Das
Antwortschreiben:
Sehr geehrte Damen und Herren,
folgende Fragen wurden gestellt:
- Ist der Ehering ein Gebot der Halacha?
- Kommt er in der Bibel vor?
- Bekommt nur die Frau einen Ehering oder auch der Mann?
Antwort:
Der Ehering ist keine ausschließliche Einrichtung des
jüdischen Eherechts. Den Brauch, die Eheschließung mittels eines Ringes zu
dokumentieren oder zu symbolisieren, ist in vielen Gesellschaften bekannt.
Im Judentum ist der Ehering allerdings ein wesentlicher Akt der Trauung. Die
Halacha schreibt es vor, und ohne den Ehering gilt die Trauung nicht. Woher
kommt das?
- Bei manchen Völkern im Altertum wurde die Frau vom Mann
gekauft. In manchen Gesellschaften gilt dieser Brauch auch heutzutage.
- In der Bibel gibt es Zeugnisse für den Brautkauf bei Juden.
- In der Talmudzeit wurde dann festgelegt, wie eine
Eheschließung zustande kommt. Es heißt da: "Die Frau wird auf drei Arten
angeeignet: Durch Geld, Urkunde und Beischlaf". Die Gelehrten haben diese
Regel in Anlehnung an biblische Quellen festgelegt.
- Die Aneignung, das heißt der Kauf der Frau wurde bereits
von den Gelehrten so modifiziert, dass für den "Kauf" schon der kleinste
Geldwert ausgereicht hat, die kleinste Geldmünze. Der Kauf hatte also
lediglich einen symbolischen Charakter.
- Bereits in der Talmudzeit ist die Trauung durch die Vergabe
eines Ringes vom Bräutigam an die Frau bekannt. Allerdings musste der Ring
mindestens den Wert der kleinsten Münze haben. Es heißt nämlich im Talmud,
dass der Ring keinen Stein haben soll, weil man nicht sicher sein kann, dass
er den Wert der kleinsten Münze erreicht. Später wurde der Goldring
eingeführt, den der Bräutigam der Braut übergibt, als konstituierender Akt
der Eheschließung. Die Beschaffenheit des Ringes war bei den Gelehrten
ebenfalls Gegenstand der Diskussion: Er soll schlicht und glatt sein und
eben aus Gold.
In letzter Zeit sind Fragen aufgetaucht, die die Halacha
modifizieren könnten. Eine interessante Frage betrifft den Brauch mancher
jüdischer Paare, sich gegenseitig einen Ring zu schenken (bei Nicht-Juden
gehört dies zur Trauungszeremonie). Die Schenkung ist in der Halacha nicht
begründet. Die Halacha geht von der Idee des "Kaufs" aus. Eine gegenseitige
Schenkung muss auf die Rabbiner, die Bewahrer der Halacha, völlig befremdend
wirken. Trotzdem gibt es manche Rabbiner, die das Tragen eines Eherings auch
durch den Mann befürworten, weil sie meinen, es fördere die Partnerschaft
und die gegenseitige Anerkennung, zumal beide sich dadurch öffentlich zu
ihrer Ehe bekennen.
Mit freundlichen Grüßen
Bar Rav Nathan |