Zum 65. Jahrestag der Befreiung des
Konzentrationslagers Buchenwald am 11. April 1945: haGalil
Themenschwerpunkt Ernst Federn
Ein Lebenskünstler:
Ernst Federn, Pionier der kollektiv orientierten Psychoanalyse
Ernst Federns Leben trägt die Signatur des 20. Jahrhunderts: Es
führte von Wien über Dachau und Buchenwald nach Brüssel, dann in
die USA und schließlich wieder nach Wien. Ernst Federn, der vor
65 Jahren, am 11. April 1945, von amerikanischen Truppen aus
Buchenwald befreit wurde, gilt als einer der führenden
Historiker der Psychoanalyse sowie als Pionier der
Psychoanalytischen Pädagogik und psychoanalytischen Sozialarbeit
und einer Psychologie des Terrors. Der vor knapp drei Jahren in
Wien verstorbene Ernst Federn versuchte, seine traumatischen
Erfahrungen im Konzentrationslager auf psychoanalytischer Basis
zu analysieren und zu verstehen…
Ernst Federn:
Biographische Kontinuität, Emigration und
psychoanalytisch-pädagogisches Engagement
Ernst Federn hatte sich bereits sehr früh für die Politik, für
soziale Reformen interessiert: In Wien wuchs er in einem
Elternhaus auf, welches von seinem väterlichen Freund und
Förderer Isvan Hollós einmal treffend wegen seiner Liberalität
und gesellschaftlichen Offenheit als “Pension zur aufgelassenen
Ich-Grenze” bezeichnet worden ist...
Ernst Federn:
Zur Geschichte der psychoanalytischen Pädagogik
Die Geschichte der psychoanalytischen Pädagogik kann man in drei
Perioden einteilen: Vorgeschichte, Geschichte und Überleben.
Nach Überleben kommt die Gegenwart, mit der ich mich ebenfalls
beschäftigen werde…
Ernst Federn:
Der therapeutische Umgang mit Gewalt
Der therapeutische Umgang mit Gewalt ist ein komplexes Gebiet,
mit dem sich die meisten unter uns lieber nicht befassen. Gewalt
ist nicht einfach nur die Frage danach, warum Individuen
gewalttätig werden; Gewalt ist vielmehr ein Verhalten, das der
moderne Mensch bewältigen lernen muss
Zur Geschichte und Aktualität der Psychoanalytischen
Pädagogik:
Fragen an Rudolf Ekstein und Ernst Federn
Ernst Federn und Rudolf Ekstein, Wiener Emigranten, Juden,
Widerstandskämpfer und enge befreundete Kollegen Bruno
Bettelheims, gehörten zu den Pionieren der Freudschen, der
Wiener psychoanalytisch-pädagogischen Aufbruchbewegung der
1920er und 1930er Jahre. 1992, kurz nach Bettelheims Selbstmord,
entstand das nachfolgende Interview mit Rudolf Ekstein und Ernst
Federn…
In historischer Perspektive Optimist:
"Um Buchenwald sieben Jahre zu überstehen, musste man vor allem
Glück haben"
1995 führte der Düsseldorfer Psychoanalytiker Bernd Nitzschke
ein Interview mit Ernst Federn, in welchem wesentliche Themen
aus Federns Leben und Wirken behandeltet wurden...
"Hassen kann ich den Gegner nicht":
"Nackt unter Wölfen" oder "Wolf unter Wölfen"?
Das folgende Gespräch entstand am Rande einer Tagung anlässlich
Federns 80. Geburtstags im Oktober 1994 in Berlin. Meine Absicht
war, daraus einen interessanten Beitrag für „Ich- die
Psychozeitung“ (1990 von mir und anderen gegründet, um
Ex-DDR-Bürgern die Psychoanalyse nahe zu bringen) zu machen. Das
gelang. Darüber hatte dieses Interview eine heilsame
Schockwirkung für mich persönlich...
Ernst Federn:
Ein Video-Dokument
Im Herbst 2004 wurde Ernst Federns 90. Geburtstag gleich
mehrfach, von verschiedenen Institutionen und Freunden, in
Österreich gefeiert. Die Vorträge und Diskussionen der von Dr.
Bernhard Kuschey (Wien) organisierten Festveranstaltung wurden
in dem Buch “Die Psychoanalyse kritisch nützen und sozial
anwenden” (Hg. B. Kuschey) dokumentiert. Für diesen Band
erstellten die Münchner Psychoanalytiker Dr. Peter Bründl und
Dr. Manfred Endres eine CD, die Stellungnahmen Federns sowie ein
Interview mit dem knapp 90-jährigen Ernst Federn dokumentiert.
Dieses zeithistorische Dokument wird nun hier auf haGalil
veröffentlicht…
Vorwort von 1998:
Schriften über die Mechanismen des Terrors
Die Veröffentlichung meiner Schriften über die Mechanismen des
Terrors, von denen manche vor 50 Jahren geschrieben wurden, in
der Form eines Buches ist ein erfreuliches Ereignis. Obwohl in
Europa selbst die Schreckenstaten von Dikaturen verschwunden
sind, mit Ausnahme des Balkans, ist die Welt nach wie vor
dauernd bedroht von Massakern und Verletzungen der
Menschenrechte.
Ernst Federn:
Versuch einer Psychologie des Terrors
Ernst Federn schloss bereits 14 Monate nach seiner Befreiung aus
Buchenwald – im Juni 1946 – seine beeindruckende Studie „Versuch
einer Psychologie des Terrors“ ab. Sie ist aus seinem eigenen
Leiden, aus dem siebenjährigen, tagtäglichen Erleben des
Terrors, erwachsen – und doch zugleich von einer
außergewöhnlichen intellektuellen Distanz geprägt. Ernst Federns
wissenschaftliche Analyse gilt heute, neben den Studien zur
Extremsituation seines Freundes und ehemaligen Mithäftlings
Bruno Bettelheim, als ein psychoanalytisches Grundlagenwerk.
Über 50 Jahre lang blieb sie nahezu unbekannt…
Zur Erinnerung:
Gemeinsam mit Robert Danneberg im Konzentrationslager
Robert Danneberg, ein Freund Ernst Federns, gehörte zu den
führenden sozialistischen Politikern Österreichs Anfang bis
Mitte diesen Jahrhunderts. Er war gemeinsam mit Ernst Federn im
Konzentrationslager Buchenwald eingesperrt und verstarb im
Dezember 1942 im Konzentrationslager Auschwitz...
Ernst Federn (1945):
Erinnerungen an Fritz Grünbaums 60. Geburtstag im
Konzentrationslager
Fritz Grünbaum (1880-1941) war ein bekannter österreichischer
Kabarettist. Er wurde von den Nationalsozialisten in Dachau und
Buchenwald eingesperrt; am 14.1.1941 verstarb er entkräftet in
Dachau an Tuberkulose. Ernst Federn gehörte in Buchenwald zum
Freundeskreis um Fritz Grünbaum. Gemeinsam feierten sie am 7.
April 1940 in Block 17 heimlich in einer denkwürdigen Feier
Fritz Grünbaums 60. Geburtstag...
"We spent some time together at Buchenwald":
Zum Briefwechsel zwischen Ernst Federn und Bruno Bettelheim
(1945 – 1989)
Die Psychoanalytiker Bruno Bettelheim und Ernst Federn sind
Begründer einer Psychologie der Extremsituation. Sie lernten
sich im Herbst 1938 während ihrer gemeinsamen Gefangenschaft in
Buchenwald kennen. Gemeinsam sprachen sie, auf der Grundlage
ihres psychoanalytischen Wissens, mit zahlreichen Mitgefangenen,
um ihre terroristische Lebenssituation besser zu verstehen...
Bettelheim, Ekstein, Federn:
Impulse zur psychoanalytisch-pädagogischen Bewegung
Psychoanalytisch gesehen versetzt die Vergesellschaftung des
sozialen Lebens in dem Sinne, dass aller Erfolg in Geld
ausgedrückt wird, die Menschheit auf die Stufe des zweijährigen
Kindes; das aber ist zugleich die Stufe der Aggression.
Glücklicherweise entwickeln Menschen immer wieder Gegenkräfte
gegen Mechanismen der Herrschaft und ihrer Vertreter. Im Dienst
dieser Gegenkräfte können Psychoanalyse sowie Psychoanalytische
Pädagogik eine wesentliche Rolle spielen.
Kontroverses:
Weitere Bemerkungen zum Problemkreis
»Es geht alles vorüber, es geht alles vorbei, erst geht der
Führer, dann geht die Partei.« Wer das 1944 laut und zum
Falschen sagte, der konnte darüber sein Leben verlieren. Wer
hätte damals geglaubt, dass auch 40 Jahre später weder Führer
noch Partei »vorüber« sind. Das Gespenst Hitlers und der
Alptraum, den er für zwölf Jahre über Europa brachte, sollten
nun, so meint eine neue Generation von Deutschen, endlich
durchgearbeitet und überwunden werden, um, so denken sie, eine
Wiederholung unmöglich zu machen…
Ergänzende Sichtweisen:
Zur Psychologie extremer Situationen bei Bettelheim und Federn
Bruno Bettelheim und Ernst Federn waren beide in den
Konzentrationslagern Dachau und Buchenwald, Bettelheim etwa ein
Jahr im Zeitraum 1938/39, Federn sieben Jahre von 1938 bis 1945.
Beide haben aus psychoanalytischer Sicht ihre Erfahrungen nach
dem Wiedergewinnen der Freiheit reflektiert und darüber
publiziert…
Zum 90. Geburtstag:
Ernst Federn und die Erosion der Psychoanalyse
Das „Weltinteresse“, das die Psychoanalyse einmal
für sich in Anspruch nahm, hat sich in den letzten Jahrzehnten
verflüchtigt. Die übergroße Mehrheit der Psychoanalytiker
schweigt zu den „brennenden Zeitproblemen”, zu Folter und
Massaker, Krieg und Genozid, Lager, Terror und Proliferation.
Noch aber gibt es weiße Raben, Menschen wie Ernst Federn, die
der Erosion der Kritik entgegenwirken und sich mühen, der
Psychoanalyse das verlorene Weltinteresse zurückzugewinnen...
Neben der etablierten Psychoanalyse:
Über die zukünftigen Chancen der von Ernst Federn
wiederentdeckten und neu begründeten psychoanalytischen
Sozialarbeit
“Zukunft“, hat der Philosoph Ulrich Sonnemann einmal
geschrieben, „ist von außen wiederkehrende Erinnerung; darum hat
die Gedächtnislosigkeit keine.” Diese Formulierung ist mehr als
nur ein schönes Bonmot. Denn die Zukunft ist, bevor sie
Wirklichkeit wird, erdacht, erfunden, erträumt worden, und darum
schwindet sie, wenn die Erinnerung an das Erdachte, Erfundene,
Erträumte verloren geht. Zukunft, die diesen Namen verdient,
erwächst, wie man mit Walter Benjamin sagen könnte, aus dem, was
in der Vergangenheit unabgegolten geblieben ist…
Prophet im eigenen Lande:
Ernst Federns langer Weg für die Psychoanalytische Sozialarbeit
Ernst Federns Verdienste um die Bekanntmachung und Anerkennung
der psychoanalytischen Sozialarbeit sind immens. Jedoch? Wie
steht es um eine Institutionalisierung bzw. Etablierung der
psychoanalytischen Sozialarbeit? Der Verein für
Psychoanalytische Sozialarbeit richtet seit 1981 Fachtagungen
aus, die in der Fachöffentlichkeit ein zunehmendes Echo gefunden
haben.
Das Prinzip Hoffnung stärken:
Zur Psychologie des Terrors im totalitären System der DDR
Ernst Federns spezifische Wahrnehmung des Terrors im
Nationalsozialismus so wie sein theoretischer Beitrag zu dessen
Verständnis bildet die Voraussetzung zu den folgenden
Ausführungen...
Annäherungen und Begegnungen:
Ernst Federns Bücher
1990 publizierte der seinerzeit 76-jährige Ernst Federn auf
englisch seine erstes eigenes Buch: Seine Essaysammlung „Wittnessing
Psychoanalysis“ – 1999 erschienen sie dann auf deutsch unter dem
Titel „Ein Leben mit der Psychoanalyse. Von Wien über Buchenwald
und zurück nach Wien“. 1994, anlässlich Ernst Federns 80.
Geburtstages, war der von Tomas Plänkers gemeinsam mit Ernst
Federn erstellte Band „Vertreibung und Rückkehr“ erschienen,
1998 folgte die Sammlung seiner Terrorstudien unter dem Titel
„Versuche zur Psychologie des Terrors“... |
Videoaufzeichnung eines Gesprächs von Hilde und Ernst Federn mit Peter
Bruendl
... Psychoanalyse, Sprache und Gesellschaft ...
Brixen / Bressanone im Sommer 2001
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