Das
Antwortschreiben:
Sehr geehrte Damen und Herren,
ein junges Ehepaar hat nach der Geburt seiner Tochter
Probleme mit den Sexualbedürfnissen, die mit dem jüdischen Gesetz in
Konflikt geraten können.
Die Fragen, die sich hieraus ergaben:
- Die Empfängnisverhütung durch das Verschütten des Samens
ist in Anlehnung an die biblische Erzählung von Onan verboten. Kann dieses
Verbot aus gesundheitlichen Gründen abgemildert werden?
- Kann man bei einer Frau in der Niddah-Zeit, überhaupt von
einem Verschütten sprechen?
- Weiter wird ein generelle Frage gestellt: Wie kommen
unverheiratete junge Männer mit dem Verbot der Selbstbefriedigung zurecht?
Antwort:
Zunächst Masal tov zur Geburt Ihrer Tochter. Möge sie
aufwachsen zu Chupa, Mitzwot U-Maassim tovim!
- Die meisten Possekim (Dezidoren – im Judentum anerkannte
rechtsprechende Rabbiner) haben die Möglichkeiten einer
Schwangerschaftsverhütung behandelt. Es gibt hierzu differenzierte
Meinungen, jedoch ist der gesundheitliche Aspekt von großer Bedeutung, und
er wird stets berücksichtigt. Allerdings muss jeder Fall für sich von einem
zuständigen Rabbiner – manchmal unter Hinzuziehung eines Arztes – erörtert
werden.
- Allgemein kann man sagen:
Der Geschlechtsverkehr dient im Judentum nicht lediglich der
Kinderzeugung; die Freude daran ist wichtig für die körperliche, aber
insbesondere auch für die seelische Gesundheit. Es besteht sogar die Pflicht
des Ehepartners, diesbezüglichen Bedürfnissen des Gatten nachzukommen.
Die Nutzung eines Kondoms oder die Außenejakulation sind laut
der Halacha streng verboten.
Die Niddah-Bestimmungen – Abstinenz während der Menstruation
- verbieten es, der Frau beizuwohnen, was auch sexualhygienisch die
Gesundheit der Frau schützt.
Die Schwangerschaftsverhütung der Frau, z.B. durch die
Einnahme von Hormonpillen vor oder nach dem Geschlechtsverkehr ist
prinzipiell nicht verboten und wird auch von orthodoxen Frauen in Israel oft
praktiziert.
- Auf das Problem von unverheirateten Männern,
Sexualbedürfnisse zu stillen, kann hier nicht eingegangen werden, weil von
mir jeweils nur persönliche aktuelle Fragen beantwortet werden und jeder
Fall seine spezifischen Aspekte hat und für sich allein behandelt werden
muss.
Mit freundlichen Grüßen
Ben Rabbi Nathan |