Presseerklärung von Gabriele Lesser:
Zum Urteil des Landgerichts Hamburg
Klageverfahren des Bundes der Vertriebenen gegen die
Journalistin Gabriele Lesser
"Ich bin mit dem Urteil der Hamburger Landgerichts zufrieden.
Das Gericht hat mir im wichtigsten Punkt der Klage Recht gegeben. Ich darf
weiterhin behaupten: "Als der Bundestag 1999 beschloss, in Berlin ein
Mahnmal für die ermordeten Juden Europas zu errichten, forderte Erika
Steinbach, dass auch die deutschen Vertriebenen ihr Mahnmal in Berlin
bekommen müssten."
Der BdV hatte bestritten, dass es diesen zeitlichen wie auch kausalen
Zusammenhang gebe und mir falsche Berichterstattung unterstellt. Es war der
wichtigste Klagepunkt in moralischer wie politischer Hinsicht. Ich freue
mich sehr, dass das Gericht mir hier Recht gegeben und die Klage des BdV
zurückgewiesen hat.
Das Gericht verbietet mir, in Zukunft einen Satz zu wiederholen, in dem ich
eine Aussage Erika Steinbachs aus der Süddeutschen Zeitung paraphrasierend
wiedergegeben hatte. Das Originalzitat Steinbachs in der SZ lautete: "Es
bedarf keiner Kampfflugzeuge. Ein schlichtes "Veto" zur Aufnahme
uneinsichtiger Kandidaten ist ausreichend" (SZ, 26.8.1999) Ich hatte statt
"Kampfflugzeuge" das Wort "Bomber" benutzt und an die Stelle vor
"Menschenrechten" ein Wort aus dem vorhergehenden Satz zitiert - "westlichen
Werte", was möglicherweise von flüchtigen Lesern falsch verstanden werden
konnte. Insofern bin ich mit dem Urteil einverstanden. In Zukunft werde ich
nur noch das Originalzitat bringen.
Die Frage, ob die polnischen Bischöfe auf Ihre Versöhnungsbotschaft von
1965: "Wir vergeben und wir bitten um Vergebung" eine Antwort des BdV
bekommen haben, ist meiner Ansicht nach nach wie vor offen. Erika Steinbach
und das Hamburger Landgericht meinen, dass eine kurze Äußerung Steinbachs
auf dem Tag der Heimat 2003 die Antwort auf die Friedensbotschaft von 1965
gewesen sei. Erzbischof Jozef Zycinski vom polnischen Episkopat wiederum
sagt, dass die polnischen Bischöfe nie eine Antwort des BdV erhalten hätten.
Das werde ich in Zukunft so darstellen.
Mit dem Urteil des Hamburger Landgerichts ist die Angelegenheit für mich
abgeschlossen. Ich bin froh, dass ich mich nun wieder spannenden
journalistischen Themen zuwenden kann."
Gabriele Lesser Hintergrund:
Die zwölf Aktenordner der
Gabriele Lesser
Ende Februar wird vor dem Hamburger Landgericht ein
Präzedenzfall verhandelt: Der Bund der Vertriebenen (BdV) und seine
Präsidentin haben eine in Warschau lebende Korrespondentin verklagt, die in
ihren in Deutschland publizierten Artikeln das in Berlin geplante „Zentrum
gegen Vertreibungen“ und den destruktiven Einfluss Erika Steinbachs auf
deutsch-polnische Beziehungen kritisiert hatte...
Interview mit Erzbischof von Lublin, Prof. Józef
Zycinski:
"Gott bewahre uns vor
Mythen"
Die Korrespondentin Gabriele Lesser hat dem Bund
der Vertriebenen vorgeworfen, dass er bis heute nicht auf die
Versöhnungsbotschaft der polnischen Bischöfe von 1965 geantwortet habe.
Einer der Punkte in der Klage des BdV gegen Lesser bezieht sich darauf...
hagalil.com
28-06-2004 |