antisemitismus.net / klick-nach-rechts.de / nahost-politik.de / zionismus.info

haGalil onLine - http://www.hagalil.com
     

hagalil.com
Search haGalil


Newsletter abonnieren
Bücher / Morascha
Koscher leben...
Jüdische Weisheit
 
 

UNTERSTÜTZUNG FÜR VERFOLGTE DES NATIONALSOZIALISMUS

 

 

Ein Ort der Zuflucht

''Ich bin jetzt 59 Jahre alt. Als ich noch jung war, haben die normalen Abwehrmechanismen geholfen. Jetzt faengt es an, dass sie nicht mehr helfen, und diese Sachen, die einmal waren, kommen zurueck. Jeden Tag, jede Nacht traeume ich von etwas. Aber es ist nicht dasselbe, was dort gewesen ist.

Ich traeume, dass ich meine Kinder auf Eisenbahngleise binde und sie ueberfahren muss. Man draengt mich dazu, dass ich mit einem Auto meine eigene Familie ueberfahre. Es kommen Zwangsgedanken, und ich kann sie nicht beherrschen. Ich wache auf und ich weiss nicht, was zu machen ist. Ich habe Angst davor, zu schlafen, denn wenn es zum Schlafen kommt, kommen diese Gedanken; wenn es finster wird, kommen diese Gedanken. Es ist nichts zu machen!

Das nennt man Spaetschaden. Das ist vorher nie gewesen; es ist in den letzten fuenf Jahren erschienen. Das habe ich nie gehabt; es ist jetzt gekommen, und es wird immer schlimmer. Ich war schon in einer Therapie, aber es hilft nicht. Ich habe schon alles gemacht: Medikamente genommen, Schlafmittel genommen, aber es hilft nicht. Ich sehe diese Sachen Tag und Nacht.

Alles was eingesperrt ist, geht in diese Zeit zurueck; alle Assoziationen, alle Gedanken gehen selektiv und spezifisch zu dieser Zeit zurueck, als diese Dinge geschahen. Ich war nur zehn Monate im Lager. Was kann mit den Leuten sein, die fuenf Jahre dort waren? Nach 10 Monaten wog ich 23 kg. Was waere geschehen, wenn ich noch drei Wochen haette dort sein muessen? Das haette ich bestimmt nicht ueberlebt, und haette niemandem davon erzaehlen koennen. ...''...

Fuer hunderttausende Menschen ist der Schrecken des Nazi Terrors auch heute noch praesent. In jungen Jahren verschleppt, der Ermordung nur knapp entkommen, versuchten sie nach '45 ein 'normales' Leben aufzubauen.

Jetzt, im Rentenalter, brechen die alten Verletzungen wieder auf. Sie sind zwar noch einmal davon gekommen, konnten die Lager lebend verlassen. Aber die Lager haben sie nicht mehr losgelassen, peinigen bis heute. Sie haben geschwiegen. Jahrelang! Oft selbst im engsten Familienkreis. Zu gross war die Angst vor Ablehnung und Unverstaendnis.

Jetzt brauchen sie einen Ort der Zuflucht. Unsere Beratungsstelle bietet Raum fuer die unerzaehlten Geschichten. Und die Aengste: alles koenne noch einmal geschehen, wo draussen die Scheiben wieder klirren, Haeuser in Flammen stehen.

Mina Sonz: "Ich konnte nicht wegsehen..."
W.O. Schmidt: Aus Gewissensgruenden...
Trude Nohr: Zwischen den Richtlinien...
Horst S.: Ein Kind der Liebe..

Alles wieder gut?

Hunderttausende Verfolgte des Nazi - Regimes sind bis heute weder anerkannt noch materiell entschaedigt worden.

Wie brutal die Verfolgung auch gewesen sein mag, das Bundesentschaedigungsgesetz (BEG) interessierte sich vor allem fuer die Motive der Peiniger. Nur wem die Nazis aus Gruenden der Rasse, der politischen Ueberzeugung oder der Religion nachgestellt hatten, wurde als Verfolgter anerkannt. Wer aus den 'falschen Gruenden' ins KZ gekommen war, ging leer aus.

Die Fristen des BEG sind 1969 abgelaufen. Fuer die bisher ausgeschlossenen Opfer existieren nur noch Haertefonds. Ausgerechnet der Bundesfinanzminister (BMF) ist fuer Verfolgte zustaendig. Der sieht das Thema nur unter monetaeren Gesichtspunkten. Menschen bleiben auf der Strecke! Das war schlimm. Schon in der Vergangenheit! Jetzt in der Krise der oeffentlichen Haushalte entwickelt sich dieser Nachteil zur Katastrophe.

Keine materielle Leistung unseres Sozialstaates wird durch das zustaendige Bundesministerium so gut versteckt wie die im BMF verwalteten Gelder fuer NS-Verfolgte.

Das Entschaedigungsrecht ist hoechst kompliziert und kaum bekannt. Wer sich da zurecht finden will braucht Unterstuetzung. Deshalb haben wir 1990 unsere Informations- und Beratungsstelle fuer NS-Verfolgte in Koeln gegruendet. Unsere Beraterinnen und Berater schlagen eine Bresche in den oft verwirrenden Dschungel der Zustaendigkeiten. Wir begleiten und vertreten die Verfolgten im Antragsverfahren, vermitteln mit der Thematik vertraute medizinische Gutachter, beschaffen fehlende Dokumente, finden verschollene Zeugen. Wenn noetig, fuehren wir Musterprozesse. Fuer uns gibt es keine "Faelle". Jedes Verfolgungsschicksal ist einmalig. Nicht fuer alle Verfolgten koennen wir Erfolge erzielen. Bis heute bleiben ganze Gruppen von jeder Anerkennung und Entschaedigung ausgeschlossen. Ueber Jahrzehnte haben die Deutschen das Thema 'NS - Verfolgung' beharrlich verdraengt. Heute erleben wir eine neue Qualitaet dieses Verdraengungsprozesses: Bewaeltigung durch Historisierung. Der Nationalsozialismus erscheint auf einmal als lange abgeschlossenes Kapitel aus grauer Vorzeit deutscher Geschichte. Gegenstand wissenschaftlicher Forschung und feierlicher Gedenkenveranstaltungen.

Diese Verdraengung gelingt, weil die Ueberlebenden allzu oft verstummten. Die Arbeit des Bundesverbandes 'Information und Beratung fuer NS-Verfolgte' beschraenkt sich deshalb nicht auf individuelle Hilfen fuer Verfolgte. Ebenso wichtig ist die Information von Parlamentariern, Presse und Oeffentlichkeit ueber die Maengel der bisherigen Entschaedigungsgesetzgebung. Wir setzen uns fuer die Beruecksichtigung aller bisher ausgeschlossenen Opfer in einer neu zu errichtenden Stiftung fuer NS-Verfolgte auf Bundesebene ein.
Politische Lobbyarbeit fuer Verfolgte des Nationalsozialismus gleicht dem Bohren dicker Bretter. das geht nur mit Ausdauer, Beharrlichkeit und vor allem Geduld.

Viele, denen wir geholfen haben, helfen jetzt uns, z.B. mit einem Dauerauftrag. Diese Solidaritaet der Verfolgten reicht aber nicht aus. Bis heute weigert sich naemlich die Bundesregierung, Information und Beratung fuer Verfolgte des Naziterrors zu finanzieren. Unser Verband finanziert seine Arbeit deshalb ausschliesslich aus Spenden, Geldbussen und zweckgebundenen Zuwendungen. Deshalb bitten wir auch Sie um Ihre Unterstuetzung. Auch Ihr Beitrag hilft, dass NS - Verfolgte in unserem Land nicht in Vergessenheit geraten.


Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!
 

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2014 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved