Barukh
Dajan haEmeth!
Paul Spiegel
1937 - 2006
Paul Spiegel, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland,
starb am Sonntag in den frühen Morgenstunden nach langer und schwerer
Krankheit im Alter von nur 68 Jahren. Er war erst zu Pesach aus einem
mehrwöchigen Koma erwacht.
Am Donnerstag, den 4. Mai 2006 wird Paul Spiegel
in der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf beigesetzt. Die Trauerfeier
findet im Familien- und Freundeskreis statt. Die Presse wird gebeten, die
Privatsphäre der Trauernden zu respektieren.
Zum Tod von Paul Spiegel sel. A. liegt am Berliner Sitz des
Zentralrats der Juden in Deutschland ein Kondolenzbuch aus. Im
Leo-Baeck-Haus, Tucholskystraße 9 in Berlin/Mitte, können Besucher bis zum
15. Mai, Montag bis Donnerstag von 9 bis 17 Uhr und Freitag von 9 bis 14
Uhr, ihre Anteilnahme zum Ausdruck bringen.
Auf einer zentralen Gedenkfeier in Düsseldorf am Sonntag, den 28. Mai
2006 würdigt der Zentralrat der Juden in Deutschland seinen am 30. April
verstorbenen Präsidenten, Dr. h.c. Paul Spiegel sel. A. und nimmt
Abschied. Die Veranstaltung am 28. Mai beginnt um 14 Uhr in der
Düsseldorfer „Tonhalle", Ehrenhof 1. Der Termin musste aus
organisatorischen Gründen leider um eine Woche verschoben werden.
Schon direkt nachdem er das schwere Amt von
Ignatz Bubis, der
sehr enttäuscht und resigniert gestorben war, übernommen hatte, warnte
Spiegel vor Gleichgültigkeit und stummer Zustimmung zu rechtsextremer und
antisemitischer Hetze und Gewalt. Immer wieder musste er diese Warnung
wiederholen. Er setzte sich nicht nur für Juden, sondern auch für
Flüchtlinge, Aussiedler, Schwule und andere benachteiligte Minderheiten
ein. Bekannt ist nicht zuletzt seine
Rede am 09-11-2000.
Schließlich forderte er von der deutschen Gesellschaft deutliche Signale
der nichtjüdischen Menschen, dass sie jüdisches Leben in diesem Land
wirklich haben wollen. Dazu gehörte für ihn ein klares Bekenntnis und
entsprechende Taten.
Für ihn gingen
Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus stets alle Menschen an. Um
breite Bevölkerungsschichten dafür zu sensibilisieren, gab es seiner
Meinung nach keine Patentrezepte. Information und Diskussion standen
allerdings im Mittelpunkt im
Kampf
gegen Intoleranz.
Stephan Kramer, der Generalsekretär des
Zentralrats, sprach von "einem schwerwiegenden und kaum zu
beschreibenden Verlust für Juden und Nicht-Juden in Deutschland": "Wir
verlieren einen bedeutenden Juden und Europäer. Paul Spiegel war ein
großer Brückenbauer. Er hat weit über alle Konfessionsgrenzen hinaus und
in allen gesellschaftlichen Gruppen Vertrauen genossen".
Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte: "Paul Spiegel war eine
beeindruckende Persönlichkeit und hat sich mit großer Leidenschaft und
all seiner Kraft für eine gute Zukunft der jüdischen Gemeinschaft in
Deutschland eingesetzt".
Otto Schily, Bundesinnenminister a.D., beschrieb Paul Spiegel als einen
"stets wachsamen Kämpfer gegen Antisemitismus, Rassismus und
Fremdenfeindlichkeit, der einen herausragenden Beitrag für die
Demokratie, die Integration der neu entstandenen jüdischen
Gemeinschaften in die deutsche Gesellschaft und den interreligiösen und
interkulturellen Dialog geleistet hat".
[EINGANG HAGALIL]
[FORUM
/ KONDOLENZBUCH]
1937 - 2006:
Dr. h.c. Paul Spiegel
Dr. h.c. Paul Spiegel wurde am 31. Dezember 1937 im
westfälischen Warendorf geboren.
Angesichts antisemitischer Entgleisungen:
Nicht frei von Skepsis
Paul Spiegel entwickelte sich in seiner Amtszeit zu einem
profilierten Anwalt des deutschen Judentums, der unverblümt und klar
verständlich Position bezog und dem eine Sonderstellung deutscher Juden
kein Anliegen war...
Auch in Spiegels Namen:
Das Engagement gegen
Rechtsextremismus und Antisemitismus muss fortgesetzt werden
Seine Stimme war bei allen Fragen der christlich-jüdischen und der
deutsch-israelischen Beziehungen stets präsent...
Trauer um Paul Spiegel in der WUPJ:
"Respekt und Zuneigung
für einen Brückenbauer"
Spiegel hat sich vor allem darum verdient gemacht, die liberalen und die
orthodoxen Juden in Deutschland zu vereinen...
Mit Leidenschaft und all seiner Kraft:
"Gegen das Erstarken
des Antisemitismus"
Über die Nachfolge des verstorbenen Präsidenten des Zentralrats der
Juden in Deutschland (ZJD) wird, so der Generalsekratär des ZJD, Stephan
Kramer, frühestens nach der einmonatigen Trauerzeit entscheiden...
Der Vorsitzende der SPD:
"Spiegels größtes
Anliegen war die Aufklärung der Nichtjuden über das Judentum in
Deutschland"
Im Kampf gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus hat
Paul Spiegel niemals resigniert...
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