

Für die zionistische Bewegung war die Rückkehr ins Land
nicht zuletzt auch die Rückkehr zur Bestellung des Landes. In den Augen der
frühen Pioniere symbolisierte der Ackerbau die Erneuerung des jüdischen
Volkes in der Heimat der Vorväter. Aus der Verbindung des jüdischen
Geschichtsbewußtseins und der sozialistischen Zukunftsvision von Gleichheit
entstand die bekannteste israelische Siedlungsform, der Kibbuz: eine
ländliche Kommune, in der die Produktionsmittel der Gemeinschaft gehören und
auch die Bedürfnisse der Mitglieder von der Gemeinschaft gedeckt werden.
Die Kibbuzim spielten eine entscheidende Rolle bei der Besiedlung des
Landes ebenso wie bei der politischen Entwicklung des jüdischen Gemeinwesens
und späteren Staates.So wurde das Kibbuzmitglied - Ackerbauer und Idealist
zugleich, der eine Utopie konkret vorlebte - für viele Menschen weltweit zum
Sinnbild des Israelis schlechthin. Bis heute spielen die Kibbuzim in der
israelischen Gesellschaft eine wichtige Rolle.
Das
aber ändert wenig an der Tatsache, daß das Israel von heute weder ein Land
der Kibbuzim noch ein Land der Landwirtschaft ist. Der Durchschnittsisraeli
ist längst ein Städter geworden, der im Dienstleistungssektor oder in der
Industrie sein Brot verdient. Der Beitrag der Landwirtschaft zum
Bruttoinlandsprodukt ist ähnlich gering wie in den meisten anderen
entwickelten Volkswirtschaften: Er liegt bei weniger als drei Prozent.
Zudem leben bei weitem nicht alle Landwirte in Kibbuzim. Seit der
Staatsgründung wurde der Ausbau der Landwirtschaft besonders intensiv von
einer anderen Siedlungsform getragen: dem Moschaw, einer
Genossenschaftssiedlung, in der jede Familie weitgehend für sich
wirtschaftet. Einwanderer aus Osteuropa und aus den arabischen Ländern, die
nach 1948 ins Land kamen und im Gegensatz zu den ersten Pionieren nicht von
der sozialistischen Ideologie beseelt waren, zogen meistens diese Form der
Arbeitsteilung dem Kibbuz vor.
Gab
es im Jahre 1922 19 Kibbuzim und nur vier Moschawim, so stehen heute rund
280 Kibbuzim mit knapp 130000 Einwohnern mehr als 400 Moschawim mit 160000
Einwohnern gegenüber.Weitere 14000 Menschen leben in den sogenannten
Gemeinschafts-Moschawim, einer Mischform zwischen dem Kibbuz und dem
Moschaw.


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