Keine Wende in Sicht:
Hohmann-Anhänger machen mobil
Von Alfred Schobert
Knapp eine Woche vor der Nominierung des neuen
CDU-Direkt-Kandidaten in Martin Hohmanns Wahlkreis melden sich die
Hohmann-Unterstützer erneut per Anzeige in der FAZ zu Wort. Man gehe davon
aus, dass Hohmanns Klage gegen den Partei-Ausschluss Erfolg haben werde.
Doch werde die Gerichtsentscheidung zu spät kommen, um Hohmann jetzt die
Kandidatur für die CDU zu ermöglichen.
Hohmann werde, so drohte die Initiative "Kritische
Solidarität mit Martin Hohmann" in ihrem offenen Brief an die Parteichefin,
Angela Merkel, "notfalls als unabhängiger Kandidat zur Wahl antreten".
Merkel solle also feststellen, "daß Hohmann Mitglied der CDU ist" und ihm
das erneute Antreten als CDU-Kandidat in seinem Wahlkreis ermöglichen.
Immerhin fuhr Hohmann dort mit 54 Prozent der abgegebenen Stimmen eines der
landesweit besten Ergebnisse von CDU-Kandidaten ein.
Bei dieser Anzeige der Pro-Hohmann-Initiative geht es um
mehr als eine bloß den Wahlkreis Fulda betreffende Entscheidung. Bundesweit
grummelt es am rechten Rand der Unionsparteien. Des Wahlsiegs gewiss,
fürchten viele dennoch, dass eine "wirkliche Wende" ausbleibe. "Keine Wende
in Sicht" war kürzlich ein Leitartikel in der Preußischen Allgemeine
Zeitung, dem offiziellen Organ der traditionell unionsnahen Landsmannschaft
Ostpreußen, überschrieben. Hans-Jürgen Mahlitz, Mitbegründer der
publizistischen pressure group "Stimme der Mehrheit", klagte dort, "der
bekennende Patriot und Major d. Res. Martin Hohmann" sei "nicht von
ultralinken 'Antifaschisten', sondern von der Unions-Kanzlerkandidatin
Angela Merkel aus Fraktion und Partei entfernt worden" und folgerte: "Ob in
Zivil oder in Uniform: Auf eine wirkliche Wende werden wir wohl noch lange –
vielleicht vergebens? – warten müssen."
Hohmann ist die Symbol-Figur für all diejenigen am rechten
Rand der Union, die Jagdflieger der Legion Condor weiter durch die
Bundeswehr geehrt sehen wollen, verlorene Ostgebiete zurückfordern und die
gesellschaftliche Modernisierungen wie eingetragene Lebenspartnerschaften
von Homosexuellen für Teufelswerk halten. Diese Klientel bediente Hohmann
als Mitglied der Unionsfraktion und später als fraktionsloser Abgeordneter,
und diese Klientel weiß, was sie an Hohmann hat.
Die Initiative "Kritische Solidarität mit Martin Hohmann"
entstand im November 2003, um den anstehenden Ausschluss Hohmanns aus der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion wegen seiner antisemitischen Rede vom 3. Oktober
2003 zu verhindern. Ihr Sprecher, Fritz Schenk war zuvor Journalist beim
ZDF. Mit Ausnahme des niedersächsischen Landtagsabgeordneten Thorsten
Thümler handelte es sich bei den Erstunterzeichnern nur um niedere Chargen
innerhalb der CDU und ihrer Jugendorganisation, gestärkt um das früherer
Berliner Schwergewicht Heinrich Lummer (mittlerweile Ehrenvorsitzender der
Deutschen Konservativen um Joachim Siegerist).
Die Erstunterzeichner des damaligen Aufrufs ließen sich
drei Organisationen zuordnen: Mehr als die Hälfte von ihnen wiesen mehr oder
minder enge Bindungen zur rechtsextremen Wochenzeitung Junge Freiheit auf.
Einige Unterzeichner entstammtem dem Christlich-Konservativen
Deutschland-Forum (CKDF), zu dessen hessischem Landesforum, dem Arbeitskreis
Konservativer Christen (AKC) um Herbert Gassen, Hohmann enge Beziehungen
unterhielt. Viele der Erstunterzeichner engagierten sich bei "Stimme der
Mehrheit", einem 1997 gegründeten Subunternehmen des Landesverbandes
Nordrhein-Westfalen des Bundes der Selbständigen.
Heute prahlt Schenk damit, über 10.000 Personen hätten den
Appell seiner Pro-Hohmann-Initiative unterzeichnet. Ihm zu entsprechen,
heiße auch, "den Frieden mit jenen (...) Tausenden von enttäuschten
Mitgliedern und Anhängern wieder herzustellen, die über Jahrzehnte mit der
Union und für sie gekämpft haben". Rein wahlarithmetisch könnte die Union
angesichts ihres erdrückenden Vorsprungs in allen demoskopischen Umfragen
zur Zeit wohl auf diese Klientel verzichten. Auf Dauer hingegen ist sie auf
ihren rechten Rand angewiesen.
Entsprechend blieben die vollmundigen Erklärungen nach dem
Fraktionsausschluss Hohmanns im November 2003 über eine klare Abgrenzung vom
Antisemitismus in anderen Fällen bisher meist ohne Konsequenzen. Die
Verschleppungstaktik der niedersächsischen CDU im Falle
Wilhelm von Gottbergs, der als Sprecher
der Landsmannschaft Ostpreußen per zustimmendem Zitat aus der Argumentation
von Holocaust-Leugnern den Holocaust als "Dogma", "Mythos" und "jüdische
'Wahrheit'" bezeichnete, ist dafür das jüngste Beispiel. Begünstigt wird
diese Tatenlosigkeit der Unionsführung durch die Medien, die derartige
antisemitische Ausfälle nicht nachhaltig als das thematisieren, was sie
sind: Antisemitismusskandale in der Mitte der Gesellschaft.
So können hochrangige Unionspolitiker weiter ihr Spiel
treiben, den rechten Rand mit ihrer Präsenz zu hofieren. Sachsens
Ministerpräsident Georg Milbradt beispielsweise hielt Ende Mai beim
Deutschlandtreffen der Landsmannschaft Ostpreußen in Berlin die Festrede.
Der Forderung der bündnisgrünen Fraktion im sächsischen Landtag, sich klar
von den genannten Positionen des Anführers der Landsmannschaft Ostpreußen zu
distanzieren , kam Milbradt nicht nach. Wieso auch, wenn kaum jemand genauer
hinschaut, was sich am rechten Rand der Union so tut?
Der Autor ist Mitarbeiter beim
Duisburger Institut für Sprach- und
Sozialforschung (DISS).
Ostpreußen-Anführer von
Gottberg (CDU):
Der Holocaust – "Mythos", "Dogma", "jüdische 'Wahrheit'"
Christian Wulf, niedersächsischer
Ministerpräsident, wird sich mit einem Antisemitismus-Skandal in seiner
Partei beschäftigen müssen. Wilhelm von Gottberg muss es sich nicht nur
gefallen lassen, dass man von ihm behauptet, er habe die antisemitische Rede
Hohmanns öffentlich verteidigt...
MdB Martin Hohmann zum Nationalfeiertag:
"Gerechtigkeit für
Deutschland"
So richtig ausgeteilt hat Martin
Hohmann erst wieder vor Kurzem, in einer Rede zum deutschen
Nationalfeiertag, also am 3. Oktober 2003, bei der Neuhofer CDU. Eine Rede
in bester antisemitischer Tradition...
Volltreffer:
(Nichts) Neues von Herrn Hohmann
Was macht eigentlich Herr Hohmann? Wer sich diese Frage
stellt, dem wurde in der letzten Ausgabe der Jungen Freiheit geholfen, die
ein Interview mit Martin Hohmann brachte...
Martin Hohmann:
Einzelfälle vom Band
Martin Hohmann hat viele Unterstützer in der Union. Nun wird verständlich,
warum es Parteien rechts von der CDU so schwer haben...
Guter Tradition standhaft treu:
Hohmann
legt nach
"Guter Tradition standhaft treu folgend" wird der ehemalige CDU-Politiker
Martin Hohmann am kommenden Sonntag, dem Tag der deutschen Einheit, erneut
in Neuhof bei Fulda eine Rede halten...
hagalil.com 23-06-2005 |