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[haGalil Notausgabe]

Schwierig, sehr schwierig:
Pressefreiheit - nur im engsten Rahmen
Hetzen kann man umso leichter, je weniger man sich um die Wirklichkeit kümmert...

Die Furcht vor der Pressefreiheit:
Von roten Linien und kleinen Quadraten
Was bedeutet Pressefreiheit? Warum bringen wir hier, selbst in der Notausgabe, die unten angefügte Pressemeldung der Giordano-Bruno Stiftung?...


Edgar M. Bronfman, Präsident des Jüdischen Weltkongresses, erörtert einige der fundamentalen Aspekte, die mit dem derzeitigen „Karikaturenstreit" in Zusammenhang stehen und stellt dabei einiges in Frage: Meinungsfreiheit versus Religionsfreiheit, Toleranz versus Respekt und die Verantwortung des Immigranten in Bezug auf Integration versus Verantwortung des Staates in Bezug darauf, den Respekt für diese Immigranten zu garantieren. Zusammenfassend schreibt er: „Wir müssen uns zurückhalten in dem, was wir über andere Religionen sagen und in der Weise, wie wir andere Religionen beurteilen", auch sollten „religiöse Sitten, Gebräuche und Glaubensvorstellungen von Anhängern anderer Religionen und von Nichtgläubigen gleichermaßen respektiert werden, da das eine Voraussetzung dafür ist, selbst respektiert zu werden".

Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses betont:
Muslime verdienen den gleichen Respekt wie Christen oder Juden

Edgar M. Bronfman *

New York, New York – Obwohl Religionsfreiheit und Meinungsfreiheit fundamentale Rechte sind, geraten sie dennoch manchmal in Konflikt miteinander, wie jetzt im Fall der Karikaturen, die vor einiger Zeit in der dänischen Zeitung „Jyllands-Posten" veröffentlicht worden sind, in denen der Prophet Muhammad (Frieden sei mit ihm) abgebildet worden ist. Das hat unter Muslimen Aufruhr ausgelöst, nicht nur in Dänemark, aber überall in der islamischen Welt, da allgemein als selbstverständlich betrachtet wird, dass der Islam die bildliche Darstellung Muhammads verbietet.

Bei dieser Debatte geht es nicht um „Selbstzensur", die nach Flemming Rose, dem Feuilletonredakteur der Zeitung, seit dem Mord am holländischen Filmemacher Theo van Gogh Europa befallen habe. Es geht darum, ob der Respekt für andere religiöse Glaubensvorstellungen, Traditionen und Bräuche auch wirklich für alle gilt, einschließlich der Muslime.

Wir ziehen das Wort „Respekt" dem Wort „Toleranz" vor, weil das „Toleriertwerden" kein positiver Begriff ist. Darüber hinaus ist „Respekt" kein einseitiges Konzept, es beruht auf Gegenseitigkeit. Sollten die betreffenden Karikaturen absichtlich angefertigt und veröffentlicht worden sein, um Muslime zu provozieren und die öffentliche Meinung in Dänemark aufzuhetzen, wie Rose anzudeuten scheint, ist etwas falsch gelaufen.

Die Karikaturen haben bewirkt, dass alle Muslime verletzt wurden, statt nur auf jene Fanatiker zu fokussieren, die Kritik tatsächlich verdienen. Manchmal sind Provokationen notwendig um Menschen aufzurütteln. Während der letzten 30 Jahre ist dies dem Jüdischen Weltkongress nicht fremd gewesen. Doch sollten religiöse Sitten, Gebräuche und Glaubensvorstellungen von Anhängern anderer Religionen und von Nichtgläubigen gleichermaßen respektiert werden, denn das ist eine Voraussetzung dafür, selbst respektiert zu werden.

Obwohl das Recht der freien Meinungsäußerung ein unteilbares Recht ist, kann es vom juristischen Standpunkt aus als offensiv betrachtet werden, wenn jemand in einem überfüllten Saal „Feuer!" ruft, da dadurch Panik ausgelöst wird und es zu Körperverletzung kommen kann. Worte und Handlungen, die heftige Reaktionen und Wut auslösen – egal wie ungerechtfertigt das sein mag – sollten eingeschränkt werden, zumindest dann, wenn religiöse Glaubensvorstellungen ins Spiel kommen.

Der Schlüssel zur Beendigung von Hass und zur Schaffung einer besseren Welt sind gegenseitiger Respekt und Einverständnis unter Angehörigen unterschiedlicher Religionen. Wir betrachten die Entweihung irgend eines heiligen Buches als einen Affront gegen uns selbst. Eine Entweihung des Korans, der Thora, der christlichen Bibel oder irgend einer religiösen Stätte sollte als eine Beleidigung gegen uns alle empfunden werden. Gegenseitiger Respekt bedeutet nichts anderes als: Du respektierst mich und das, wozu ich mich bekenne, und ich respektiere dich und wozu du dich bekennst.

Die recht kleine Minderheit in Dänemark bewusst zu provozieren und sie zu beleidigen war falsch. Ja, Immigranten müssen sich in die Gesellschaft ihres Gastlandes integrieren, seien sie Muslime, Juden oder Christen, sie behalten dabei ihre eigene Identität, Glaubensvorstellung, ihre Sitten und ihre Religion. Parallelgesellschaften können leicht zum Nährboden für Fanatiker, Zeloten und schließlich für Terroristen werden. Eine Immigration scheitert manchmal, weil Immigranten sich nicht genug anstrengen möchten. Aber manchmal wird sie auch durch ein intolerantes und raues Gastland erschwert.

Aufgabe von Regierungen und Gesetzgebern ist es, zu garantieren, dass die Immigranten nicht als kürzlich Eroberte behandelt werden (wie einige Populisten vorschlagen), sondern dass man ihnen mit Respekt begegnet. Diejenigen, die sich um ihre Integration bemühen, sollten mit offenen Armen empfangen werden, ihnen sollte ermöglicht werden, mit mehr als nur mit Steuergeldern für die Kassen ihrer neuen Länder beitragen zu können.

Während der letzten zweitausend Jahre und bis zur Schaffung des Staates Israel sind Juden immer eine kleine Minderheit in den Ländern gewesen, in denen sie sich niedergelassen haben. Unsere Vorfahren haben unter Pogromen, unter dem sich stark ausbreitenden Antisemitismus und darauf folgend unter dem Holocaust gelitten. Lügen über Juden, über den jüdischen Glauben und die jüdischen Traditionen sind nie verschwunden. Tatsächlich ist es so, dass sie ihren Comeback machen, vor allem in „westlichen Demokratien", von denen wir angenommen hatten, sie wären nach den Schrecken des Holocaust immun gegen Antisemitismus geworden.

Dennoch standen jüdische Intellektuelle und Politiker immer an der vordersten Front im Kampf für Menschenrechte, Demokratie und Meinungsfreiheit. Aber für die Meinungsfreiheit gibt es Grenzen, die respektiert werden sollten. Die Publikation von Material, das von einer kleinen religiösen Minderheit als kränkend empfunden wird, geht zu weit. Demokratien werden daran gemessen, wie sie ihre Minderheiten behandeln.

In den Jahrzehnten nach Veröffentlichung der Erklärung des Zweiten Vatikanischen Konzils „Nostra Aetate" haben sich die katholische Kirche und die jüdische Gemeinde um einen Dialog bemüht. Dies ist ein erfolgreiches Beispiel dafür, wie jahrhundertealte Vorurteile und Hass überwunden werden können, indem man einander zuhört, statt nur übereinander zu reden.

Christen, Juden und Muslime sind alle Kinder Abrahams, wir sollten erfahren, was wir an Gemeinsamkeiten haben. Danach sind Unterschiede vielleicht weniger bedeutend. Wir müssen uns zurückhalten in dem, was wir über andere Religionen sagen und in der Weise, wie wir andere Religionen beurteilen. Wir brauchen keine neuen Gesetze. Die Meinungsfreiheit können wir nicht einschränken. Wir müssen uns selbst einschränken. Sonst werden am Ende wir selbst eingeschränkt.

* Edgar M. Bronfman ist Präsident des Jüdischen Weltkongresses in New York.

Quelle: Arab News, 1. Februar 2006, übersetzt von K. Badr


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