Große Herausforderung:
Die Integrationsabteilung der Israelitischen Kultusgemeinde München
Die nunmehr seit 15 Jahren andauernde Zuwanderung der
Juden aus der ehemaligen Sowjetunion stärkt die Israelitische Kultusgemeinde
nicht nur quantitativ. Die Menschen, die nach München kommen, bereichern das
Gemeindeleben und bringen große Potentiale für das gesellschaftliche Leben
in Deutschland mit. Gleichzeitig stellt die Integration der Zuwanderer die
Kultusgemeinde vor eine große Herausforderung.
Dieser Aufgabe begegnet die Integrationsabteilung der Israelitischen
Kultusgemeinde mit breit angelegten Hilfsangeboten für die zugewanderten
Menschen. Sie begleitet und unterstützt ihre Eingliederung in die hiesige
Gesellschaft sowie in die Kultusgemeinde. Hierbei ist es einerseits wichtig,
die gegebenen gesellschaftlichen Realitäten zu vermitteln, andererseits aber
auch die Potentiale der zugewanderten Menschen zu erkennen und nutzbar zu
machen und die kulturellen Besonderheiten der Zuwanderer wertschätzend zu
berücksichtigen.
Vorrangige Aufgabe der Integrationsabteilung ist die Unterstützung der
Zuwanderer beim Erlernen der deutschen Sprache. Seit über 8 Jahren ist die
IKG Träger der öffentlich geförderten Sprachkurse, seit 1. Januar 2005 der
bundesgeförderten Integrationskurse für Neuzuwanderer.
Über 400 Zuwanderer haben die IKG-Sprachkurse erfolgreich abgeschlossen. Für
ältere Gemeindemitglieder und deren Familienangehörige werden
Seniorendeutschkurse durchgeführt - zum Teil von ehrenamtlich tätigen
Lehrkräften. Weitere Konversationskurse und Gesprächskreise in deutscher
Sprache runden die Sprachvermittlung ab.
Im Rahmen der allgemeinen Sozialarbeit sowie der migrationspezifischen
Beratung und Betreuung bietet die Integrationsabteilung der IKG
Migrations(erst)beratung für Neuzugewanderte im Rahmen des Casemanagement
sowie Beratung, Begleitung, Unterstützung und Vermittlung:
bei Entschädigungsfragen für NS-Verfolgte (Anträge an die Claims Conference)
bei psychosozialen Fragen, Fragen rund um die Familie und in
Krisensituationen
bei Problemstellungen des täglichen Lebens, insbesondere bei Wahrnehmung der
Interessen und der Durchsetzung von Ansprüchen gegenüber Behörden und
Leistungsträgern
bei Schwerbehinderung, schweren Erkrankungen, Hilfen im Alter und im Falle
einer Betreuung
in Fragen der Schul-, Aus-, Weiterbildung (allgemeine Schulberatung,
Bildungsberatung für Jugendliche, berufliche Orientierung und Qualifizierung
für Erwerbsfähige)
Die Integrationsabteilung steht den Zuwanderern mit regelmäßigen
wöchentlichen Sprechstunden im zentralen Büro in der Baaderstraße sowie in
zwei Uuml;bergangswohnheimen für Neuzuwanderer, mit Gesprächsterminen
außerhalb der regulären Sprechzeiten wie auch mit Hausbesuchen zur
Verfügung. Rund 5.000 Beratungen zu unterschiedlichsten Problemlagen werden
jährlich durchgeführt.
Ein enorm wichtiges Anliegen der Integrationsarbeit für jüdische Zuwanderer
ist die Stärkung ihres Selbstverständnisses und ihrer jüdischen Identität.
Besonders hervorzuheben sind hier regelmäßige Kursangebote und
Veranstaltungen zur Wissensvermittlung über jüdische Geschichte, Religion
und Traditionen sowie gemeinsames Begehen jüdischer Feiertage in der
Gemeinde.
Verschiedene Bildungs- und Freizeitangebote (Freizeittreffs, Altenclubs,
"Gesundheitsuniversität", Stadtführungen, Vorträge, Konzerte usw.) haben
ihren festen Stellenwert bei der Arbeit der Integrationsabteilung.
Eigeninitiative und Engagement der Zuwanderer sind für eine schnelle und
erfolgreiche Integration unabdingbar. Besonders stolz ist die
Integrationsabteilung auf ein Netz von über 100 ehrenamtlichen HelferInnen,
die in über 10.000 Stunden jährlich verschiedene Leistungen - von Besuchs-
und Dolmetscherdiensten über Sprachunterricht bis zu handwerklichen Hilfen -
erbringen.
Darüber hinaus unterstützt die Integrationsabteilung folgende Initiativen
und Aktivitäten der Zuwanderer:
Münchner Wissenschaftliche Gesellschaft bei der IKG München und Oberbayern
Münchner Erfindergesellschaft
Phoenix aus der Asche" - Verein früherer Zwangsinhaftierter jüdischer
Abstammung in Ghettos und Konzentrationslagern aus der früheren UdSSR.
Der weit über die Grenzen der Gemeinde hinaus bekannte und von der
Integrationsabteilung gegründete Männerchor "Druschba" - "Freundschaft" -
"Chaverut" schreibt seit Jahren seine Erfolgsgeschichte und ist zweifelsohne
eines der gelungensten Beispiele für Integration.
Bei der Organisation und Durchführung der Vielzahl von Angeboten und
Maßnahmen ist die Integrationsabteilung auf die öffentlichen Zuschüsse
(Landeshauptstadt München, Freistaat Bayern, Bund) angewiesen. Aufgrund der
Haushaltskonsolidierung und anderweitigen Kürzungen wird es zunehmend
schwieriger, die bestehenden Standards in der Arbeit zu halten, Angebote
auszubauen bzw. auf neue Bedürfnisse umfassend zu reagieren und die
Nachhaltigkeit bei der Integration der Neuzuwanderer zu sichern.
9. November 2006:
Feierliche Eröffnung der neuen
Hauptsynagoge München
In Münchens Mitte, am Jakobsplatz, entsteht das
Jüdische Zentrum München, ein offenes Ensemble aus Hauptsynagoge,
Gemeindehaus und Jüdischem Museum...
12. November 2006:
"Tag der Begegnung" im
Jüdischen Zentrum am Jakobsplatz
Die Münchner Jüdische Gemeinde ist nach 68 Jahren wieder sichtbar ins Herz
der Stadt München zurückgekehrt. Dies wird gefeiert. Mit einem vielseitigen
Programmangebot werden alle interessierten Münchner willkommen geheißen...
Geschichtlicher Überblick:
Jüdisches Leben in
München gestern und heute
Die Quellenlage ist nicht ganz zweifelsfrei, jedoch ist unter Historikern
unbestritten, dass sich in München bereits kurz nach der Stadtgründung 1158
auch Juden ansiedelten....
Geschichte verpasster Gelegenheiten:
Jüdisches München
"Vom Mittelalter bis zur Gegenwart" verfolgen die Autoren des Bandes
"Jüdisches München" die Geschichte und Geschichten der Münchner Juden – von
ersten Zeugnissen einer Ansiedlung im frühen 13. Jahrhundert über die
Emanzipation seit der Mitte des 19. Jahrhunderts und die daran anschließende
Vertreibung und Vernichtung durch die Nationalsozialisten bis hin zur
Neugründung der Gemeinde gleich im Juli 1945 und ihrer Fortentwicklung bis
heute...
Leseprobe:
Jüdisches München
Natürlich war München nie jüdisch, so wie es etwa katholisch, bayerisch oder
bierselig ist. (...) Dennoch gab es ein "jüdisches München" in dem Sinne,
daß in den letzten beiden Jahrhunderten Menschen jüdischer Herkunft das Bild
der Stadt entscheidend mitgestaltet haben...
Die Reichenbachschul:
Die älteste Münchner
Synagoge
Am vergangenen Samstag wurde in der Synagoge in der Münchner
Reichenbachstrasse der letzte G'ttesdienst gefeiert. Am kommenden Wochenende
wird die neue Synagoge am Jakobsplatz eingeweiht...
Jüdische Grundschule:
Die Sinai-Schule der
Israelitischen Kultusgemeinde München
Die Sinai-Schule ist eine konfessionelle, staatlich anerkannte Grundschule.
Sie wurde vor 30 Jahren gegründet und unterrichtet etwa 150 Schüler in zwei
Zügen...
Begegnungsstätte:
Das Jugend- und
Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München
Das Jugend- und Kulturzentrum besteht in seiner heutigen Form seit 1983.
Vorläufer war das 1957 in der Möhlstraße 14 eröffnete "Heim der jüdischen
Jugend", hebräisch "Maon Hanoar" genannt...
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