antisemitismus.net / klick-nach-rechts.de / nahost-politik.de / zionismus.info

haGalil onLine - http://www.hagalil.com
     

  

Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!

hagalil.com

Search haGalil

Veranstaltungskalender

Newsletter abonnieren
e-Postkarten
Bücher / Morascha
Musik

Koscher leben...
Tourismus

Aktiv gegen Nazi-Propaganda!
Jüdische Weisheit
 

 

Neonazis oder Islamisten...:
Zum Hintergrund des jüngsten antisemitischen Anschlags in Paris

Von Bernhard Schmid, Paris

Eine Tat von Neonazis? Islamisten? Die Aktion eines Verrückten? Auf den ersten Blick herrschte zu Anfang der Woche Unklarheit darüber, welche Hintergründe der Brandanschlag auf ein jüdisches Sozialzentrum im 11. Pariser Bezirk habe. In der Nacht vom Samstag auf Sonntag war kurz nach 3 Uhr früh Feuer in dem Lokal in der rue Popincourt gelegt worden, das teilweise ausbrannte.

Bisher hatte dort eine koschere Küche sozial bedürftigen Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, aus dem Quartier ein kostenloses Essen ermöglicht; in der Nachbarschaft leben noch viele sephardische Juden, deren Vorfahren einst in Spanien und später, nach der 1492 vollendeten Vertreibung, im Osmanischen Reich gelebt hatten. Zwei Davidsterne waren auf der hölzernen Eingangstür zu erkennen, sie sind jetzt zerstört. Nur das frühzeitige Eintreffen der Feuerwehr konnte verhindern, dass der Brand auch auf die darüber liegenden Nachbarwohnungen in dem fünfstöckigen Gebäude übergriff.

Der oder die Täter hatten an den Wänden mehrere Hakenkreuze und mehrere Inschriften größtenteils antisemitischen Inhalts hinterlassen. "Ohne die Juden wären wir glücklich", stand da etwa zu lesen oder "Frankreich den Franzosen". Aber auch (mit zwei Rechtschreibfehlern in drei Worten!) "Es lebe der Islam!" war mit dem roten Filzschreiber, den die Täter benutzten, geschrieben worden. Insgesamt enthalten die gemalten Slogans derart viele Rechtschreibfehler, dass die Ermittlungsbehörden derzeit davon ausgehen, dass sie absichtlich vorgenommen wurden. Sei es, um sich über Beobachter und Ermittler lustig zu machen, sei es, um bewusst falsche Fährten zu legen (nach dem Motto: "Es muss sich um dumme Ausländer gehandelt haben").


Bilder vom Tatort am Sonntag, das Gebäude wird gerade verschlossen, während im Inneren die Spurensicherung an der Arbeit ist.

Bitte zur Vergrößerung anklicken!

Die ehemalige Synagoge in der rue Popincourt

Das ist nicht neu; auch bei den jüngst aufgeklärten Taten, etwa der Schändung des jüdischen Friedhofs von Lyon durch den gefassten Neonazi-Sympathisanten Michael Tronchon alias "Phineas", waren grobe Rechtschreibfehler aufgetaucht. Der Täter hatte etwa Adolf Hitler als "Hadol Hitler" geschrieben. Der festgenommene Michael Tronchon ­ er hatte sich der Polizei am 14. August gestellt, nachdem er laut Medienberichten bereits auf Videobändern identifiziert worden war und seine Enttarnung kurz bevor stand ­ trägt zwar Züge von Wahn, doch erscheint er durchaus intelligent ("Der Junge kennt die Gesetzestexte sehr genau", merkte der mit dem Fall befasste Kommissar Lagarde). Daher ist davon auszugehen, dass die Rechtschreibfehler auch hier eher absichtlich vorgenommen wurden.


Der Rabbiner der Synagoge in der rue de la Roquette und Georges Sarre, Bürgermeister des 11. Pariser Berzirks bei einer Kundgebung am Tatort gestern Abend

Islamistischer Bekennerbrief oder Trittbrettfahrertum?

Nachdem am Sonntag abend auch noch ein angebliches Bekennerschreiben einer bis dato unbekannten islamistischen Gruppe namens Jamaat Ansar al-Djihad ("Gruppe der Parteigänger des heiligen Krieges") auftauchte, schien die Verwirrung vollständig zu sein. Denn dass Islamisten Hakenkreuze als ihre Symbolik benutzen, muss als extrem unwahrscheinlich gelten.

Das Bekennerschreiben war am Sonntag um 18.39 Uhr auf einer, in der Schweiz beherbergten, pro-islamistischen Webpage publiziert worden. Derzeit spricht allerdings sehr viel dafür, dass es sich allenfalls um Trittbrettfahrer handelt. Denn erstens scheinen die Autoren des, in arabischer Sprache formulierten, Schriftstücks über kein festes Wissen vom materiellen Tathergang verfügt zu haben ­ während es in einem Bekennerschreiben ja normalerweise darum gehen müsste, "Täterwissen zu offenbaren", wie die Juristen das nennen. So ist in dem Schreiben von einem "jüdischen Tempel" die Rede, während das Sozialzentrum bereits in den 60er Jahren aufhörte, auch als Synagoge zu dienen. Das mag noch mit Unwissen zu erklären sein. Aber ferner ist in dem Schreiben auch die Rede davon, "junge Mujjahedin (Kämpfer)" hätten "um 4 Uhr das Feuer gelegt", während in Wirklichkeit bereits um 3.30 Uhr in der Nacht zum Sonntag Brandalarm ausgelöst wurde.

Die französische Polizei betrachtet deswegen auch den Bekennerbrief als "suspekt", die Medien bezeichnen das vorgebliche Tatbekenntnis als "fragwürdig" (Le Figaro vom Dienstag) oder "zweifelhaft" (Libération vom Dienstag). Die polizeiliche Spezialeinheit zur Bekämpfung von Computerkriminalität und Internetbetrügereien, die Befti (Brigade d'enquête sur les fraudes aux technologies de l'information), ermittelt jetzt bezüglich der Herkunft des vorgeblichen Bekennerschreibens. Dass eine international agierende Terrororganisation hätte aktiv werden hätte sollen, gilt allgemein als unwahrscheinlich. Die Ermittler schließen einen internationalen Hintergrund aus und denken, dass ein relativ kleines Gemeindezentrum für Terroristen auf der Suche nach "spektakulären" Taten kein geeignetes Ziel darstelle.

Die tatsächlichen Täter ihrerseits dürften eher aus Gründen der Provokation pseudo-islamische Slogans verwendet haben. Dass tatsächliche Islamisten La France aux français (Frankreich den Franzosen) ohne Rechtschreibfehler, aber den in ihren Augen heiligen Islam (französisch genauso geschrieben, bei den Tätern jedoch "islames") mit doppeltem Fehler schreiben sollten, darf ebenfalls als unwahrscheinlich gelten. Zumal Islamisten in der Sache nicht unbedingt Anhänger einer Ausländer-Raus-Politik sein dürften, von der zumindest jener Teil ihrer eigenen Sympathisanten betroffen wäre, der nicht die französische Staatsbürgerschaft hat.

Dass es sich um ein Tatbekenntnis der tatsächlichen Urheber des Brandanschlags handele, muss aus den genannten Gründen als höchst unwahrscheinlich gelten. Dennoch bleibt festzuhalten, dass dieses Schreiben mutmaßlich von arabischsprachigen Menschen, möglicherweise Islamisten oder Sympathisanten, "auf eigene Faust" verfasst worden ist, nachdem sie von der Pariser Tat (möglicherweise diffuse) Kenntnis hatten. Denn dass die Rechtsextremen, die wohl als Täter hauptsächlich in Frage kommen, in einem solchen Fall selbst das in Arabisch verfasste Bekennerschreiben (etwa zur Ablenkung) aufgesetzt hätten, darf wiederum als quasi ausgeschlossen gelten. So intelligent und sprachkundig sind Neonazis, sofern diese Hypothese von der Täterschaft zutrifft, in aller Regel nicht. Irgendwo in der Spannbreite zwischen "sehr schlechtem Scherz" und "Ausnützen der Situation, um den Religionskrieg zu propagieren" dürften die Motive der Trittbrettfahrer zu suchen sein.

Eine Tat von Rechtsextremen?

Laut Pressemitteilungen gehen die Ermittlungsbehörden davon aus, dass die höchste Wahrscheinlichkeit bei einem von Rechtsextremen begangenen Anschlag liege, "aber auch die Tat eines Geistesgestörten nicht ausgeschlossen werden könne". Die These vom Verrückten scheint allerdings auch keine befriedigende Erklärung anzubieten - denn die zahlreichen Slogans, die in dem angebrannten Gebäude aufgefunden wurden, sprechen dafür, dass der oder die Täter sehr genau wusste(n), was er oder sie tat(en). Dass Ideologie und Wahn dabei nahe beieinander liegen können, ist eine alt bekannte Tatsache. Auch Michael Tronchon alias "Phinéas" wies einige mentalen "Störungen" auf, die sich aus seiner individuellen Laufbahn heraus erklären: Seine Mutter beging Selbstmord durch Verbrennen, als er 13 Jahre alt war, und Michael Tronchon wuchs in Heimen für Schwererziehbare auf. Dennoch hatte er (obwohl anscheinend nicht Mitglied einer bestimmten Organisation, obwohl er in Lyon bei einer bisher unbekannten "RAA, Résistance anti-arabe" mitgewirkt haben will) sich mit einer ganz bestimmten Ideologie vollgesogen, so wurden in seiner Wohnung historische Dokumente zum Nazismus und Faschismus gefunden. Und was er tat, war im Sinne dieser Ideologie durchaus konsequent.

Dafür, dass militante Antisemiten aus dem rechtsextremen Bereich am Werk waren, spricht auch ansonsten die politische Logik. Handelte es sich doch in dem Falle nur um ein weiteres Glied in einer Kette von Gewalttaten, die seit Ende April nicht abreißt. Am Vorabend des diesjährigen 1. Mai waren 127 Gräber auf dem Friedhof im elsässischen Herrlisheim geschändet und dabei vorwiegend mit Hakenkreuzen und SS-Runen beschmiert worden; in diesem Fall gingen die Täter recht professionell vor und zeichneten ihre Symbole anscheinend zum Teil mit Schablonen. Dagegen demonstrierten am 16. Mai in Paris insgesamt fast 20.000 Menschen, von der staatstragenden Antirassismusgruppe "SOS Racisme" bis zu Teilen der radikalen Linken. Dabei handelte es sich jedoch nur um den Auftakt einer Serie von Schändungen sowohl jüdischer als auch moslemischer Gräber, die vorwiegend in Ostfrankreich stattfanden.

Allein in der Region Elsass wurden seitdem über 300 Gräber geschändet, die Hälfte der landesweiten konstatierten Taten. Zuletzt wurden am 28. Juli der jüdische Friedhof in Saverne und am 6. August die Gräber von 40 moslemischen Weltkriegssoldaten in Cronenbourg, einem Stadtteil von Strasbourg, mit Hakenkreuzen beschmiert. (Nähere Informationen zur Neonazi-Gewaltwelle seit April 2004).

Organisierte Neonazis oder Einzeltäter ?

Sicherlich sind nicht alle Täter in festgefügten Gruppen oder "Bewegungen" organisiert. Feste Organisationsstrukturen im Bereich der militanten "Stiefelnazis" sind sogar in Frankreich weit weniger vorhanden als etwa zur Zeit in Deutschland, wo die NPD und die "Freien Kameradschaften" bis weit in das offen gewalttätige Spektrum hinein Aktivisten rekrutieren.

In Frankreich hatten bis vor kurzem die rechtsextremen Großorganisationen FN (Front National) und MNR (Mouvement national républicain) eine weitgehende Vorherrschaft über das gesamte rechtsextreme Lager, von eher bürgerlich-rechtskonservativen Kreisen bis in gewalttätige Milieus hinein, inne. Dabei stärkten sie zwar einerseits die in diesem gesamten Spektrum vorhandenen Ideologien, andererseits aber kontrollierten sie es auch und verhinderten jedenfalls offen "kontraproduktive" Taten. Das verhinderte nicht, dass es immer wieder "durchgebrannte" Attentäter aus ihren Reihen gab.

Jenseits von FN und MNR gab es bis 2002 eine eher "stiefelfaschistische" Organisation namens Unité Radicale (UR), die verboten wurde, nachdem ihr "durchgeknalltes" Mitglied Maxime Brunerie am Nationalfeiertrag (dem 14. Juli 2002) auf eigene Faust und allein ein Attentat auf Staatspräsident Jacques Chirac zu begehen versucht hatte. UR hat heute eine Nachfolgeorganisation namens "Bloc identitaire", die in diesem Jahr dadurch auf sich aufmerksam machte, dass sie in den ersten Jahresmonaten 2004 im 10. Pariser Bezirk eine sozialdemagogische Aktion veranstaltete: Ähnlich wie der Front National für einige Monate im Jahr 1996, veranstaltete jetzt der "Bloc identitaire" einmal pro Woche einen Suppenausschank für Obdachlose in Bahnhofsnähe. Der Bloc identitaire hatte das Konzept dahingehend abgeändert, dass in seiner Suppenküche bewusst ausschließlich Schweinefleisch und Rotwein auf dem "Menü" standen, um absichtlich mit moslemischen ebenso wie mit jüdischen Speisevorschriften unvereinbar zu sein.

Dass die Strukturen des (nur wenig mehr als 100 Mitglieder umfassenden) Bloc identitaire als solche landesweit die derzeitige Anschlagswelle organisiert hätten, ist jedoch höchst unwahrscheinlich. Dafür wäre die Organisation, nach dem Verbot von 2002 und während ihrer Wiederaufbauphase, auch viel zu angreifbar. Der profilierte antifaschistische Journalist René Monzat (der in "L'Humanité" vom 24. August zu Wort kommt) geht jedenfalls eher von Kleingruppen von 3 bis 4 Personen als Täterstrukturen, denn von einer Organisierung durch eine landesweit vernetzte Neonazi-Organisation aus. M.E. zu Recht geht er davon aus, dass das Gesamtphänomen der sich seit dem Frühjahr häufenden rassistischen und antisemitischen Taten "eher das Spiegelbild einer gesellschaftlichen Stimmungslage denn das Spiegelbild des Handelns einer konkreten Organisation" sei.

Nachahmungstäter ?

Höchstwahrscheinlich sind nach der ersten, sehr "professionell" vorbereiteten Schändung von Herrlisheim in anderen Fällen - neben rechtsextremen Aktivisten - auch Nachahmungstäter und Trittbrettfahrer aktiv geworden. Etwa jugendliche Satanisten, die sich in Einzelfällen auch an katholischen Gräbern vergriffen. So wurde im elsässischen Niederhaslach ein "unter 15jähriger Minderjähriger" (so Le Nouvel Observateur vom 19. August) festgenommen, nachdem er seitenverkehrte Hakenkreuzsymbole auf christliche Gräber gepinselt hatte. Ein klassischer Fall von Nachahmungstat, wie Jugendliche sie für dämliche "Mutproben" u.ä. einsetzen können.

Auch bei prominent gewordenen "Fällen" spielt der Nachahmungseffekt, der auf spektakulär wirkenden Medienberichten basierte, eine wichtige Rolle. So erklärte die Ende Juli zu einer Bewährungsstrafe und zu obligatorischer psychologischer Behandlung verurteilte Marie L. (die am 9. Juli eine, in Wirklichkeit nicht existierende, "antisemitisch motivierte Aggression" gegen sie und ihr Baby in einem Pariser Vorortzug erfunden hatte), sie habe in Wahrheit nur "die Aufmerksamkeit ihrer Umgebung erregen wollen". Auf die Idee mit der behaupteten Aggression durch Jugendliche, die sie fälschlicherweise für eine Jüdin gehalten hätten, sei sie aufgrund eines Fernsehberichts über die Schändung eines jüdischen Friedhofs im Elsass gekommen. Dieser habe ihren Freund, dessen Mitgefühl sie erregen wollte, besonders (negativ) beeindruckt. Auch Michael Tronchon alias "Phinéas" gab an, den jüdischen Friedhof von Lyon, auf dem er am 9. August insgesamt 60 Gräber schändete, infolge der "Medienwirkung" als Anschlagsziel gewählt zu haben. Dies, nachdem seine erste Aggression, der Angriff mit einem Beil auf einen behinderten Algerier am 5. August, nicht genügend "Aufmerksamkeit in den Medien" erfahren habe. Insofern spielt der über das Fernsehen vermittelte Beeindruckungs- und Nachahmeeffekt sicherlich insgesamt eine wichtige Rolle.

Spontane Kundgebung am 12. Juli 2004, zwei Tage nach Bekanntwerden der vermeintlichen, antisemitisch motivierten Gewalttat gegen Marie L. in einem Pariser Vorortzug (Anm.: die Darstellung erweist sich erst zwei Tage später als erfunden)
Links: "Juden und Araber gemeinsam für Gerechtigkeit"
Rechts: "Fuck alle (Formen von) Rassisten"

Er kann jedoch nur greifen, wenn eine gesellschaftliche Situation vorhanden ist, in der eine "Anfälligkeit" für entsprechende ­ rassistische und antisemitische ­ Ideologien bereits vorhanden ist.

Rassistische "Strategie der Spannung"?

Nicht hinter allen Taten steht also eine wirkungsmächtige Organisation. Dennoch steht am Ausgang der aktuellen Welle von Straftaten gegen jüdische und moslemische Einrichtungen wohl ein politischer Wille zur "rassischen" Polarisierung.

Pierre Lévy, der Präsident des regionalen jüdischen Zentralrats im Elsass, vermutet die Absicht, die beiden minoritären Bevölkerungsgruppen gegeneinander aufzuhetzen, da beide von den jüngsten Taten betroffen seien. Tatsächlich ist die Koexistenz zwischen dem arabischstämmigen und dem jüdischen Bevölkerungsteil zumindest in den großstädtischen Zentren angespannt. Denn seit dem Jahr 2000 wurde auch eine bedeutende Anzahl von Straftaten gegen jüdische Einrichtungen oder Personen auch durch Jugendliche migrantischer Herkunft begangen. Diese handelten (in einem Kontext aus kaum vorhandenem politischen Bewusstsein, hoher Anonymität in den Trabantenstädten und aus Tendenzen zur Segregation verschiedener Gruppen), aus vermeintlicher "Solidarität mit den Palästinensern", denen damit freilich in keiner Weise geholfen ist. Mit deren Situation identifizieren sich die Nachfahren der einstmals von Europäern Kolonialisierten und heute noch in Frankreich Diskriminierten - wobei eine Minderheit von ihnen dabei jegliches Unterscheidungsvermögen zwischen israelischer Politik, Judentum "an sich" und den in Frankreich lebenden jüdischen Gläubigen vermissen lässt und ihrerseits teilweise einem aggressiven Alltagschauvinismus verfällt. Die verzeichneten Taten wurden allerdings nicht durch organisierte politische Bewegungen verübt, sondern von spontan sich formenden Jugendgruppen oder ­banden.

Ein (weiteres) Spiegelbild der Situation ist, dass die mutmaßlichen islamistischen Trittbrettfahrer in ihrem "Bekennerschreiben" vom Sonntag abend u.a. die französischen Juden beschuldigt, diese hätten moslemische Friedhöfe geschändet (sic!). Und anlässlich der Solidaritätskundgebung vor dem zerstörten jüdischen Sozialzentrum, die am Dienstagabend in der rue Popincourt stattfand, wollten einige Personen aus der jüdischen Gemeinde nichts von Nazis und Faschisten hören: "Das waren bestimmt Moslems!" war von manchen Anwesenden zu hören.

Es möge verhindert werden, dass es den Attentätern (wer auch immer sie sein mögen) gelingen könne, zu einer noch stärkeren Spannung zwischen, als homogene Blöcke verstandenen, "Bevölkerungsgruppen" zu kommen. Der Kampf gegen Antisemitismus, gegen Rassismus, gegen Diskriminierungen und andere Formen von Ungeist sollte zum gemeinsamen Interesse aller vernünftigen Menschen gehören. An ihrem Handeln sollen sie gemessen werden.

Stand: 25. August vormittags
Fotos: © Bernard Schmid

Ziel des jüngsten Brandanschlages in Paris:
Die ehemalige Synagoge in der rue Popincourt

hagalil.com 25-08-2004

Werben in haGalil?
Ihre Anzeige hier!

Advertize in haGalil?
Your Ad here!

 

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2006 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved