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Koscher leben...
 
 

Rabbiner Samson Rafael Hirsch: Chorew
Versuch über Jisraels Pflichten in der Zerstreuung

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Aus dem ersten Abschnitt:
"Toroth - Geist und Gemüt zum Leben rüstende Lehren"

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Kapitel 12. Stolz (G'avah), Demut ('Anavah)

Hüte dich deinetwillen wohl,
dass nicht du vergessest haSchem deinen Gott,
nicht zu achten Seiner Gebote, Rechtsaussprüche und Seiner Gesetze,
zu denen Ich dich heute verpflichte; -

dass du nicht essest und satt werdest,
gute Häuser bauest und bewohnest,
dein Kind und Schaf sich mehre,
und Gold und Silber sich dir mehre,
und sich mehre alles was dein:

und dann stolz werde dein Herz
und du vergessest haSchem, deinen Gott,
der dich geführt aus Mizrajims Land, aus dem Haus der Sklaven,
der dich geführt in der Wüste, die groß und furchtbar
an Schlangen, Saraf und Skorpion
und Durst und Wassermangel;

der dir Wasser strömen ließ
aus Kieselfelsgestein,
der dich speiste mit Man in Wüste,
den deine Väter nicht kannten,
um dich deine Abhängigkeit fühlen zu lassen und dich prüfend zu heben,
und dir gut zu tun in deinem Ende; -

und du dann sprächest in deinem Herzen:
Meine Kraft und Stärke meiner Hand
hat dies Vermögen mir verschafft! -
vielmehr gedenke haSchem, deinen Gott,
dass Er es ist,
der dir Kraft gibt Vermögen zu erwerben,
aufrecht zu halten Seinen Bund,
den Er geschworen deinen Vätern, wie heute.

(V, 8, 11.) (Siehe auch V, 9, 4 u. ff.)

§ 92.

Sei nicht stolz! Siehe nie irgend etwas an, das du dein nennst, nicht dein Vermögen, nicht deine Körperstärke und Schönheit, nicht deine Geistesschärfe und Fähigkeit, ohne zu gedenken, dass nicht du dir es verschafft hast, sondern Gott dir es geliehen hat, Er allein es ist, dem du es zu verdanken hast, ja Er noch Herr darüber ist, obgleich du es dein nennst, - denke daran, und hüte dich vor Stolz.

§ 93.

Alles wird dem Menschen aus des Himmels Händen gegeben: Stärke, Reichtum, Gesundheit, Klugheit, Schönheit, und alle andern Güter, deren der Mensch sich freut, und nur eins ist in des Menschen Händen, - und dies eine ist Gottesfurcht und Pflichterfüllung mit allem dem, das Gott dazu verleiht -: und du wolltest stolz sein auf das, was dein nicht ist, und dein Verdienst nicht ist, dass du es habest?
O, je mehr dich Gottes Segen überströmt, um so mehr müsstest du Gottes Grosse und deine Kleinheit fühlen; - je mehr dir wird, je weniger wirst du; - je mehr du hast, je kleiner bist du; - denn immer größer wird deine Pflicht - und kleiner dagegen dein Verdienst. -

Siehe dein Leben, - gedenke der Wohltaten, die Gott dir und deinem Volk gespendet, - denke dir Gottes Schutz und Güte fort aus deinem Leben - und siehe da, - ohne Gottes Schutz, - auch heute ist der Schauplatz jedes Menschenlebens eine Wüste wie einst den Vätern, - wo jeder Schritt Gefahr droht und Tod, und nur aus des Himmels Händen dir Schutz und Man dir Nahrung wird, - siehe dich und deine ganze Vergangenheit und Gegenwart so: nur durch Gott und aus Gott - und frage dich, ob du stolz sein könntest.

§ 94.

Du warst fleißig, - hast rüstig gestrebt, - und es gelang dir, Vermögen, es gelang dir, Kenntnisse zu erwerben, - nun wohl! Denn ohne rüstiges Streben und ohne Fleiß und Mühe wird uns nichts; - aber stolz willst du deshalb sein?
Stolz gegen minder Reiche, minder Erkenntnisvolle?
Wer ist's denn, der dir Kraft und Gelegenheit und Segen geben musste, um Vermögen und Kenntnis zu erlangen - ist es nicht Gott?

§ 95.

Aber auf Recht, Gerechtigkeit und Liebe, die du geübt hast? Zähle deine Guttaten - zähle aber auch deine Güter, die du aus Gottes Händen erhalten, zähle auch deine Pflichten, die Gott von dir fordern kann, - ob du nur eine Guttat aufweisen kannst, wodurch du mehr getan als nur einen kleinen Teil deiner Pflichten gegen Gott erfüllt zu haben, dem du alles schuldig bist, der dir schon lange zuvor Wohltaten übte, ehe du noch gar erkennen konntest, geschweige vergelten, - und der in jedem Augenblick dich mit neuer Güte überstrahlt; ob du nicht ewig und immer Schuldner bleibst an Gottes Güte - Schuldner, selbst wenn du alles getan hast - eben für diesen Segensberuf der Gott nachstrebenden Tat, in den Er dich rief und setzte - und du willst stolz sein?
O, eben wenn du alles getan hast - wenn du wahrhaft gut, und durch und durch gut bist, - dann eben wirst du gar kein Stolzgefühl kennen; - hast ja dein Leben durch als Gottes Diener dich gefühlt, als Gottes Diener gestrebt, - Seligkeit eines solchen Dienstes gefühlt - und in diesem Seligkeitsgefühl aufgestrebt zu Gott und Ihn geliebt, - geliebt als den, ohne den du nichts - und nur von Ihm, durch Ihn und in Seinem Beistand etwas - du und deine Tat bist - und wüsstest etwa von Stolz? -
Würdest du stolz, - in dem Augenblick raubtest du, so viel an dir ist, deinem ganzen schon errungenen Leben allen Wert, denn was wäre es, wenn nicht in der Gesinnung geübt Gott zu dienen?
Aber vor allem, in dem Augenblick öffnetest du der Sünde die Türe und raubtest dir alle Fähigkeit zu guten Taten für die Zukunft; denn im Stolz wirst du sorglos - und unbewacht überrascht dich das Tier in dir und ringt sich los von seiner Kette, - und unmittelbar im Stolz erwacht die Selbstsucht - und du trittst aus aus dem Allchor der Gott dienenden Wesen
- wirst dir selber ein Götze. -

§ 96.

Hüte dich vor Stolz!
Es hat die Sünde keinen größeren Freund als den Stolz. - Stolz war es, nebst dem Reiz nach Genuss, der die ersten Menschen sündigen ließ, sie Götter gleich selbst bestimmen zu lassen, was gut sei oder böse.

Stolz, Besitzesstolz führte Kajin zum Brudermord.
Stolz, Besitzesstolz, der um Bawel die Menschen zur Gottesleugnung und Selbstvergötterung führt.
Stolz, Besitzesstolz, nebst Genussesliebe ließ unsere Väter auf Gottes Boden Gottes Lehren vergessen und entriss ihnen so das Glück, auf das sie stolz geworden.

Stolz, der noch heute jeder Sünde vorangehen muss; denn kannst du in dem Augenblick der Sünde noch denken, dass dein nicht ist was du missbrauchst, und würdest du es missbrauchen - wenn du es dächtest?
Stolz und Reiz nach Genuss sind die Eltern der meisten Sünden, - der Reiz nach Genuss lässt dich das Böse wünschen und Stolz lässt es dich erstreben, trotz göttlichem Verbot - darum hüte dich vor dem Stolz.

§ 97.

Und statt des Stolzes mache dir eine bescheidene Demut eigen, jene wahre Demut, 'Anavah, die sich wahrhaft mit allem, was ihr ist, nur von Gott abhängig fühlt; sich arm oder reich nur in Gott erblickt, und darum alles nur als Mittel geliehen ansieht, um Gottes Willen zu erfüllen.

Jene Demut, die das All nicht für sich, sondern sich dem All geschenkt erkennt, um jeglichem Wesen, das in ihren Kreis tritt, so viel Segen zu werden als Gott Kraft verleiht, und darum nur diesen Anspruch der Wesen an sie kennt; - die darum himmelweit von jener falschen Demut verschieden ist, die, um nicht wirken zu brauchen, sich nur schwach fühlt und unkräftig erschlafft; - die vielmehr, eben weil sie den Anspruch aller Wesen an sie kennt, und ihn allein kennt, doppelt kräftig sich erhebt zum segensvollen Wirken, und deren höchste Blüte im Leben "Chassidut" wird, jene erhabene Liebe, die nichts für sich ist, alles nur für andere ist, und, sich selbst nicht in ihrem Recht lebend, ganz durch und durch sich nur der Gesamtheit weiht.

Wiederum himmelweit von jener falschen Chassidut fern, die, als das Gegenspiel von der wahren, statt ganz ins Leben zu treten und alles für andere zu sein, aus dem Leben tritt, - für sich selber nichts ist - aber auch nichts für andere - und andere für sich sein lässt. - Der größte Mensch, der je gelebt hat, ward zum größten Menschen durch Anavah - nur sie rühmt die Schrift von Moschehs großen Eigenschaften, und in David, dem sein eigenes Recht nie vertretenden, und sein ganzes Geistes- und Tatenleben seinem Volk weihenden Mann, erscheint dir Chasiduth im Leben. - Anavah erwirb dir - dann kannst du nicht sündigen.

>> Kap.: 13 Gelüst - Taavah

Rabbi Moses Ben Nachman:
Brief des RaMBaN an seinen Sohn

Der "Brief über Bescheidenheit"...

hagalil.com 15-09-2004



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