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Zum 8. Mai:
Ein Befreier Berlins erinnert sich

Von Wladimir Gall
"antifa" - Magazin für antifaschistische Politik und Kultur

Als Hitler im Juni 1941 die Sowjetunion überfiel, hatte ich gerade als Germanist die letzten Examen an der Moskauer Hochschule für Geschichte, Philosophie und Literatur bestanden. Gemeinsam mit meinen Kommilitonen und den jüngeren Lehrkräften meldete ich mich sofort freiwillig zur Armee. Das erste Kriegsjahr erlebte ich als Flaksoldat an der Moskauer Front der Luftverteidigung. Im Sommer 1942 wurde ich zu einer Einheit kommandiert, die Aufklärungsarbeit unter deutschen Soldaten leistete. Zu dieser Einheit gehörte später auch Konrad Wolf, mit dem mich von da an bis zu seinem frühen Tod eine tiefe Freundschaft verband.

In den letzten Apriltagen 1945 nahmen wir teil am Kampf um Berlin. Am 1. Mai, fast die ganze Stadt war schon in unseren Händen, gab es nur noch einzelne Widerstandsnester. Eines davon war die Zitadelle in Spandau. Strategisch lag sie so, dass sie unsere über die Juliusbrücke nach Brandenburg ziehenden Truppen gefährdete, also musste sie genommen werden. Dem Oberkommando der 47. Armee war aber bekannt, dass sich außer der militärischen Besatzung hunderte Frauen, Kinder und Greise in der Zitadelle befanden, die dorthin geflüchtet waren. Bei einem Sturmangriff wären sie unweigerlich mit getötet worden. Obwohl sich die faschistischen Militärs in den letzten Kriegswochen an keinerlei internationales Kriegsrecht mehr hielten und auch nicht davor zurückschreckten, Parlamentäre zu erschießen, beschloss das Oberkommando, der Besatzung der Zitadelle die Kapitulation anzubieten und so den sinnlosen Tod vieler Menschen zu verhindern. Dazu wurden zwei Parlamentäre aus unserer Einheit entsandt.

Obwohl alle wussten, dass diese Mission so kurz vor Ende des Krieges fast einem Todesurteil gleichkam, war jeder aus unserem Trupp bereit, zusammen mit unserem Kommandeur, Major Grischin, die Aufgabe zu übernehmen. Die Wahl fiel wegen meiner guten Sprachkenntnisse auf mich. Ich war damals 26 Jahre alt, mein Dienstgrad war Hauptmann. Die Geschichte unserer Aktion hat Konrad Wolf später in seinem Film "Ich war neunzehn" erzählt. Der Kommandant der Zitadelle - ein Oberst, doch kein Militär, sondern ein zur Wehrmacht einberufener Professor für Chemie, stieg mit seinem Stellvertreter über eine Strickleiter aus der verbarrikadierten Zitadelle herunter. Er war nicht abgeneigt, zu kapitulieren, fürchtete jedoch, dass seine Offiziere, darunter einige SS-Leute, dem Führerbefehl folgen und bis zum letzten Mann kämpfen würden. Daraufhin stiegen Grischin und ich mit ihm zusammen hoch und erläuterten den versammelten Offizieren die militärische Lage und unser Angebot.

Seitdem sind fast 60 Jahre vergangen, doch niemals werde ich die Anspannung dieser Minuten vergessen. Der Hass der deutschen Offiziere, die sehr wohl verstanden hatten, dass ihre Sache verloren war, war unbeschreiblich. Ein Funken hätte gereicht, eine Explosion der Gewalt gegen uns auszulösen. Wir gaben ihnen drei Stunden Bedenkzeit, stiegen hinab und gingen in normalem Schritt zu unseren Linien zurück. Bis zur letzten Sekunde rechneten wir damit, mit einer MP-Garbe erledigt zu werden. Doch nach Ablauf der drei Stunden ergaben sie sich.

Unser Einsatz war nicht umsonst gewesen, hunderte Menschen waren gerettet!

Nach dem Sieg wurde ich Leiter der Kulturabteilung der Sowjetischen Militäradministration in Sachsen-Anhalt, danach Dozent an der Antifazentralschule in Krasnogorsk. Nach meiner Demobilisierung habe ich bis zur Rente als Dozent an der Hochschule für Fremdsprachen in Moskau gelehrt. Zum 60. Jahrestag der Befreiung werde ich, wie seit dem schon oft, in Berlin sein und gemeinsam mit meinen deutschen Freunden und allen friedliebenden Menschen der Opfer gedenken, die der schreckliche Krieg unsere Völker gekostet hat.

Deshalb muss unsere Losung bleiben: Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!

Hintergrund

[UNTERSCHRIFTENSAMMLUNG]

Isaak Behar, Gemeindeältester der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, hat gestern die ihm 1993 verliehene Bürgermedaille zurückgegeben, weil er sich durch die Äußerungen des Bürgermeisters von Steglitz-Zehlendorf, Herbert Weber (CDU), zum 8. Mai 1945 und dem Umgang mit diesem Tag zutiefst verletzt fühlt.

Opferdiskurs im Dickicht der Aufrechnung:
Der 8. Mai bleibt und ist Tag der Befreiung
Lange Zeit sah es so aus, als ob regierungsoffiziell zum 60. Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus lediglich an die Kapitulation und das Kriegsende erinnert werden sollte...

Vom Anbeginn zum Neubeginn:
Jüdisches Leben in Pankow

Die Ausstellung der VVN-BdA Berlin-Pankow e. V. stellt auf 40 Bild- und Texttafeln anhand von Fotos, Dokumenten, Statistiken und Chroniken exemplarisch Leben und Wirken, aber auch Schicksale jüdischer Bürgerinnen und Bürger eines Berliner Stadtbezirkes dar...

Ein Gespräch mit Isaak Behar:
"Ich wollte die Ehrenmedaille zurückgeben"
Jüdischer Gemeindeältester hofft auf Einsicht in Berliner Bezirksvertretung. Diskussion auf CDU-Veranstaltung gibt Hoffnung...

Rund um den 60. Jahrestag des 8.Mai 1945:
Was ist eigentlich los in Steglitz-Zehlendorf?
Begonnen hat alles, als die Berliner Bezirksverordneten-Versammlung (BVV) von Steglitz-Zehlendorf über eine Eingabe der PDS-Abgeordneten Wagner zu befinden hatte, die den 8. Mai im Jahre 2005 als einen "Tag der Befreiung" zu begehen beantragte...

Steglitz-Zehlendorf:
Marschieren für die Wehrmacht
Der CDU-Bürgermeister von Steglitz-Zehlendorf, Herbert Weber, steht erneut im geschichtspolitischen Abseits. Eine Rede ist aufgetaucht, in der er Deserteure verunglimpft. Rücktrittsforderungen lauter...

Original oder Fälschung:
Berliner Gedenken
Die Initiative der Berliner Bezirks-CDU, von welcher sich ihr Juniorpartner FDP mittlerweile wohl mehr taktisch, denn aus besserer Einsicht distanziert hat, stützt einen Opferdiskurs der Mehrheitsgesellschaft, in welchem die eigenen Opfer und Kriegserlebnisse noch heute als "Deckerinnerung" zur Verdrängung der Untaten durch die deutsche Tätergeneration im Nationalsozialismus fungieren...

8. Mai:
"Der Kritik in keiner Weise Rechnung getragen"
CDU und FDP halten an umstrittenem Beschluss zum 8. Mai fest. Demagogie in Berliner Bezirksvertretung. Ein Gespräch mit Karin Lau (SPD)...

31. März 1945:
Ostersonntag in der kalten Hölle von Dora Mittelbau

Es ist immer noch kalt in diesen letzten Märztagen, aber hier in Dora Mittelbau im Harz ist es eisig. Die kalte Hölle nennen es die Häftlinge. Es sind ausgemergelte Gestalten, die in den unterirdischen Katakomben von Dora modernste Maschinen bedienen, um neue Raketen zu bauen...

19. März 1945:
Die Hölle von Bergen Belsen

"Auschwitz war die organisierte Hölle, Bergen Belsen ist die Hölle ohne Gnade." Die das sagt, kennt beide Lager: Lin Jadalti ist holländische Jüdin und Freundin von Anne Frank...

hagalil.com 08-04-2005

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