Das
Antwortschreiben:
Sehr geehrte Damen und Herren,
folgende Frage wurde gestellt:
- Darf eine orthodoxe unverheiratete Frau an
einem Chatroom teilnehmen, der von beiden Geschlechtern, Juden und
Nicht-Juden frequentiert wird?
- Können Sie mir eine Grundsatzentscheidung
der Halacha bezüglich dieser Frage nennen?
Antwort:
- Es ist eine Grundsatzfrage, die die
Keuschheit der Frau betrifft, mit anderen Worten, was geziemt sich für eine
orthodoxe Frau und wie soll sie sich verhalten?
- Hierzu gibt es eine Grundeinstellung der
jüdischen Gelehrten seit altersher, die von der Frau ein keusches Verhalten
erwarten.
- Bereits in der Talmudzeit wurde eine Art
Keuschheitsregel für die Frau festgelegt, die in dem Psalmvers "ganz
herrlich ist die Königstochter drinnen" (Psalm 45, 14) begründet ist. Er
wurde von Raschi, Ramban und anderen Gelehrten so interpretiert: Die
jüdische Frau, die einer Prinzessin gleicht, besitze ihre Werte in ihrem
Innern. Diese Maxime gilt seither als Leitfaden des orthodoxen Judentums zum
Verhalten der Frau. Folglich trägt die jüdische Frau ihre Schönheit und ihre
guten Eigenschaften nicht zur Schau in die Öffentlichkeit, sondern verbirgt
sie. Sie bedeckt ihr Haar und ihren Körper in der Öffentlichkeit. Und am
besten, sie bleibt zuhause.
- Wie das im praktischen Leben aussieht, also
welche Keuschheitsforderungen an die Frau im jeweils konkreten Fall gestellt
werden bzw. welche sie sich selbst stellt, hängt von der jeweiligen
Gemeinschaft ab, der sie angehört.
- Es ist bekannt, dass die orthodoxen Gruppen
grundsätzlich, mit Ausnahmen, gegen das Internet sind, ob es sich um Frauen
oder Männer handelt.
- Zur hier gestellten Frage: Diese Frage ist
weniger eine Frage der Halacha, sie hängt eher mit dem sittlichen Benehmen
zusammen. Wie benimmt sich eine Frau in der Öffentlichkeit (falls ein
Chatroom als ein öffentliches Zusammentreffen bezeichnet werden kann) oder
im privaten Kreis.
- Ferner muss man die Frage stellen, wie intim
oder anonym ein Chatroom ist.
- Mein Rat: Die Frau, die vor dieser Frage
steht, soll in sich gehen und ihr Inneres erforschen und wenn sie da keine
Antwort findet, soll sie sich mit ihrer Familie oder mit ihren Freunden
beraten.
Mit freundlichen Grüßen
Ben Rabbi Nathan |