Zentralrats-Vize zu Bücherverbrennung in Pretzien:
Kein Lausbubenstreich
"Ministerpräsident Böhmer beschränkt sich beim Kampf
gegen Rechtsextreme wieder nur auf Kosmetik", kritisierte der Vizepräsident
des Zentralrats, Dr. Dieter Graumann. "Die heutige Veranstaltung an der
berufsbildenden Schule in Schönebeck missbraucht engagierte Schülerinnen,
Schüler und Lehrer sowie Prominente für eine Alibi-Veranstaltung."
"Weder die eigentlichen Täter der Bücher- und Flaggenverbrennung in
Pretzien, noch die tatenlos zuschauenden Bürger stehen hier im eigentlichen
Mittelpunkt. Die Landesregierung verschließt seit Jahren den Blick vor den
Zuständen im Landkreis Schönebeck und kehrt die offensichtlichen Missstände
unter den Teppich. Eine verfehlte Jugend- und Erziehungspolitik führt
landesweit zu Missständen und die Parole der Landesregierung lautet:
schließt die Reihen, weiter so – statt: keine Toleranz den Rechtsextremen!",
so Dr. Dieter Graumann.
"Die Sonnenwendfeier in Pretzien war kein Lausbubenstreich und vor allem
kein Einzelfall. Trotz polizeilich dokumentierter rechtsextremer Exzesse
kürzt die Landesregierung Programme gegen Rechtsextremismus und stellt die
Förderung der Opferberatung in Frage. Wenn der Ministerpräsident den
Bürgermeister Pretziens zum Weitermachen ermuntert, dann ist das nicht nur
instinktlos, sondern eine Ohrfeige für all diejenigen, die erfolgreiche
Jugendarbeit gegen Rechtsextreme seit Jahren leisten", betont der
Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.
"Der Ministerpräsident täte gut daran, alle erfahrenen Praktiker zu einem
runden Tisch einzuladen und einen gemeinsamen landesweiten Aktionsplan zu
beschließen", fordert Dr. Graumann. "Derartige Alibiveranstaltungen dienen
nicht einmal als Imagekampagne, denn weitere rechtsextremistische Vorfälle
sind absehbar. Für sich spricht auch", so Dr. Graumann, "dass die
Landesregierung zwar den amerikanischen Konsul zur Teilnahme eingeladen hat,
aber keinen Repräsentanten der Juden in Deutschland."
Nach der Bücherverbrennung:
Böse Journalisten!
Nach einer von Rechtsextremisten inszenierten Bücherverbrennung möchte das
Dorf Pretzien in Sachsen-Anhalt seinen Ruf retten...
Die
neue Bücherverbrennung:
Das Tagebuch der
Anne Frank
Der Verein "Heimatbund Ostelbien" in Pretzien (Landkreis Schönebeck in
Sachsen-Anhalt) hat am 24. Juni ein Sommersonnwendfest veranstaltet. Während
dieser öffentlichen Tanzveranstaltung im Gemeindezentrum des Ortes
verbrannten offensichtlich rechtsgerichtete junge Männer während einer
Feuerzeremonie vor ca. 80 Besuchern eine USA-Fahne und ein Exemplar des
Tagebuches von Anne Frank...
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