Rabbiner Samson
Rafael Hirsch: Chorew
Versuch über Jisraels Pflichten in der
Zerstreuung
Aus dem ersten Abschnitt:
"Toroth - Geist und Gemüt zum Leben
rüstende Lehren"
Kapitel 18: Groll
- - - und sollst nicht grollen mit den Kindern deines Volkes.
(III, 19,18.)
§ 129.
Habe in deinem Gedächtnis keinen Raum für erlittenes
Unrecht und erlittene Beleidigung, wolltest du auch gleich nicht in solcher
Gesinnung handeln. Sehr bald stelle in deinem Herzen die Liebe wieder her,
die etwa dein Bruder selbst daraus verscheucht hat.
Wie er sich auch gegen dich betragen möge, du bewahre ihm die Liebe, die
dein Gott als für Sein Kind von dir fordert, und die du deinem Bruder ja
nicht als Entgelt für die seinige zollen sollst.
§ 130.
Hat dein Bruder dich an deinem Vermögen beeinträchtigt -
vergiss es gleich, wenn er auch nicht Vergessenheit von dir erbeten; ist's
ja nicht dein, was er dir genommen, und hat er dir ja nichts genommen.
Bei Verletzung des Körpers und der Ehre sei leicht versöhnlich, sobald dein
Bruder um Verzeihung bittet und Versöhnung anspricht, - wer leicht vergibt,
dem wird leicht vergeben. Ja, bist du wahrhaft gut, ist
Anawa dir eigen, wirst du auch Schmerzen
und Beleidigungen vergessen, ohne dass Verzeihung erbeten worden; wirst, wie
jener Chassid, nie dem Schlaf dich hingeben, ohne ausgesöhnt zu sein
mit der ganzen Welt, die Gott allesamt unter Seinen Friedensfittichen birgt.
§ 131.
Und deine Aussöhnung sei wahr, sei ganz, dass auch keine
Spur mehr bleibe; sei wirklich die Wiederherstellung der alten Bruderliebe;
was vorgefallen, sei wirklich ausgelöscht.
Täusche dich nicht.
Es ist nicht leicht diese Pflicht zu üben. Sich selbst überlassen gedenkt
das Gemüt noch nach Jahr und Tag der Beleidigung und des Unrechts.
Selbst nach Erflehen um Verzeihung, selbst nach Schadensersatz kann das
Gemüt davon oft nicht schweigen wie doch der Bruder sich einmal dagegen hat
vergehen können. Das alte Verhältnis wird es nimmer - und manchmal geht es
über die Generationen hinweg. Der Groll vererbt sich und entzweit was doch
Gott in Liebe geeint wissen will.
§ 132.
Nicht also, Jisrael du! dein Gott fordert, du sollst
vergessen; darum vergiss! übe dich in dieser Pflicht - früh übe dich - so
wird es leicht; war nie schwer, wenn du 'ANaVaH
hast. (s.§ 97)
Rabbi Moses Ben Nachman:
Brief des RaMBaN
an seinen Sohn
Der "Brief über
Bescheidenheit"...
hagalil.com
26-08-2005
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