Der "Stolz der islamischen Völkerschaften":
Der freigelassene Mörder Kuntar wird ausgiebig und begeistert
gefeiert
Zehntausende
Libanesen, unter Ihnen höchste Staatsvertreter, haben in dieser Woche den
mehrfachen Mörder Samir Kuntar wie einen Nationalhelden begrüßt und die
Feierlichkeiten gehen weiter, nachdem der
libanesische Druse im
Rahmen eines Gefangenenaustauschs, zusammen mit vier weiteren Libanesen, aus
israelischer Haft entlassen worden war.
Israels Präsident Peres, der Kuntar im Rahmen des Abkommens begnadigen
musste, erzählte, dies sei ihm sehr schwer gefallen, zumal Kuntar seine Tat
niemals bereut und niemals Mitgefühl für seine Opfer und die Hinterbliebenen
geäußert habe.
An der israelisch-libanesischen Grenze wurden die ehemaligen Häftlinge
mit Marschmusik, Ehrengarde und rotem Teppich empfangen. Kuntar trug eine
Militäruniform. Anschließend wurden die fünf Libanesen per Hubschrauber nach
Beirut geflogen. Dort warteten Zehntausende begeisterte Menschen auf sie,
unter ihnen zahlreiche Amt- und Würdenträger.
Präsident Michel Suleiman sagte in einer Ansprache: "Eure Rückkehr ist ein
Segen für uns alle." Laut dem arabischen Sender "Al-Dschasira" sprach er von
einem "neuen Sieg". In Zukunft werde der Libanon Unabhängigkeit erlangen.
"Ich sage Samir und seinen Begleitern, dass sie das Recht haben, stolz auf
ihr Land, ihre Armee und ihren Widerstand zu sein", so das libanesische
Staatsoberhaupt.
Sogar Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah erschien zu diesem Anlass in der
Öffentlichkeit. Er begrüßte jeden Rückkehrer mit einer Umarmung und rief
seinen Anhängern zu: "Dieses Volk, diese Nation und dieses Land ... können
nicht geschlagen werden." Den Gefangenenaustausch bezeichnete er als "großen
Sieg" für den Libanon und für die Hisbollah-Bewegung. Der Widerstand dieser
Organisation stelle "die wahre Identität" der Region dar. Durch Entführungen
könne man Gefangene freibekommen. Er teilte der arabischen und islamischen
Welt mit, dass noch 11.000 Palästinenser in Israel inhaftiert seien. Dies
sei die Verantwortung der gesamten arabischen Welt.
Kuntar verspricht Fortsetzung des Kampfes gegen Israel
Kuntar dankte Allah dafür, dass er diesen "Tag der Siege" erreicht hatte.
"Ich verspreche meinen Leuten und meinen Lieben in Palästina, dass ich und
meine teuren Kameraden im tapferen islamischen Widerstand zurückkommen."
Der 1962 geborene
Kuntar befand sich seit 1979 wegen mehrfachen Mordes in israelischer Haft.
Unter seinen Opfern waren auch zwei kleine Kinder. Er wurde zu 542 Jahren
Gefängnis verurteilt, von denen er 28 Jahre verbüßt hat. Im Gefängnis wurde
Kuntar das Studium der Soziologie ermöglicht. An der Open University von Tel
Aviv erwarb er einen Abschluss in Soziologie. Der Titel seiner Doktorarbeit:
"Der Widerspruch zwischen Sicherheitsbestrebungen und Demokratie in Israel."
Während seiner Haft wurde er regelmäßig von arabischen Aktivisten besucht.
Eine israelische Araberin konnte er heiraten. Seine Frau erhält als Ehefrau
eines Gefangenen eine Rente vom israelischen Staat. Nach Aussage der
Anwältin und Gründerin des Mandela Institute for Human Rights in Ramallah, Buthaina Duqmaq, die Kuntar regelmäßig im Gefängnis besucht, hat
Kuntar seine Taten nie bereut oder bedauert.
Die vier anderen im Austausch freigelassenen Libanesen waren im Krieg vor zwei
Jahren in israelische Gefangenschaft geraten. Neben den fünf Häftlingen
übergab Israel 199 Tote an die Hisbollah. Im Gegenzug erhielten die
Israelis die Leichen der Soldaten Ehud Goldwasser und Eldad Regev, die vor
zwei Jahren entführt worden waren, sowie zurückgebliebene Teile bereits in
Israel bestatteter
Gefallener aus dem Zweiten Libanonkrieg.
Kuntar war Anführer eines vierköpfigen, Kommandotrupps. Den Befehl zur
Aktion hatte er vom später im Irak festgenommenen und inzwischen
verstorbenen PLF-Chef Abu Abbas (nicht zu verwechseln mit dem jetzigen
PA-Vorsitzenden Mahmud Abbas,
genannt Abu Masen) erhalten.
Bei dem Überfall auf die nord-israelische Küstenstadt Naharijah, wurden am
Sonntag, dem 22. April 1979, drei Zivilisten, darunter zwei Mädchen im Alter
von zwei und vier Jahren, und zwei Polizisten getötet. Kuntar wurde von
einem Zivilgericht in Tel Aviv wegen Mordes und Terrorismus zu einer
vierfach lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt.
Kuntars Anhänger rühmen ihn und sprechen von einer "heldenhaften
militärischen Operation, bei der fünf zionistische Agenten vernichtet
wurden". Kuntars edle Tat erleuchte die arabische Welt und kein Opfer sei zu
hoch um diesen edlen Vertreter seines Volkes zu ehren und ihn fühlen zu
lassen, dass er "ein Libanese par excellence" ist.
Um Kuntar zu befreien drang am 12. Juni 2006 eine Einheit
der islamistischen Hisbolla in israelisches Gebiet ein, tötete drei
israelische Soldaten und verschleppte - nicht weit von Naharija - die
Reservisten Goldwasser und Regev. Auf der Suche nach den Verschleppten
marschierten israelische Truppen in den Libanon ein. Die Hisbolla antwortete
mit einem verstärkten Beschuss Galiläas mit Raketen.
Der Krieg dauerte 33 Tage. Auf libanesischer Seite kamen über 1.600 Menschen
um, auf israelischer Seite waren es über 170 Tote.
Die Opfer unter der libanesischen Bevölkerung waren hoch, da die
Hisbolla-Kämpfer hinter der Zivilbevölkerung Deckung suchten. In Israel, wo
die Hisbolla zivile Zentren ganz gezielt unter Beschuss nahm, flohen 500.000
Menschen aus dem betroffenen Galiläa.
Es wurde bald klar, dass es kaum möglich sein wird, die Entführten zu
befreien. Nach Kriegsende wiederholte die Hisbolla die Forderung nach
Kuntars Freilassung im Austausch für die Gefangenen, von denen angenommen
wurde sie seien noch am Leben.
Smadar Haran-Kaiser, die bei dem Überfall in Naharijah ihren Ehemann Dani
und ihre beiden Töchter Einat (4) und Yael (2) verloren hatte, schrieb an
Premier Olmert, sie stehe einer Freilassung des Mörders ihrer Familie nicht
im Wege und wünsche sich das Glück der Familien Goldwasser und Regev.
Es ist ihr aber ein wichtiges Anliegen, dass die
Welt erfährt, "was Kuntar uns angetan hat"...
CNN bringt Ausschnitte aus dem Programm
des Hisbollah Senders "Al-Manar".
Naharijah im April 1979: Was hat
Samir Kuntar getan? Smadar Haran-Kaiser, die bei dem Überfall in Naharijah ihren Ehemann Dani
und ihre beiden Töchter Einat (4) und Yael (2) verloren hat, schrieb an Premier
Olmert, sie stehe einer Freilassung des Mörders ihrer Familie nicht im Wege und
wünsche sich das Glück der Familien Goldwasser und Regev. Es ist ihr aber ein
wichtiges Anliegen, dass die Welt erfährt, "was Kuntar uns angetan hat"...
Ja oder Nein? Umfrage zum
Gefangenenaustausch Nach dem Austausch zwischen Israel und der Hisbollah sind die Meinungen
geteilt. Insbesondere die barbarischen Reaktionen der Hisbolla und die
libanesischen Willkommensfeiern für den Kindermörder Sami Kuntar lassen viele an
der Verhältnismäßigkeit der Vereinbarung zweifeln. Was meinen Sie?...
Europäische Presseschau:
Gefangenenaustausch in Nahost
Israel und die libanesische Schiitenorganisation Hisbollah haben einen
Gefangenenaustausch ausgehandelt: Die Leichen zweier israelischer Soldaten,
deren Entführung vor zwei Jahren einen Krieg zwischen den beiden Staaten
ausgelöst hatte, wurden gegen die sterblichen Überreste von 200 Libanesen
eingetauscht - außerdem fünf Terroristen...
Ehud Goldwasser und Eldad Regev:
Tausende nehmen an Beisetzung teil Die von der libanesisch-islamistischen
Terrormiliz Hisbolla verschleppten und getöteten Soldaten Ehud Goldwasser und
Eldad Regev wurden heute auf Militärfriedhöfen in Nordisrael beigesetzt. Die
libanesische Hisbollah-Miliz hatte die Leichen gestern an Israel übergeben...
Die bei haGalil
onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten
Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen
Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw.
der Gesamtredaktion wieder.