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Koscher leben...
 
 

VON GENERATION ZU GENERATION
[Jüdische Visionen aus drei Jahrtausenden]

Die Offenbarung, die zum Propheten kommt und die von seinem Verstand empfangen wird, wird nicht von ihm produziert, aber ist im Einklang mit dem, was ihm vom Himmel gelehrt wurde.
(Kommentar zum  »Führer der Unschlüssigen« 11.36 des Maimonides)

ISAAK ABRAWANEL

MUTIGER VERTEIDIGER DES GLAUBENS
1437-1508, Spanien, oft auch Abravanel, Abarbanel oder Abarvanel

Im Frühling 1492 ordneten der katholische König Ferdinand und Königin Isabella von Spanien die Vertreibung des ganzen jüdischen Volkes von ihrer Halbinsel an. Dieses Edikt bewirkte das Ende der kulturellen Errungenschaften des spanischen Judentums, das die europäische Zivilisation über 500 Jahre lang bereichert hatte.

Der Bankier und jüdische Philosoph Don Isaak Abrawanel war in keiner Hinsicht vor der wachsenden antijüdischen Stimmung im Königreich geschützt, obwohl er eine angesehene Stellung als staatlicher Schatzmeister hatte. Er bot hohe Summen dafür, dass das Edikt der Vertreibung widerrufen würde, wurde aber schließlich von gerade den Machthabern verstoßen, denen er so treu gedient hatte. Angesichts des drohenden Exils weigerte er sich standhaft, zum Christentum zu konvertieren. Stattdessen zog er es vor - wie später Leo Baeck in seiner Zeit, dem Volk Trost und Hoffnung in seinen letzten Leidenstagen zu spenden. Seine Loyalität zum Judentum und zu Gott war für seine Glaubensgenossen ein tapferes Beispiel und ermutigte sie, in ihrem Glauben standhaft zu bleiben und sich ebenfalls zu weigern, zum Christentum zu konvertieren, was die Inquisition von ihnen verlangte.

Da er seine Regierung nicht mehr anerkennen konnte, verließ Abrawanel Spanien zusammen mit mehr als 150.000 staatenlosen und verarmten Juden auf der Suche nach einer neuen Heimat. Er selbst fand Zuflucht in Neapel, wo er sein Leben dem Studium widmete und eine neuen Position als wirtschaftlicher Berater des Königs annahm. Hier schrieb er seine Werke über politische Philosophie und seinen Bibelkommentar, in denen er Bezug auf die Werke von jüdischen und christlichen Gelehrten nahm.

Indem er die Ideen der Renaissance aufgriff, führte er Gedanken des damaligen Humanismus in das jüdische Denken ein. Trotz seiner Erfahrung mit Frömmelei und Verfolgung hielt er an der prophetischen Vision einer gerechten und religiös toleranten Gesellschaft fest. Dieser Gesellschaft würde eine regelmäßig gewählte Regierung vorstehen, die allen Rechenschaft schuldig wäre. Von diesem rationalistischen Geist geprägt, sah er die biblischen Propheten weniger als Seher, sondern stärker als große Persönlichkeiten eines universalen Humanismus, als visionäre Führer, die die Grundsteine für eine moralische Gesellschaft legten, indem sie ihrem eigenen Volk in ihrer eigenen Zeit Gottes Botschaft brachten.

Don Isaak Abarwanel trug öffentliche Verantwortung, aber er erlitt auch die persönliche Demütigung des jüdischen Volkes des Mittelalters. Er wurde zu einer Symbolfigur für das Volk, indem er wechselweise geehrt, verworfen und verbannt wurde. Gleichzeitig symbolisierte er den geistigen Widerstand des jüdischen Volkes mit seiner unerschütterlichen Liebe zu Wissen und Wahrheit und seinem Streben nach Gerechtigkeit. Seine Hoffnung auf eine bessere Welt wurde in der Moderne verwirklicht, aber es war ihm nicht vergönnt, dies zu Lebzeiten zu sehen. Er starb in Venedig 1508, betrauert von den Leitern der Republik und der gesamten jüdischen Gemeinschaft.

DEMOKRATISCHES LEITUNGSAMT

Es wird von uns verlangt zu wissen, ob ein Monarch eine Notwendigkeit ist, von Natur aus vom Volk gebraucht oder ob es möglich ist, ohne einen solchen zu existieren.
Wenn Menschen denken, dass eine Regierung auf drei Dingen gegründet sein muss - auf Einheit, Kontinuität und Macht - dann ist die Notwendigkeit eines Monarchen trugschlüssig. Denn es ist nicht unmöglich, dass ein Volk viele Leiter hat, geeint und übereinstimmend und in einem Rat zusammenkommend, der administrative und richterliche Fragen entscheidet. Denn warum sollte nicht ihre Verwaltung ein oder drei Jahre oder weniger dauern.

Es ist wahrscheinlicher, dass ein Mann sich vergeht aufgrund seiner Dummheit oder seiner starken Versuchungen oder seines Zorns als dass viele Männer, die zusammen beratschlagen, sich vergehen. Denn wenn einer von ihnen vom rechten Weg abweicht, werden die anderen gegen ihn protestieren.
Im Übrigen wird, da ihr Amt zeitlich begrenzt ist und sie einander nach einer kurzen Zeit Rechenschaft ablegen müssen, die Furcht vor den Menschen auf ihnen sein.

(Kommentar zu Deuteronomium 17,14)

DIE QUELLE DER MACHT

Alle diese Kommentare und Arbeiten schrieb ich, nachdem ich mein Land velassen habe. Vorher war ich die ganze mir zur Verfügung stehende Zeit in den Höfen und Palästen des Königs und stand in ihrem Dienst. Ich hatte keine Muße zum Studium und schaute in kein Buch, sondern verbrachte meine Tage in Eitelkeit und meine Jahre in der Sorge darüber, Reichtum und Ehre zu erlangen. Und nun sind diese Reichtümer aufgrund eines bösen Ereignisses vernichtet und die Ehre ist geschwunden von Israel. Erst nachdem ich ein Flüchtling geworden war, ein Wanderer auf der Erde von einem Königreich zum anderen und ohne Geld, erforschte ich das Buch Gottes... Ich habe mich in meinem Alter auf die Betrachtung des Führers der Unschlüssigen (von Maimonides) konzentriert und auf die Auslegung der Bibel. Dies sind die Quellen meines Wissens, und in ihrer Weisheit lösen sich alle Zweifel und Unschlüssigkeiten.

(Brief an Shaul haKohen Aschkenasi, Venedig 1507)

Buchbesprechung: Siehe, Tage kommen … !
Jüdische Visionen aus drei Jahrtausenden
TEXTBUCH ZU DEN BIBLISCHEN PROPHETEN UND GROSSEN JÜDISCHEN PERSÖNLICHKEITEN:
Ein Prophet gilt oft irrtümlich als bloßer Vorhersager der Zukunft. Doch die Propheten bedachten die Vergangenheit, schauten durch die Gegenwart in die Zukunft und führten die Folgen aktueller Handlungen vor Augen...
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hagalil.com 12-03-2004



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