Avi Primor:
Europa, Israel und der Nahe Osten
Broschiert - 160 Seiten -
Suhrkamp
Erscheinungsdatum: 2000
ISBN: 3518395971, Euro 7.50

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Das deutsch-israelische Verhältnis
begann mit einer offenen Wunde. Sie ist heute vernarbt, die Beziehungen
zwischen beiden Staaten haben sich hervorragend entwickelt. Vor über 50
Jahren wurde die Unabhängigkeit des Staates Israel verkündet, schon vor
über 100 Jahren hat Theodor Herzl die Zionistische Bewegung ins Leben
gerufen und in sein Tagebuch geschrieben: »Heute habe ich den jüdischen
Staat gegründet.« Das Buch des langjährigen israelischen
Botschafters in der Bundesrepublik Deutschland schildert die 4000 Jahre
alten Wurzeln des jüdischen Staates, wie sie in der Bibel, »dem
Geschichtsbuch des israelischen Volkes«, zu finden sind. Es beschreibt
die Enstehung der Krise im Nahen Osten, gibt Antworten auf aktuelle
Fragen zum Friedensprozeß und zu den deutsch-israelischen Beziehungen,
informiert über das Verhältnis der Europäischen Union zu Israel und dem
Nahen Osten.
Avi Primor, geboren 1935 in Tel
Aviv, war von 1993 bis 1999 Botschafter des Staates Israel in
Deutschland. 1998 wurde dem kritischen Diplomaten für sein Engagement
für den Abbau von Vorurteilen und Fremdenfeindlichkeit der Kulturpreis
Europa verliehen. |
Herausforderung an Europa
Im Dezember 1994 hat der Europäische Rat, als er unter deutscher
Präsidentschaft in Essen tagte, einen bedeutsamen Beschluss gefasst. Der
Gipfel der europäischen Staats- und Regierungschefs kam einstimmig überein,
dem Staat Israel in seinem Verhältnis zur Europäischen Union einen
"privilegierten Status" zuzuerkennen...
Im Anhang finden sich Auszüge aus öffentlichen Reden.
Rede zur Verleihung des
Deutschen Medienpreises an den PLO-Präsidenten Jassir Arafat und den
Ministerpräsidenten des Staates Israel Jizhak Rabin Baden Baden, 23.
November 1995
Dankesrede
zur Verleihung des Kulturpreises Europa Bonn, 6. April 1998
Der Staat Israel ist, wie jeder weiß, hauptsächlich mit den USA
verbunden. Aber bereits 1975 unterzeichnete er mit der Europäischen
Gemeinschaft ein Freihandelszone-Abkommen, und mit Stolz und besonderer
Genugtuung hat Israel zwanzig Jahre später, 1995, mit der Europäischen Union
das Abkommen über gegenseitige kulturelle und wissenschaftliche
Zusammenarbeit geschlossen. Dieser Vertrag wirft vor allem zwei Fragen auf:
Wie wird ein künftiges, friedliches Israel beschaffen, von welchen Kräften
wird es gestaltet sein? Und: Wie wird das Europa aussehen, in dem Israel
verankert sein möchte? Wird Europa auch in Zukunft durch seine kulturelle
Eigenart bestimmt werden, wird es eine kulturelle Weltmacht bleiben? Für
uns, die wir durch die europäische Kultur geprägt wurden und sie zugleich
mitgeprägt haben, sind dies entscheidende Fragen, wenn wir uns über unseren
Wunsch der Verbundenheit mit Europa Klarheit verschaffen wollen.
Ich bezweifele nicht, daß jedermann in Europa heute Kultur als unentbehrlich
empfindet. Nur bin ich nicht ganz sicher, was man früher darunter im
einzelnen verstanden hat. Es hat offensichtlich Zeiten gegeben, in denen
Unklarheit darüber herrschte, ob Kultur überhaupt wünschenswert sei. So gab
es Leute in unserem Jahrhundert, die meinten, Kultur sollte nicht aus dem
freien Geist entstehen, sondern von Behörden vorgegeben sein und ihnen
dienen. Die Folge war, daß Bücher verbrannt und große Meisterwerke verboten
wurden...
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