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Aus der Rubrik "Frag' den Rabbi":
Toralesung und Gottesdienst
Herr Dr. Miller übt seine Arbeit im Rahmen von haGalil ehrenamtlich aus. Das ist für ihn eine Selbstverständlichkeit. Trotzdem würde er es begrüßen, wenn Sie unseren Spendenaufruf berücksichtigen könnten. Nach jüdischer Lehre ist die Spende für Bedürftige oder für einen guten Zweck eine Mizva, ein religiöses Gebot, das im Himmel als gute Tat berücksichtigt wird.
Sehr geehrte Damen und Herren,

die zu behandelnde Problematik ist wahrscheinlich nicht allgemein interessant, dürfte jedoch für die Gemeinden in Deutschland, die mancherorts mit Mitgliedern nicht besonders gesegnet sind, in einem bestimmten Punkt für Klarheit sorgen.

Am Schabbat wird während des Gottesdienstes in der Synagoge aus der Tora vorgelesen. Kürzere Toraabschnitte werden auch jeweils am Montag und Donnerstag in der Synagoge öffentlich vorgelesen.

Die öffentliche Vorlesung aus den Torarollen wie auch das öffentliche Gebet (Gemeinde-Gebet) erfordert die Anwesenheit eines Minjans (Minjan = Zahl, bedeutet im religiösen Kontext zehn Männer).

Die an mich gestellte Frage bezog sich auf den folgenden Sachverhalt:

In einer kleinen Gemeinde fanden sich am Schabbat lediglich acht Männer ein. Es fehlten also zwei Männer für einen Minjan, der für einen Gemeindegottesdienst notwendig wäre. Ein öffentlicher Gottesdienst war also nicht möglich. Die Männer sprachen die Gebete sozusagen privat, jeder für sich selbst. Selbstverständlich wurde auch nicht aus der Tora vorgelesen, denn dieses ist ohne einen Minjan nicht zulässig.

Als die acht Männer mit ihren Gebeten zu Ende waren traf es sich, dass zwei weitere Juden in der Synagoge auftauchten. Eine Wiederholung der gesamten Schabbat-Ordnung kam nicht in Frage. Man darf die Gebete nämlich nicht zweimal sprechen.

Die Frage, um die es nun ging, war wie folgt:

- Durfte jetzt, da nun ein Minjan vorhanden war, aus den Torarollen vorgelesen werden?
- oder war das Vorlesen aus der Tora nicht gestattet, da kein geregelter Gemeinde-Gottesdienst stattfand?
- Zur Klarheit formuliere ich nochmals die Frage: Darf aus den Torarollen nur während eines Gemeinde-Gottesdienstes vorgelesen werden?

Antwort:

- Die Frage kann mit einem einzigen Wort beantwortet werden, und zwar mit Nein! Jedoch will ich die Antwort begründen.

- Das Vorlesen aus der Tora ist kein Gebet, es ist eine erzieherische Maßnahme, eine Lehrveranstaltung. Schon von Moses wird berichtet, dass er aus dem Buch des Bundes vor den Ohren des Volkes las (Ex. 24, 7). Die Pflicht, die Tora im Sabbatjahr (alle sieben Jahre) einmal vorzulesen, wird von Moses verkündet (Deut. 31, 12).

- Das Vorlesen aus der Tora als bildende und erzieherische Tätigkeit wurde sehr viel früher als das Gemeindegebet eingeführt und hat sich unabhängig davon entwickelt.

- Man geht davon aus, dass die Tradition des Vorlesens aus der Tora mit Esra (Mitte des 5. Jh. v.d.Zr.) nach der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft begonnen hat (Nehemia 8, 1-8).

- Im Gebet spricht der Mensch zu Gott. Bei der Toravorlesung spricht Gott zu dem Menschen. Deshalb war es natürlich, dass im Laufe der Geschichte beide Kultushandlungen im Gottesdienst integriert wurden, zumal beide Handlungen beim Vorhandensein eines Minjans vorgenommen werden sollen. Das führt manchmal zu der irrigen Vorstellung, dass beide Handlungen halachisch zusammengehören, was nicht der Fall ist.

Nachträglich zur Illustration ein ähnliches Vorkommnis:

Mein Vetter, ein in Israel bekannter Rabbiner, machte mit Studenten einen Ausflug in den Norden des Landes. Als die Gruppe sich an einem Montagmorgen zum Gebet versammelte, war in der Jugendherberge zwar ein Minjan vorhanden, jedoch keine Synagoge und keine Torarollen. Nach dem Gottesdienst und dem anschließenden Frühstück wanderte die Gruppe zum nächstliegenden Ort und versammelte sich in der dortigen Synagoge, um aus den Torarollen vorzulesen. Und zwar, und das möchte ich hier betonen, ohne die üblichen Gebete des Morgengottesdienstes zu wiederholen.

Mit freundlichen Grüßen
Bar Rav Nathan

[Eingangsseite zur Rubrik "Frag' den Rabbi"...]
haGalil onLine 01-03-2011

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