Ziel des jüngsten Brandanschlages in Paris:
Die ehemalige Synagoge in der rue Popincourt
Von Corry Görgü
Die ehemalige Synagoge in der rue Popincourt Nr. 7,
im 11. Arrondissement von Paris war jahrzehntelang das Herz der
sephardischen Gemeinde. Seit Ende des 19. Jahrhunderts, vor allem während
der ersten beiden Dekaden des 20. Jahrhunderts waren Hunderte Familien aus
dem Osmanischen Reich, ab 1923 aus der Türkei, hier eingewandert und hatten
in den umliegenden Straßen einen Mikrokosmos gebildet.
Die
Mehrzahl der Ankömmlinge war arm, sie arbeiteten als Straßenhändler für
Textilien und die rue Popincourt, ebenso wie die umliegenden Straßen,
war gesäumt von Nähstuben, Hutmachern und kleinen Textilbetrieben.
Man sprach Judezmo, das Judenspanisch, das die Sepharden
bei ihrer Vertreibung 1492 aus Spanien mit ins Osmanische Reich gebracht
hatten.
Vor 95 Jahren, im März 1909, wurde die "Association
culturelle orientale israélite de Paris" (orientalisch-jüdischer
Kulturverein Paris) gegründet und mietet die Räume in der rue Popincourt Nr.
7, die fortan das Zentrum der Gemeinde bilden sollte; 1913 wurde ein
Rabbiner bestellt.
Die Judenverfolgung unter der deutschen Besetzung
zerstörte die Gemeinde. Die ersten großen Razzien richteten sich vor allem
gegen die eingewanderten Juden. Am 20.8.1941 wurden bei einer Razzia im 11.
Arrondissement 4.237 Personen festgenommen, dies war der Auftakt für weitere
Verfolgung und Deportationen.
Doch auch nach der Befeiung war die kleine Synagoge in der
rue Popincourt weiter in Betrieb. Nach Gründung der größeren Synagoge in der
Querstraße "rue de la Roquette" wurde sie als Gemeindezentrum und in den
vergangenen Jahren vor allem als Sozialstation genutzt.
Foto: © Corry Görgü
Feuer in der rue Popincourt:
Zum Hintergrund des jüngsten antisemitischen
Anschlags in Paris
hagalil.com
26-08-2004 |