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"Die Loslösung wird uns stärken.
Nicht das Schwert allein kann den bitteren Kampf um dieses Land
entscheiden."
Ariel Sharon
Bilder und Schlagzeilen:
Der Tag der Abstimmung
Während am Rabin Platz in Tel Aviv die zentrale
Gedenkfeier zum 9. Jahrestag
der Ermordung Yitzhak Rabins (11. Heshvan 5765 des jüdischen Kalenders)
stattfand, hat die Kneseth heute Abend mit 67 zu 45 Stimmen (7 Enthaltungen)
für Scharons Rückzugsplan gestimmt.
Die Abstimmung geriet zum demokratischen Krimi, nachdem zahlreiche
Abgeordnete, unter ihnen die Minister Bibi Netanjahu, Limor Livnat, Dani
Naveh und Israel Katz, in der ersten Abstimmungsrunde nicht anwesen waren.
Sie kamen zur zweiten Runde ins Plenum, sechs der Enthaltungen kamen von
arabischen Abgeordneten, Netanjahu, Livnat und die übrigen Minister stimmten
letztendlich für Scharons Rückzug aus Gaza. Sie erklärten, dass sie Scharon
ein Ultimatum stellen, dass er innerhalb von 14 Tagen eine Volksbefragung
ansetzen muss, ansonsten verlassen sie die Regierung. Sie schließen sich
damit dem Mafdal an. Aus den Regierungsreihen stimmten Minister Uzi Landau
und stellvertretender Minister Michael Ratzon gegen die Loslösung. Scharon
hat bereits ein Treffen mit ihnen anberaumt und wird sie aller
Wahrscheinlichkeit entlassen.
Die Abstimmung wird als historische Entscheidung in Israel gewertet, alle
Sender übertrugen die Abstimmung, bei der hitzig diskutiert und gestritten
wurde, live. Mittags hatte es noch Spekulationen gegeben, dass Scharon nicht
die nötige Mehrheit erhalten werde, so dass sich offenbar mehr Abgeordnete
für ein "Ja" entschieden, was Scharon die komfortable Mehrheit von 22
Stimmen bescherte.
[Abendnachrichten
- Jerusalem]
Jedioth achronoth: Das Los ist gefallen.
Die israelische Regierung und die Knesset haben beschlossen, Siedlungen
zu räumen. Das Erstaunliche dabei ist, dass es Ariel Sharon ist, der
Mann, der uns die Suppe der Siedlungen eingebrockt hat, der sie nun wieder
ausspuckt.
Und wie symbolisch ist es doch, dass Israel heute den Gedenktag an die
Ermordung von Itzhak Rabin begeht. Er blickt nun auf seinen Erben, Arik
Sharon, herab, zufrieden oder auch nicht, und fragt sich: Warum hat man mich
eigentlich umgebracht?
...und warum stand Sharon ganz vorne, als die Hetze -
damals am Zionsplatz - den Siedepunkt erreichte?...
Die Vorfälle gestern in der Knesset waren peinlich,….und
besonders auffallend war dabei Bibi Netanjahu: Der "Pudelmann" begann als
Dobermann und endete als Pudel.
Wie auch immer- das Loslösungsprogramm macht sich auf den Weg, und wir alle
müssen um Gottes Hilfe flehen, nachdem wir gestern wieder einmal das wahre
Gesicht unserer politischen Führer sehen mussten.
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Ein Ultimatum von Netanjahu, Livnat, Nave, Katz und der
NRP:
"Wir werden zurücktreten, wenn Sie nicht innerhalb von zwei Wochen einem
Referendum zustimmen."
Noch-Ministerin Limor Liwnath:
"Das Schicksal des Volkes Israel hängt ab von der Frage 'Referendum - Ja
oder Nein!'"
Nationalistisch-Religiöser Mord:
Der
Tod des Jitzhak Rabin
Die innere Zwietracht wird furchtbar sein. Es wird Attentatsversuche
geben. Rabin wird keines natürlichen Todes sterben. Das Land wird einen
ungeheuren Schock erleben. Ein Teil der Nation wird sagen 'Wir haben
doch recht gehabt!' und Rabin Nachgiebigkeit vorwerfen...
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Messianische Verzückung

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Ra, ra, ra!
Amerika - ra, ra! |
"Wir haben mehr Kinder als ihr,
uns gehört die Zukunft!"
Siedler organisieren die Demonstration der Kinder
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Siedlerlogik:
"Amerika möchte Israel vernichten
- im Namen der Miss Liberty".

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Ein Prophet im Lande Israel:
Rabin wird
keines natürlichen Todes sterben
Professor Harkabi (gest.
1994), war als Historiker mit der Geschichte des
religiös-fundamentalistischen Fanatismus vertraut...
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Ex-Minister Usi Landau: "Ich bin nicht im Volvo geboren,
mir macht es nichts aus, wenn Sharon mich aus der Regierung wirft. Ich
habe noch immer meinen Toyota". |

"Ja, dies ist ein Ultimatum. Sharon hat noch vierzehn Tage Bedenkzeit. Die
Spaltung des Volkes ist noch abwendbar. Ich fordere von Sharon ein
Referendum".
Noch-Minister
Bibi Netanjahu

"Kahana hatte Recht!"
Nationalistische Graffity

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"Wir haben Rabin erwischt,
wir werden auch Scharon vernichten!"

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"Es herrscht wiederder selbe Hass, dieselbe Hetze. Wir haben nichts
begriffen, nichts, gar nichts haben wir gelernt - aus der Opferung
Jizhaks".
Josi Sarid (Jahad), am Abend des Abstimmungstages und am Vorabend des 9.
Rabin Gedenktages 26-10-2004
Israel 1994:
Die Gegner der
Friedenspolitik verstärken die Hetze
Im Juni 1967 zog die israelische Armee im Gazastreifen ein.
27 Jahre später, im Juni 1994. übergibt sie ihn im Rahmen des
israelisch-palästinensischen Abkommens vom September 1993 den
palästinensischen Behörden. Nur wenige in Israel sind über den Rückzug
traurig... |
Jedioth: Gerade Arik Sharon, der den Likud als Bewegung
gegründet hat, ist es nun, der ihr Leben beendet. Das heißt nicht, dass die
Karriere des Likud zu Ende ist, aber von nun an wird der "Originallikud"
Teil der (radikalen?) Rechten sein, und ein anderer Teil der Bewegung wird
im Zentrum stehen, auf derselben Linie wie Shinui und Avoda. Der gesunde
Menschenverstand sagt, dass diese drei sich vereinigen müssen, aber das Ego
der Politiker wird diese Möglichkeit wahrscheinlich zunichte machen.
Sever Plotzker in Jedioth: Der Verstand kann das Verhalten
von Benjamin Netanjahu einfach nicht erfassen. Als Finanzminister hätte er
doch er allererste sein müssen, der die Loslösung von Gaza befürwortet.
Als FM weiß er doch am besten, dass die Besatzung nicht nur schlecht für
Israel ist, sondern vor allem für die israelische Wirtschaft. Und dennoch
beschloss er, Sharon zu unterminieren und den historischen Abzug aus Gaza zu
torpedieren. Ganz bewusst entschied er sich dafür, sich radikalen und
messianischen politischen Elementen anzuschließen.
Damit fiel er der Gemeinschaft in den Rücken, die ihm am treusten zur Seite
steht - der geschäftlichwirtschaftlichen. Das Ultimatum, das er Sharon
stellte, bedeutet das Ende der Etatberatungen, das Ende der Reformen, die
Netanjahu umsetzen wollte, das Ende künftiger Übereinkünfte zwischen ihm und
dem MP und somit das Ende eines korrekten Ablaufs der Wirtschaftspolitik.
Warum hat er sich überhaupt auf die komplizierte Geschichte des Referendums
eingelassen? Was hat ihn dazu veranlasst, seinen wirtschaftlichen Verstand
aufzugeben und seine Erfolge als FM mit Füßen zu treten? Netanjahu hätte
eine neue, konservativ-liberale Mitte in Israel gründen können. Aber der
alte Geist des Bibi steckt noch immer tief in ihm, hat gestern wieder einmal
die Kontrolle über ihn übernommen und ihn seines Verstands beraubt.
Herr Netanjahu soll bitte heute Morgen aufstehen, aus seinem inneren
Albtraum aufwachen, den alten Bibi austreiben und sich an die Spitze des
Lagers der Befürworter der Loslösung stellen. Danach kann wieder die Rolle
übernehmen, die ihm am meisten Erfolg bringen wird: Finanzminister des
Staates Israel.
hagalil.com
20-11-2004 |
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