Nach einem Beitrag von Ben Caspit aus M'ariw
Zu der Zeit, wo diese Zeilen geschrieben werden, kämpft Ariel Sharon
um sein Leben. Wer sein ganzes Leben mit seiner körperlichen Stärke geprotzt
hat, mit der Familiengenetik, der endlosen Lebenserwartung der Scheinermann
Dynastie, fand sich plötzlich Mittwoch Abend bewusstlos, am Oberkörper
gelähmt und um sein Leben kämpfend wieder.
In den letzten Tagen war Sharon unter sehr großem Druck. Vielleicht so
sehr, wie noch nie. Der Held der israelischen Feldzüge und Absolvent vieler
politischen Kämpfe, der nie zurückgeschreckt war, nie gezögert hatte, nicht
gezwinkert und nicht gefürchtet hatte, hatte nun Angst.
Die Notwendigkeit einer Angiographie unter Vollnarkose, des Verlustes der
Kontrolle über sein Schicksal, diese Aussicht hat ihm seine Gelassenheit
geraubt.
In den letzten Tagen versuchten Vertraute aus einem Umfeld, die
Angiographie zu verschieben. Vielleicht sogar darauf zu verzichten. Sein
Freund, der Werbefachmann Reuven Adler, führte diesen Kurs an.
Der Streit war zwischen der amerikanischen These, wonach ein einzelnes
Blutgerinnsel, wie es bei Sharon war, infolge eines Herzfehlers, sofort zu
einer Angiographie führen muss. Diese Einstellung überwog bis dahin
gegenüber der europäischen Auffassung, wonach man einen zweiten Schlaganfall
abwarten kann, bevor man das Risiko des Einsatzes eines Herzkatheters
eingeht.
Inzwischen hat sich die Lage geändert. Es bleibt nichts mehr abzuwägen.
Scharon erlitt eine schwere Blutung im Gehirn. Es bleiben nur noch die Ärzte
und das Gebet.
Ein ganzes Land und ein Mann:
Von Schock zur Trauer
Die Einlieferung des Premiers in solch schwerem Zustand hat unseren
blank gelegten Nerv wieder aufgerissen, so Sima Kadmon in Jedioth
achronoth: Fünf Jahre hat sich ein ganzes Land um einen Mann
gedreht, um Arik, Ariel Sharon...
Der letzte der Giganten:
Leb wohl, Generation von 1948
Während diese Zeilen geschrieben werden, kämpft Ariel Scharon um
sein Leben. Und man muss kein Neurologe sein um zu wissen, dass
seine Tage im Büro des Premierministers vorüber sind...
Mitten im Wahlkampf:
Scharon hinterlässt ein Vakuum
Entsprechend dem Spruch, dass jeder Mensch
ersetzbar sei, kommt eine beklemmende Ratlosigkeit auf, bei der
Frage, wie es nun weitergehen könnte. In der ganzen Parteilandschaft
Israels, durch Scharons Weggang vom Likud ohnehin durcheinander
geraten, ist weit und breit kein ebenbürtiger Politiker zu
entdecken...
Israel im Schock:
Scharons lange Nacht
Einige verwendeten das unheimliche Wort "Anusch", was
so viel bedeutet wie "im Sterben liegen". Nur selten hat ein als
"Anusch" eingestufter Patient überlebt. Dann ist immer die Rede von
einem "medizinischen Wunder"...
Gesetzeslage:
Ehud Olmert kann alle Entscheidungen treffen
Der stellvertretende Premierminister ist autorisiert,
alle Entscheidungen zu treffen, ob sie dringend sind oder nicht...