Die Erklärung der libanesischen Regierung, sie sei bereit, ihre Armee
im Südlibanon zu stationieren, ist ein dramatisches Angebot, über dem einige
Fragezeichen schweben. Aber Israel muss es ernsthaft überprüfen, ansonsten
wird es noch tiefer im Krieg versinken. Sollte Israel dem Angebot zustimmen,
werden dadurch die Absichten der libanesischen Regierung auf die Probe
gestellt.
Das größte Fragezeichen von allen ist die öffentliche Haltung der
Hisbollah. Verschiedene Sprecher sagten gestern im Namen der Organisation,
ihre Führung hätte zugestimmt. Es ist kaum anzunehmen, dass ihre stolzen
Kämpfer es zulassen werden, dass eine andere bewaffnete Kraft an den
Absperrungen steht und ihren Leuten sagt, wo sie passieren dürfen und wo
nicht. Die Frage lautet nun, ob es sich um einen Trick der Hisbollah
handelt, mit dem Israel zu einer Feuerpause verführt werden soll. Oder
wirklich um eine Kapitulation vor der Forderung der Mehrheit im Libanon.
Das komplizierteste Szenario, das entstehen könnte, ist eine plötzliche
Weigerung der Hisbollah, nach dem Rückzug Israels, ihren Teil des Deals zu
erfüllen. In einem solchen Fall würde es der libanesischen Regierung schwer
fallen, die Armee gegen ihren Willen in den Südlibanon zu schicken. Ein
Zwang würde zu Desertierungen führen, die mit einer Auflösung der
libanesischen Armee enden könnten.
Die libanesische Regierungserklärung ist das Ergebnis einer stillen
französischen Initiative und amerikanischer und saudi-arabischer Hilfe. Der
geheime Vermittler zwischen vier Hauptstädten war Sa'ad Hariri, der
Vorsitzende der Fraktion "Strom der Zukunft" im Parlament und enger Berater
von Libanons Premier Seniora. Ein Durchbruch wurde gestern möglich, nachdem
Nabia Beri, der Führer von Amal, die Zustimmung der Hisbollah erhalten
hatte. Präsident Lahoud schlug hingegen vor, mit der Stationierung bis nach
dem Rückzug Israels zu warten.
Fuad Seniora, der kluge und angenehme Mann, ist die Überraschung der
letzten Tage. Er übte scharfe Kritik an Israel, ließ sich jedoch zu keinen
kriegerischen Erklärungen hinreißen. Im selben Atemzug griff er auch Syrien
und den Iran an. Er bremste den Vorschlag des syrischen Aussenministeriums
ein Lob an die Hisbollah zu veröffentlichen. Seniora ist ein echter Patriot,
nicht von der Art Nasrallahs. Wenn er auch noch über Macht verfügen würde,
würde es sich lohnen, Geschäfte mit ihm zu machen.
Vraiment - une Grande Nation:
Die französische Option
Im Gegensatz zum einseitigen Bild, das in Israel
von der Rolle Frankreichs im Libanon gezeichnet wird, ist diese Rolle
komplexer und viel positiver als es den Anschein hat. Frankreich trug viel
zu Syriens Rückzug aus dem Libanon bei...
Syrien hat kaum Einfluss auf die Hisbollah:
Assad will verhandeln
Erstmals seit Ausbruch der Kampfhandlungen traf der syrische Präsident Assad
mit einem westlichen Politiker zusammen, um über eine politische Regelung
zur Beilegung des Konflikts zu beraten...
Ahlan vaSachlan:
Was Syrien wissen sollte
Der syrische Aussenminister fügte nun hinzu, wenn Israel Syrien
angreife, sei Syrien bereit Krieg zu führen: "Wenn ihr Krieg wollt, Ahlan
vasachlan!"...
Signale aus Damaskus:
Es ist Zeit in Ruhe zu reden!
Zumindest aus Damaskus kommen wieder Signale, die an die im Jahr
2000 abgebrochenen Gespräche anknüpfen möchten...
Das Angesicht des Nahen Ostens - unverändert:
Gespräche??? Ja, Gespräche!
In einer Ansprache, die Premier Olmert vor der Offiziersakademie
gehalten hat, erklärte er, dass das Angesicht des Nahen Osten sich schon
verändert habe...
Mahner der Gesellschaft:
Die Prüfung der zionistischen Linken
Die militärische Antwort in Gaza ist in unseren Augen
angebracht, und die Antwort in Libanon ist nicht weniger gerechtfertigt -
aber das ist nicht Grund genug, alle Aspekte des Krieges zu unterstützen...