Jüdischer
Glaube und jüdisches Leben:
Was ist koscher?"Was
ist koscher?"
Ullstein Verlag München 2003, ISBN 3-54836-713-5
Im alltagssprachlichen Verständnis ist etwas "nicht ganz koscher",
wenn scheinbar irgendwie damit nicht alles ganz in Ordnung ist. In der
ursprünglich jüdischen Bedeutung des Begriffs allerdings ist das, weshalb
etwas unkoscher ist, alles andere als unbestimmt. Und deshalb kann man sich,
recht eigentlich besehen, über die Frage nach dem Koscheren das ganze
Judentum erschließen.
Diesen Schluss jedenfalls darf man aus der Lektüre von Paul Spiegels
Grundkurs in jüdischer Religionslehre mit dem Titel Was ist koscher? ziehen.
Die jüdischen Mitzwot nämlich, die Ge- und Verbote, sollen Richtlinie und
Wegweiser sein, "jeden Moment des Lebens, vom Erwachen bis zur Nachtruhe, zu
heiligen, dem Leben also einen höheren Sinn zu geben". Und das gilt, gerade
weil das Judentum keinerlei Form der Askese kennt, auch für den rechten
Genuss der Speisen, wo der Begriff des Koscheren seine eigentliche Heimat
hat.
Anstoß für dieses Buch waren dem Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in
Deutschland all die Fragen, mit denen ihn vor allem Nichtjuden, aber auch
Juden im Laufe der Jahre so konfrontiert haben. Spiegel hat kein
religionswissenschaftliches Kompendium geschrieben. Er hat vielmehr ein
möglichst breites Publikum im Auge, dem er die Verhaltensvorschriften der
Thora ebenso verständlich wie kurzweilig erklären will. Und das ist ihm
gelungen!
Und so erfährt man alles Wichtige über die Unterschiede zwischen orthodoxem
und liberalem Judentum, über den Sinn und Zweck der Beschneidung, die
Bedeutung der Synagoge für das jüdische Gemeindeleben und weshalb Juden
glauben, sie seien das von Gott "auserwählte Volk". Aber auch, was Juden an
Silvester machen, warum sie am Schabbat nicht arbeiten und was es mit der
typisch jüdischen Barttracht auf sich hat, erläutert Spiegel in seinem mit
leichter Feder geschriebenen, durchweg jedoch sehr informativen und
lesenswerten Buch. (Eine Rezension von Hasso Greb, Amazon.de-Redaktion)
»Nur das, was man nicht kennt, macht Angst.« Nach diesem Motto lebt und
arbeitet der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Um das
Fremde vertraut zu machen, beantwortet Paul Spiegel in diesem lebensklugen
Buch Fragen zu Religion, Tradition und Alltag der Juden.
Paul Spiegel, den Johannes Rau als »Glücksfall für unser Land« würdigte, ist
in der jüdischen Tradition verwurzelt. Er hat es sich zu einer Lebensaufgabe
gemacht, der Öffentlichkeit die Grundzüge jüdischen Lebens und jüdischen
Glaubens verständlich zu machen, weil er überzeugt ist, dass Toleranz und
friedvolles Zusammenleben nur möglich sind, wenn jeder weiß, was der andere
denkt und fühlt. Erstmals gibt er hier klare, einleuchtende Antworten auf
alle Fragen, die ihm immer wieder gestellt werden; er erzählt von jüdischer
Religion und Geschichte, erklärt Riten und Festtage, die Rolle der Familie
und des jüdischen Humors. Natürlich geht er auch auf aktuelle Fragen ein,
auf jüdisches Leben nach dem Holocaust und die Bedeutung des Staates Israel
für Juden in aller Welt. Mit diesem umfassenden, warmherzigen, auch auf
eigenem Erleben beruhenden Buch leistet Paul Spiegel einen wichtigen Beitrag
zur Verwirklichung einer Gesellschaft, in der Vorurteile durch gegenseitige
Kenntnis überwunden werden.
Artikel
und Video (23 min.), Paul Spiegel in der Talkshow von Johannes B.
Kerner über sein Buch "Was ist koscher?", 28. Mai 2004, ZDF
1937 - 2006:
Dr. h.c. Paul Spiegel
Dr. h.c. Paul Spiegel wurde am 31. Dezember 1937 im
westfälischen Warendorf geboren. Die traumatischen Kindheitserlebnisse von
nationalsozialistischer Verfolgung und Krieg schärften das politische
Bewusstsein des jungen Paul Spiegel frühzeitig.
Jehi Sikhro barukh:
Paul Spiegel
Am Donnerstag, den 4. Mai 2006
wird Paul Spiegel in der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf beigesetzt. Die
Trauerfeier findet im Familien- und Freundeskreis statt. Die Presse wird
gebeten, die Privatsphäre der Trauernden zu respektieren.
Ebenfalls
von Paul Spiegel:
"Wieder
zu Hause?"
Ullstein Verlag München 2003, ISBN 3-54836-395-4
siehe auch:
Spiegels Rede
gegen Antisemitismus und Ausländerhass am 9.November 2000 in Berlin |