Tatort Konstanz (TV-Hinweis):
Der Schächter"Kein politisch korrektes
volkspädagogisches Aufklärungsstück, sondern ein wirklich guter Krimi, ein
Highlight unter den ohnehin qualitätsvollen Tatorten".
So., 7.12.2003,
20.15h, ARD
Der Sommer ist auf seinem Höhepunkt, im Bodensee baden die
Touristen und im Kriminalkommissariat ist Entspannung angesagt. Klara Blum
spielt mit Jakob Leeb, dem sie in herzlicher Freundschaft verbunden ist,
Boule am Seeufer. Jakob, der in Strassburgs jüdischer Gemeinde das Amt des
Schächters bekleidet, ist zur Sommerfrische in Konstanz, wo er vor der
Vertreibung seiner Familie Kindheitsjahre verbracht hat.
Die Stimmung ist gelassen, und so kann ein Gerücht die
Sommeridylle zunächst nur leicht trüben: Auf dem Campingplatz der Rodammers
soll ein toter Junge gesehen worden sein. Zwar ist die Leiche wieder
verschwunden und der Zeuge weiter gereist, auch vermisst niemand einen
Teenager. Sicherheitshalber lässt Klara trotzdem Spuren sichern und befragt
Edgar Rodammer, der auf dem Platz als Betreuer arbeitet. Edgar, leicht
verhaltensgestört und schnell zu verunsichern, kann nichts Erhellendes
beitragen. Trotzdem weigert er sich, Klara in seine Notizen blicken zu
lassen, in denen er das Tagesgeschehen festhält.
Als aus dem Gerücht eine Tatsache wird, ist die sommerliche Entspanntheit
vorüber: Ausgerechnet in Jakobs Vorgarten wird der tote Junge aufgefunden.
Und sofort gibt es zahlreiche Stimmen, die in dem Schächter den Täter sehen:
Ist der Junge nicht durch einen Messerschnitt am Hals getötet worden, der
verdächtig dem Schnitt ähnelt, mit dem Schächter ihre Tiere töten?
Staatsanwalt Bux setzt sich an die Spitze derer, die Jakob für den
Schuldigen halten. Weder die Frage nach einem Motiv noch der auffällige
Fundort im Leebschen Garten können Bux von seiner Meinung abbringen. In ihm
sind tief sitzende antisemitische Reflexe geweckt, die ihm den Fall in
seiner Auflösung ganz einfach erscheinen lassen. Das alte Gerede über Juden,
die zur Zubereitung von ungesäuertem Brot das Blut christlicher Kinder
brauchen, dient ihm als passendes Mordmotiv.
Klara ist überzeugt, dass Jakob nichts mit dem toten Jungen in seinem
Vorgarten zu tun hat. Sie will sich nicht in die Defensive drängen lassen
und besteht darauf, Edgar zu verhören, um herauszufinden, was er so dringend
verbergen will. Sehr zum Unwillen von Edgars Bruder Wolfgang Rodammer, der
sich mit dem Staatsanwalt verbündet, um seinen Bruder vor dem Verhör zu
schützen. Klara aber lässt nicht locker und kämpft für Jakob.
Michael Wuliger schreibt in der AJW: "Der Schächter ist
kein politisch korrektes volkspädagogisches Aufklärungsstück, sondern ein
wirklich guter Krimi, ein Highlight unter den ohnehin qualitätsvollen
Tatorten".
Das Drehbuch basiert auf einem tatsächlichen Fall. Anfang
des 20. Jahrhunderts wurde in Xanten ein Schächter für den Tod eines Jungen
zu Unrecht verantwortlich gemacht.
Zur jüdischen Schlachtmethode — dem
Schächten, hier eine wissenschaftliche Abhandlung von
Rabbiner
I.M. Levinger und eine religiöse Betrachtung von
Rabbiner Pinchas Paul
Biberfeld.
Ausserdem
http://www.antisemitismus.net.
hagalil.com
05-12-2003 |