Bundesverband Informations- und Beratungsstelle
fuer NS-Verfolgte
Betrifft: Überlebende des Holocaust in Mittel- und
Osteuropa
Datum: 26.10.1997
Presseinformation vom 26. Oktober 1997
Monatliche Zahlungen garantieren
Regierung darf nicht laenger auf Zeit spielen / Verhandlungen ab
Dienstag.
Ab Dienstag, dem 28. Oktober findet
in Bonn die naechste Verhandlungsrunde zwischen der Bundesregierung und der
Conference on Jewish Material Claims against Germany (Claims Conference) statt.
Es geht um die Entschaedigung der Ueberlebenden des Holocaust in Mittel- und
Osteuropa. Hierzu erklaert der Sprecher des Bundesverbandes Information und
Beratung fuer NS-Verfolgte, Lothar Evers:
"Seit dem Fall des ,Eisernen Vorhangs', 1989, ist der Bundesregierung die
menschenunwuerdige Lebenslage der Ueberlebenden des Holocaust in Mittel- und
Osteuropa bekannt: Kein Ueberlebender des Holocaust in Mittel- und Osteuropa
erhaelt zur Zeit eine monatliche Rente aus der Bundesrepublik. Die Ueberlebenden
fristen ein Dasein in Armut und Bitterkeit.
Nur fuer Ueberlebende im Westen hat sich die
Bundesregierung bisher zu Rentenzahlungen von 500 DM monatlich bereit
erklaert. Ausgerechnet dort wo das millionenfache Morden der Nazis
stattfand, in Mittel und Osteuropa, will sich die Bundesregierung aus ihrer
Verantwortung stehlen. Die Ueberlebenden in Mittel und Osteuropa duerfen
nicht laenger als Ueberlebende zweiter Klasse behandelt werden. Wir fordern
die Bundesregierung daher auf: Erklaeren Sie Ihre grundsaetzliche
Bereitschaft, die Ueberlebenden in Mittel und Osteuropa mit ihren westlichen
Leidensgenossen gleichzustellen. Das bedeutet insbesondere, weiten Sie den
Geltungsbereich des Article II Fonds auf die Laender Mittel und Osteuropas
aus.
Stellen Sie die hierfuer erforderlichen Haushaltsmittel schnell und
unbuerokratisch zur Verfuegung.
Verwickeln Sie die Ueberlebenden nicht laenger in ermuedende Verhandlungen,
deren Ende viele Betroffene nicht mehr erleben werden.
Es bleibt keine
Zeit fuer weitere Gesten blosser Betroffenheit ohne jede praktische
Konsequenz. Das wird am Beispiel der Ueberlebenden in Lettland deutlich:
1990 gruendeten 123 Ueberlebende den Verein der ehemaligen juedischen
Ghetto- und KZ-Haeftlinge Lettlands (LEGU) und formulierten Ihre Forderung
an die Bundesregierung. Die das Baltikum bereisenden deutschen Politiker,
darunter Richard von Weizsaecker und Rita Suessmuth sparten nicht mit
schoenen Worten.
Gezahlt wurde nie. Ein Drittel der LEGU-Gruender sind inzwischen gestorben,
darunter viele weil Sie sich medizinische Behandlung von Ihren knappen
Renten nicht leisten konnten.
Ehrliches Gedenken beginnt bei der Zuwendung zu den Opfern.
Die Zeit draengt."
Kontaktadresse:
Bundesverband Information und
Beratung fuer NS-Verfolgte e.V.
Holweider Str. 13-15
51065 Koeln
Tel.: 0221 / 61 20 41 Fax: 0221 / 962 44 57
email:
nsberatung@aol.com
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