Rabbiner Eliahu Avichail:
Eine Einführung
in die Grundlagen des jüdischen Glaubens und Gesetzes
GRUNDLAGEN DES GLAUBENS
DER GLAUBE
Die geistige Welt des Juden
beinhaltet ein umfassendes und detailliertes System von Lehren und
Weisheiten für alle Lebensbereiche und Lebensanschauungen. Innerhalb dieses
Systems, über das viele Bücher geschrieben worden sind, gibt es Dreizehn
Grundlehren, welche für jeden Juden verbindlich sind.
- Zu glauben und zu wissen: Es
gibt ein vollkommenes Sein, den Schöpfer, gepriesen sei Sein Name, den
Herrn der Welt. Er ist der Ursprung aller Existenz. Alles, was
existiert, ist von Ihm abhängig. Er aber ist voll kommen unabhängig.
- G'tt ist eine absolute und
vollständige Einheit, eins und einzig.
- G'tt ist nicht materiell und
nicht körper lich. Er ist nicht den Naturgesetzen unterworfen und kann
mit menschlichen Sinnen nicht wahrgenommen werden.
- Er war vor allem anderen. Er ist
und wird in Ewigkeit sein.
- Nur Ihm darf gedient werden.
Seine Gebote und Sein Wille sind zu wahren. Keine anderen Existenzen
(wie z.B. Engel und andere Naturkräfte) dürfen angebetet werden, denn
sie sind von Ihm geschaffen worden.
- G'tt offenbart Seine Wünsche
durch ausgewählte Menschen, auf verschiedene Art und Weise und zu
verschiedenen Zwecken.
- Moses Prophetie war die höchste
Form der Prophetie. Er wurde von keinem anderen Propheten übertroffen
und keiner kam ihm gleich.
- Die gesamte Torah, welche von
Moses dem Volk Israel gegeben wurde, wurde Moses von G'tt gegeben. Es
ist die wahre Torah.
- Diese Torah ist ewig. Sie wird
niemals geändert und niemals durch ein anderes Gesetz ersetzt werden.
- G'ttes Wissen ist absolut und
allumfassend. Keine Existenz ist Ihm verborgen, denn Er sieht
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Alle Ursachen und Folgen sieht Er
voraus.
- G'tt kontrolliert und überwacht
die Welt, belohnt den Menschen für seine guten Taten und bestraft ihn
für seine schlechten Taten. Der Hauptlohn wird in der kommen den Welt
ausgezahlt.
- Am Ende aller Tage wird G'tt
unseren Messias senden, aus dem Hause David. Er wird ein vollkommener
König in einer vollkommenen Welt sein, und die Welt wird durch ihn
errettet werden.
- G'tt wird die Toten auferwecken.
Das bedeutet absolute Güte und Gerechtigkeit, welche alle Tränen wischt.
Alles, was vernichtet und zerstört wurde, wird Er wieder aufbauen; diese
Auferstehung wird an die Stelle des Todes treten.
INHALT
DER SINN DER WELT
- Der gute und wohltätige Schöpfer
schuf die Welt und die lebenden Geschöpfe mit dem Ziel, Gutes zu tun, um
sie an Seiner wahren Güte teilhaben zu lassen.
- Diese wahre Güte ist die
Seligkeit, die Seine lebenden Geschöpfe erlangen, wenn sie Ihm anhaften,
so fest sie können. Nur durch solche Hingabe können sie an Seiner Güte
teilhaben.
- Damit man die Nähe zum Schöpfer
aus eigenem Verdienst erlangen kann, denn nur so ist die Güte
vollständig, bedarf es eines Wesens, das für seine Taten verantwortlich
ist und somit auch eventueller Strafe unterliegt. Daher wurden in
unserer Welt, in der Gut und Böse existieren, lebende Geschöpfe mit
freiem Willen geschaffen, damit sie aus ihrem Ringen zwischen Gut und
Böse heraus nach und nach Nähe zum Schöpfer erreichen und schließlich
die »wahre Güte« a1s ihren Lohn erhalten.
- Diese lebenden Geschöpfe mit
freiem Willen sind die Menschen. Die Welt wurde um ihretwillen
geschaffen. Der Mensch wurde aus gegensätzlichen körperlichen und
seelischen Merkmalen zusammengesetzt, einem guten Trieb und einem bösen
Trieb. Die Fähigkeit, zwischen diesen beiden zu wählen, Böses zu
überwinden und Gutes zu tun, ermöglicht dem Menschen eine Verbundenheit
mit dem Schöpfer, der wahren Quelle des Guten, und dadurch die Erfüllung
seines Auftrages in der Welt.
- Wenn nach einem lebenslangen
persönlichen Ringen das Gute in einem Menschen Oberhand gewinnt, erlangt
er die wahre Seligkeit in zweierlei Hinsicht: Die Freude und Belohnung
in der Welt der Seelen, die der »Garten Eden« genannt wird. Diese findet
nach dem Tode eines Menschen statt. Die Freude und Belohnung in der
Kommenden Welt, die sich unserer Welt, welche auf 6000 Jahre begrenzt
ist, anschließen wird. Beide Momente heißen »Die Kommende Welt«.
- Zusammenfassend kann man also
ganz allgemein feststellen, daß sich die Welt des Menschen in zwei
Bereiche aufteilen läßt: Eine Zeit der Arbeit und des Ringens diese
Welt, und eine Zeit der Belohnung und des Glücks (oder der Bestrafung)
die Kommende Welt.
- Doch auch in dieser Welt kann
ein Mensch ein gewisses Maß an göttlichem Glück erlangen, indem er sich
spirituell erhebt und durch Mittel, wie prophetische Schau und
Torahstudium, sowie durch die Erhöhung, welche der Schabbat, die
Feiertage und andere Gelegenheiten mit sich bringen, dem Schöpfer
teilhaftig wird.
INHALT
GÖTTLICHE VORSEHUNG
- Der freie Wille des Menschen und
das daraus resultierende Ringen bei der Wahl zwischen Gut und Böse,
ermöglichen zusammen des Menschen zukünftiges Glück.
- Gut und Böse gibt es nicht nur
im Bezug auf den Menschen. Es existiert durch die Schöpfung hindurch, in
allen ihren Dimensionen und Bereichen, auf allen Stufen des Geistes und
der Seele und in allen Welten.
- Das bestehende Verhältnis von
Gut und Böse ist nicht zu jeder Zeit und für alle Menschen gleich. Es
gibt Menschen, die von Natur aus mehr dem Guten zuneigen und andere, die
mehr dem Bösen zuneigen. Ein Mensch wird unter Berücksichtigung seiner
natürlichen Anlagen daran gemessen, wie er von seinem freien Willen
Gebrauch macht.
- G'tt überwacht seine Geschöpfe,
um Gutes zu belohnen, Böses zu bestrafen und die Wesen anzuleiten, Seine
gesegnete Güte zu erlangen.
- Lohn und Strafe werden nicht
aufgrund einzelner Taten einer Person gemessen oder festgesetzt; es gibt
vielmehr viele verschiedene Aspekte der Bewertung.
- Die Taten eines Menschen werden
unter Berücksichtigung seiner vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen
Beziehungen zu seinen Mitmenschen Eltern, Kindern, Verwandten, Freunden,
Nachbarn und Mitbürgern abgewogen.
- Wie gesagt, verwirklichen sich
Lohn und Strafe hauptsächlich in der Kommenden Welt. Es gibt sie
nichtsdestoweniger entsprechend dem bereits Gesagten aus verschiedenen
Gründen auch schon in dieser Welt.
- G'ttes wohltätige Herrschaft
über die Welt erfordert gelegentlich eine Begrenzung des freien Willens
des Menschen oder sogar dessen vollständige Aufhebung.
- Um die Welt zu leiten und um auf
das Zusammenspiel von Gut und Böse in ihr Einfluß zu nehmen, schuf G'tt
höhere Mächte, die auf die Welt einwirken, wie Engel, Himmelskörper und
Sternenkonstellationen.
- G'tt stattete den Menschen mit
den seinem freien Willen unterstellten Fähigkeiten aus, nicht nur auf
die materielle Welt, sondern auch auf spirituelle Welten über ihm
Einfluß zu nehmen, sei es im Guten, sei es, G'tt bewahre, im Bösen.
INHALT
NATUR UND WUNDER
- Die beiden Hauptweisen, nach
denen G'tt die Welt leitet, sind Naturgesetz und Wunder.
- Die Leitung durch die Natur
umfaßt die Kräfte, welche in der Welt entsprechend geordneten,
festgelegten Gesetzen, wirken. Sie umfaßt auch den Einfluß höherer
Kräfte.
- Die Leitung durch Wunder kann in
zwei Gruppen eingeteilt werden: offene Wunder und verborgene Wunder.
Offene Wunder wirken und ereignen sich im Widerspruch zum
Naturgesetz, obwohl auch sie im allgemeinen irgendeinen Ausgangspunkt in
der Natur haben.
Verborgene Wunder wirken in Übereinstimmung mit dem Naturgesetz,
nicht aber mit den Gesetzen der höheren Systeme und Kräfte, wie Engel,
Himmelskörper und Sternenkonstellationen.
- Die Hauptfunktion offener Wunder
ist, den Glauben an G'tt und seine Gesandten, die Propheten, zu stärken.
Die Hauptfunktion verborgener Wunder ist, G'ttes Eingreifen in den
Ablauf der Geschichte zu ermöglichen, sei es um einzelner Personen
willen, sei es um des jüdischen Volkes, seiner Torah oder des Landes
willen.
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Judentum:
Eine Einführung in die Grundlagen des jüdischen Glaubens und Gesetzes
v. Rabbiner Eliahu Avichail, aus d. Hebr. von
Meir Seidler.
1994 Einheitssacht.: Yahadut «dt.»
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2. Auflage 1994, alle Rechte vorbehalten
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