Gegen die schon für das letzte Jahr geplante und dann, angeblich aus
Sicherheitsgründen, verschobene internationale Gay-Parade in Jerusalem,
haben sich nationalistische, orthodoxe, muslemische und christliche
Fundamentalisten zusammengeschlossen.
Der
Aufruf des sephardischen Ober-Rabbiners, des Rischon leZion, Schlomo Amar,
war es wohl, der dem Vatikan die endgültige "Rechtfertigung" lieferte, sich
in die inneren Angelegenheiten Israels und seiner Hauptstadt einzumischen.
Einen peinlichen Höhepunkt erreichte die Auseinandersetzung, als sich
Israels sefardischer Oberrabbiner, seines Zeichens "Erster von Zion", nicht
zu Schade war den Papst in Rom zu Hilfe zu rufen. Rabbiner Amar schrieb an
Benedikt XVI: "Wir bitten Ihre Exzellenz, einen starken und eindeutigen
Aufruf gegen diese schreckliche Erscheinung zu richten, in der Hoffnung,
dass der vereinte Protest der Führer der verschiedenen Religionen dazu
führen wird, diese falsche und verzerrte Entscheidung rückgängig zu machen.
Möge unser Protest den willigen Missetäter davor abschrecken, den
menschlichen Weg zu verfluchen und zu verderben".
In Tel-Aviv bereitet man sich schon darauf vor, die Parade zu adoptieren,
aber in der Homo-Lesbischen Gemeinde der israelischen Hauptsstadt ist man
nicht bereit, nachzugeben.
So tagte in der Kneseth ein Ausschuss für Innere Angelegenheiten.
Beantragt hatte die Debatte der Abgeordnete Itzhak Levi von der
National-Religiösen Partei.
Die Abgeordneten Zeev (Sefard. Hüter der Torah),
Levy (Nationale Union - NRP), Sarsur (national-arab. Liste
Raam-Taal) |
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Levy berief sich auf eine Umfrage, nach der die Mehrzahl der Bürger von
Jerusalem kein Interesse an der Abhaltung der Parade in Jerusalem haben.
Jerusalems Bürger seien mehrheitlich streng-religiös und / oder entschieden
nationalistisch ausgerichtet. Alle Gruppierungen seien sehr homophob. Dies
sei zu berücksichtigen.
Der arabische Abgeordnete Ibrahim Zarzur (Raam-Taal) stimmte dem
Siedlervertreter Levy zu und behauptete, dass "man diese Erscheinung in der
moslemischen Gesellschaft nicht kennt". Da seine Kollegen in Gelächter
ausbrachen, musste er abschwächen: "zumindest nicht in diesem Ausmaß".
Während der Debatte wurden dann üble Hetztreden gegen Homosexuelle laut. MdK
Nissim Zeev (Sefardische Torah-Hüter, Schas) rief: "Eine Parade von Homos in
Jerusalem Strassen ist wie die Parade von Schweinen auf dem Tempelberg". Den
Organisatoren des Events warf er vor mit dieser "abscheulichen Parade des
Schmutzes" zu planen "Jerusalem in Brand zu stecken und uns alle ins
Verderben zu stürzen".
Der arabische Abgeordnete Chaleb Magdalah von der Arbeitspartei rief die
Organisatoren auf, ihre Pläne angesichts der Proteste aus den drei
monotheistischen Religionen zu überdenken.
Nur Shely Yahimowitsch (Avoda), Zahava Gal-On und Avshalom Vilan (Meretz)
unterstützten die Parade und kritisierten die Äußerungen als "Aufhetzung".
Trotzdem geben die Organisatoren in Jerusalem nicht auf und befinden sich
inmitten der Vorbereitungen. "Die internationale Parade soll gerade an den
Orten stattfinden, die Toleranz nötig haben, wie Jerusalem und Rom, Moskau
oder Warschau - und nicht unbedingt in freien Städten wie Tel-Aviv", so Saar
Netanel, Gemeinderat von Jerusalem und einer der Organisatoren.
Die Abgeordneten Gal-On und Vilan (MeReZ) |
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"Menschenrechte sind universal, sie stehen über kulturellen
und ethnischen Barrieren. Wir können und müssen unsere Unterschiedlichkeit
in Frieden akzeptieren. Liebe kennt keine Grenzen", so das Motto des
Jerusalem WorldPride.
In Antwort auf die Vorwürfe aus der Kneseth meinte ein Vertreter der
GLBT-Vereinigung (von Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transsexuellen):
"Jerusalem gehört nicht nur euch. Wir sind nicht hierher gekommen, um auf
den Straßen Sex zu haben."
Während der einwöchigen Veranstaltung, die am 11.August
beginnen wird, soll mit einem Filmfestival, mit zahlreichen Gottesdiensten
und Workshops, mit einem Straßenmarkt und einer CSD-Parade ein
internationales großes Fest gefeiert und die internationale Bedeutung
Jerusalems als ethisches Zentrum und als demokratische Hauptstadt einer
pluralistischen Gesellschaft demonstriert werden.
[FORUM]
[Jingle
- Love Without Borders]
Monseniore Franco zu Jerusalems
Bürgermeister Lupoliansky:
Stoppen Sie die Gay-Parade!
Der Botschafter hatte Uri Lupoiiansky in die
Vertretung des Vatikans eingeladen. Dort machte er deutlich, dass es für die
"Heilige Mutter Kirche" nicht hinnehmbar sei, dass in Jerusalem Homosexuelle
eine öffentliche Party feiern...
Oy Gay! Sandi Dubowski's "Trembling Before G-d" looks
at gay Orthodox Jews (9:12 min) Watch in [RealVideo]
[Quicktime].
Fundamentalisten erneut auf Konfrontationskurs:
Christen protestieren gegen
GLBT-Parade in Jerusalem
Erneut versuchen mehrere christlich-fundamentalistische Verbände die für
August 2006 geplante Gay-Lesbian World Pride Veranstaltungen in Jerusalem zu
verhindern und fordern die israelischen Behörden auf, die Unterstützung für
die mehrtägige "WorldPride" zu widerrufen...
Jerusalem und die grenzenlose Liebe:
Es
sollte ein Fest werden
Geplant war ein riesiges Fest und Jerusalem sollte
Gelegenheit bekommen sich als weltoffene Hauptstadt der Toleranz zu
präsentieren...