Fast täglich verurteilen orthodoxe
Eiferer den Friedensprozess und genauso entschieden kämpfen ihre politischen
Vertreter für die Befreiung der Frommen vom Wehrdienst. Im Vorfeld der
Abnstehenden Entscheidungen der Tal-Kommission widmen alle israelischen
Tageszeitungen diesem Thema die ersten Seiten.
Das auflagenstärkste Blatt, Jedioth
Achronoth, bringt unter der Überschrift "Das Bild des Tages" ein besonders
bewegendes Foto eines ehemaligen Soldaten, Juwal Lester, mit zwei
Armprothesen - er hat beide Arme durch eine explodierende Handgranate
verloren. Juwal hat sich gestern den Hungerstreikern der "Wacht endlich
auf"-Bewegung ("Hitorerut") angeschlossen, die gegen den Gesetzentwurf über
die weitere Aufschiebung des Wehrdienstes für Orthodoxe protestiert.
Ein anerkennenswertes,
doch irriges Erwachen sieht der Kommentator von M'ariw (A.Dankner) im
Hungerstreik der "wohlmeinenden, motivierten" Mitglieder der "Am ehad -
Gijus ehad"-Bewegung gegen die weitere Bevorzugung der Orthodoxen.
Er beschreibt seine
"Bewegung, wenn der wunderbare Dichter Jehuda Amichai von seinem Krankenbett
aufsteht, um sich den Aktivisten der "Hitorerut" anzuschließen und zu
verkünden, dass diese einen ‘zweiten Befreiungskrieg’ (nach dem von 1948)
führen". Er meint aber auch, dass all dies was seit der Gründung des Staates
falsch gemacht wurde, nicht über Nacht geändert werden kann. Er sieht den
richtigen Weg in der "Sprengung der Mauern des ultraorthodoxen Ghettos".
Auch haArez ist trotz der
Ungerechtigkeit der Empfehlungen der Tal-Kommission über die Aufschiebung
des Wehrdienstes für Orthodoxe der Meinung, dass eine graduelle Änderung des
Status quo die einzig machbare Lösung ist.
Es beleibt abzuwarten ob
es zumindest zur graduellen Abschaffung der Sonderregelungen kommen wird,
wie sie der vorliegende Gesetzentwurf vorschlägt, u.a. durch eine Regelung,
welche die "Frommen" vorübergehend und versuchsweise in die arbeitende
Bevölkerung integrieren will - um auf diese Weise die orthodoxe Gesellschaft
von innen her zu ändern.
Jedioth achronoth erwartet
jedoch eher eine weitere "nationale Tragödie": Eine richtungsweisende
Entscheidung die den Charakter des Staates Israel in den kommenden
Jahrzehnten bestimmenwird, wird sich wieder einmal richten nach
engstirnigen, kleinlichen und vergänglichen
Koalitionserwägungen
- ein Ausverkauf des zionistischen Ideals - für ein Linsengericht.
haGalil onLine
04-07-2000
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