tung. Danach war es Dr. Illert möglich, Versuche
der heimischen Nazis, den Friedhof zu zerstören, durch den Hin weis auf
Himmlers Interesse zu verhin dern. Den Vorschlag, sich vor der geplan ten
Zerstörung des Friedhofs sicherheits halber erst mit dem gefürchteten Chef
von SS und Gestapo in Verbindung zu setzen, mochte keiner der lokalen
Nazi- bonzen aufgreifen, und der Friedhof blieb unbehelligt. Der Friedhof
liegt in der Andreasstrasse nahe dem Andreastor und kann täglich zwischen
8 Uhr und dem Einbruch der Dunkelheit besucht
werden. Im Pförtnerhaus ist eine sehr
interessante Broschüre über den Friedhof erhältlich.
Gruppen, die eine Führung wünschen, sollten diese eine Woche zuvor bei der
Stadtinformation, Neumarkt 14, anmelden. Die Führung beinhaltet den
Synagogen-Komplex und den Friedhof aus dem 11. Jahrhundert.
Weitere Sehenswürdigkeiten sind: Der
romanische Dom mit den gotischen Skulpturen aus dem ehemaligen Kreuzgang und die
ebenfalls romanische Paulskirche gleich in der Nähe, sowie das Museum der Stadt
Worms mit seinen reichen Sammlungen.
Die Grabsteine des Rabbi Meir von
Rothenburg und des Alexander ben Salomon Wimpfen, der das immense Lösegeld
für den Leichnam seines verehrten Lehrers an den Kaiser zahlte, stehen
seit fast
700
Jahren Seite an Seite.Hainsfahrt
STRAUBING
liegt rund 140 km nordöstlich von München
und rund 140 km südöstlich von Nürnberg, an der Donau und zwischen den
Bundesstrassen 8 und 20.
- Synagoge aus dem Jahre 1907
- Friedhof aus dem jahre 1923
- Denkmäler
Es existieren Dokumente, die die Existenz
einer jüdischen Gemeinde in Straubing im 13. und 14. Jahrhundert belegen, aber
diese Gemeinde wurde 1338, im Gefolge der Hostienschändungs-Beschuldigung im
nahegelegenen Deggendorf massakriert. Im späten 14. Jahrhundert gab es wieder
eine jüdische Gemeinde, aber bereits 1439 wurden alle Juden aus dem Herzogtum
Straubing-Bayern vertrieben. Danach gibt es bis zur Emanzipation 1872 fast keine
Erwähnungen von Juden in Straubing. Die junge Gemeinde baute 1907 eine
bemerkenswerte neo-romanische Synagoge und legte 1923 einen Friedhof an. 50
Juden aus Straubing kamen in KZ's um, 100 gingen ins Exil. 1945 lebten fast 700
Überlebende der Todesmärsche in Straubing, fast hundert davon blieben und
gründeten eine neue Gemeinde.
Die Synagoge wurde 1938 zwar verwüstet,
aber nicht zerstört. 1945 wurde sie wiederhergestellt und 1988 gründlich
renoviert. Der Synagogen-Komplex in der Wittelsbacherstrasse 2 umfasst ein
Gemeindezentrum, ein rituelles Bad und Gedenktafeln für die jüdischen Opfer der
Nazi-Zeit. Am Giebel der Synagoge befindet sich eine große Tafel mit einer
hebräischen Inschrift mit einem Davidstern darunter. Ein weiteres Denkmal, aus
dem Grabstein eines Rabbiners gemacht, befindet sich in der Rosengasse 22. Der
kleine Friedhof aus dem Jahre 1923 liegt am Thomasweg, gegenüber Nr.5. Der
Schlüssel ist im jüdischen Gemeindezentrum, Wittelsbacherstrasse 2, oder bei
Herrn Aumeier, Thomasweg 6a, der auch den Friedhof betreut, zu erhalten.
Zu besichtigen gäbe es noch: St Jakob, eine
gotische Hallen-Kirche, den nahe gelegenen Ludwigsplatz, und St. Peter,
eine romanische Kirche mit einer Totentanz-Kapelle.
Die Synagoge in Straubing wurde erst
1907
in einem sehr konservativen neo-romanischen Stil erbaut.
WEIDEN
liegt rund 100 km nordöstlich von
Nürnberg, neben der A 93, an den Bundesstrassen 15, 22 und 470.
- Synagoge
- Friedhof aus dem Jahr 1900
Die Synagoge, Ringstrasse 17, wurde 1938
von der SA verwüstet, aber nicht niedergebrannt. 1948 wurde das Gebäude
Überlebenden des KZ's Flossenbürg, die damals in Weiden lebten, übergeben. Die
Gemeinde hat sich nach der Auswanderung vieler ihrer Mitglieder in den
Fünfzigerjahren stabilisiert.
Der Friedhof aus dem Jahr 1900 liegt in
der Sperlingstrasse.
Wenkheim
|