Während sich Arik Scharon als ein Mann
des Friedens porträtieren lässt, marschieren die Anhänger der Friedensbewegungen
Schalom akhshav und Gush Shalom in Jerusalem auf den Spuren von Emil Grünzweig.
Erinnert werden soll an einen Protestzug, der vor achtzehn Jahren genau dieselbe
Strecke entlang zog. Damals war Scharon Verteidigungsminister.
Dass heute 48% der Sharon-Anhänger
Liebermans die Äußerungen des Rechtsaußen Lieberman, der in einer Rede einen
ägyptischen Angriff heraufbeschwor und und gleich die Bombardierung des
Assuan-Damms als Gegenmaßnahme empfahl, akzeptieren, gibt erschreckenden
Aufschluss über die Einstellung eines beträchtlichen Teils der israelischen
Bevölkerung. Es zeigt sich hier auch ein völlig mangelhafter Wissensstand, auf
den viele Israelis ihre politischen Entscheidungen gründen. Jaron London sah
sich in haArez genötigt zu erläutern, dass den Assuan-Damm nur einem Atombombe
sprengen könne, und fragt "wer würde in diesem Fall in Israel am Leben
bleiben?"
Liebermans Drohung und ihre weitgehende Akzeptanz im Volk lasse auf eine starke
Sehnsucht nach dem Jüngsten Tag schließen. Nicht weniger beunruhigend sei der
statistische Zusammenhang zwischen dieser Neigung und dem Impuls, für Sharon zu
stimmen, der allem Anschein nach unser nächster Regierungschef wird, so Jaron
London.
Auch Tania Reinhart (Jedioth) warnt vor
der drohenden Kriegsgefahr. Eine einzige Rakete, die den Reaktor in Dimona
trifft, macht ganz Israel zu Tschernobyl. Auch ohne dass jemand das wirklich
beabsichtigt, kann bei den gegenwärtigen Spannungen ein einziger Funke die ganze
Region in Brand setzen. Barak will sie ihre Stimme zwar nicht geben, gegen eine
Nichtbeteiligung plädiert sie aber ganz entschieden: "Nur wer seine Stimme
abgibt, kann Sharon schaden. Doch vom Gesetz her gesehen kann man nicht zwischen
Wählern, die diese Wahl boykottieren, und solchen unterscheiden, denen die
Politik gleichgültig ist. Die Mehrheit wird durch die Zahl der Abstimmenden
ermittelt. Ein weißer Zettel ist eine Stimme gegen Sharon - die Stimme, die
darüber entscheiden kann, ob Sharon ein Mandat für den Krieg hat".
Der Oberste Gerichtshof entschied am
Freitag, dass "Blanko-Wahlzettel" ungültig seien. Die Eingabe, die weißen
Stimmzettel als gültige Stimmen zu zählen wurde abgelehnt. Die Richter übten
Kritik daran, dass die Eingabe erst eine Woche vor den Wahlen eingereicht wurde.
Gabi Shefer, Staatswissenschaftler an der
Hebräischen Universität zu Jerusalem, warnte der Staat Israel schlittere auf
eine Ära des Peronismus zu: "Israel droht nach den Wahl in ein undemokratisches
Regime abzugleiten", so Shefer in haArez.
Avirama Golan (haArez) sieht die Lage
nicht ganz so hoffnungslos: "Wenn die Rechte ans Ruder kommt, hat die Linke
keine andere Wahl, als den von Barak eingeleiteten Auflösungsprozess zu
beschleunigen und zu vollenden. Und dann kann man trotz allem hoffen, dass aus
den Trümmern eine echte neue Linke entsteht, die im Nahostfrieden nur einen Teil
ihrer Agenda sieht". Vielleicht ist die heutige Kundgebung ein erstes Zeichen in
diese Richtung.
???? ?? ????? ?????? ?? ,???? ?? ????
?-?? ????? ???? ,????????? ???? ??? ???? ???? 18
dg / haGalil
onLine 04-02-2001
Schnellsuche
Jeshajahu Leibowitz
|