Israel 1992 - 1993:
Der Weg nach Oslo
[1987] [1990]
[1991] [1992]
[1994]
[1995] [...]
12. Juli 1992
Die neue Regierung mit Yitzhak Rabin an der Spitze tritt ihr Amt an.
Partner der Arbeitspartei sind Meretz und Schass.
13. Juli 1992
Rabin lädt die führenden arabischen Politiker nach Jerusalem ein.
21. Juli 1992
Staatsbesuch Rabins in Ägypten.
Ein Soldat und eine Soldatin werden in einem Stützpunkt der
Luftwaffe beim »russischen Roulette« verwundet. Der Soldat stirbt am
27.7. an seinen Verletzungen.
30. Juli 1992
Zwei Tote und 46 Verletzte bei einer Explosion in einer Munitionsfabrik in
Nof Jam.
30. August 1992
Neue Spannungen im Nordirak: Die Kommandantur Hinterland gibt für den Fall
eines Raketenangriffs aktualisierte Anweisungen aus.
31. August 1992
Israel läßt 182 palästinensische Häftlinge frei.
8. September 1992
Ein geistesgestörter junger Mann erschießt vier Angestellte der offenen
Klinik für Geisteskranke in Jerusalem und verletzt zwei weitere. Anschließend
flieht er auf das Dach des Gebäudes, wo er von der Polizei erschossen wird.
9. September 1992
Der norwegische stellvertretende Außenminister Jan Egeland
besucht Israel, um israelisch-palästinensische
Parallel-Verhandlungen vorzuschlagen.
10. September 1992
Rabin erklärt sich zum israelischen Teilrückzug von den Golanhöhen
bereit.
22. September 1992
Rabin schlägt eine Konföderation zwischen Israel, den Palästinensern
und Jordanien vor.
23. September 1992
Syrien stimmt einem grundsätzlichen Friedensvertrag zu,
Voraussetzung ist jedoch der Rückzug Israels aus allen
besetzten Gebieten.
4. Oktober 1992
Eine El-Al-Frachtmaschine vom Typ Boeing 747 stürzt in ein Amsterdamer
Wohngebiet und verursacht eine schwere Katastrophe.
22. Oktober 1992
40 aus den Kämpfen in Sarajevo gerettete Juden treffen in Israel ein.
25. Oktober 1992
Durch die Explosion einer Sprengladung im Südlibanon werden sechs
israelische Soldaten getötet und vier verletzt. Katjuscha-Raketen treffen
Kirjat-Schmona: Ein 14jähriger Junge wird getötet, sein Vater und seine
Schwester werden verletzt.
3. November 1992
Bill Clinton wird zum US-Präsidenten gewählt.
5. November 1992
Unfall in Ze'elim: Bei einem Manöver werden fünf Soldaten von einer Rakete
getötet, sechs erleiden Verletzungen.
8.-11. November 1992
Katjuscha-Salven auf Orte in Nord-Israel. Die israelische Armee erwidert und
nimmt den Südlibanon unter Beschuss.


Eretz Israel - Das zwanzigste Jahrhundert
von Mordecai Naor
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In den 80ern und 90ern hat die Polizei immer wieder mit großen
Demonstrationen zu tun. Manchmal geht es dabei nicht zimperlich
zu. Der junge Orthodoxe scheint zu fragen "Was habe ich getan?
Was wollt Ihr von mir?".

Die Protestzüge der Orthodoxen werden immer größer, vor allem
in Jerusalem. Demonstriert wird gegen die Entweihung des
Schabath, gegen Werbeplakate, gegen säkulare Einrichtungen in
der Nähe orthodoxer Wohnviertel, gegen archäologische
Ausgrabungen und vieles mehr... |
4. Dezember 1992
Der israelische Wissenschaftler Yair Hirschfeld trifft sich in
London mit dem PLO-Finanzexperten Ahmad Qurej (Abu Alla), um die
Öffnung eines Geheimkanals zu erörtern.
Die Zahl der Anschläge auf israelische Sicherheitskräfte steigt.
Am 7.des Monats ermorden Terroristen drei Soldaten im Gazastreifen.
Am 13.12. entführt Hamas einen Grenzpolizisten. Sein Leichnam wird zwei Tage
später gefunden.
17. Dezember 1992
Nach der Entführung und Ermordung eines israelischen Grenzsoldaten werden
415 palästinensische Hamas-Anhänger in den von der israelischen Armee
kontrollierten Südlibanon deportiert. Die Ausweisung löst einen juristischen
Streit in Israel und ein negatives Echo in der ganzen Welt aus.
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Der Lebenshaltungsindex liegt zum ersten Mal seit vielen Jahren unter 10
% (9,4%). Zum ersten Mal seit Ende 1990: Rückgang der Arbeitslosigkeit.
1992 sind mehr als 71.000 Einwanderer nach Israel gekommen. |
1993
19. Januar 1993
Die Knesset hebt das Kontaktsperregesetz auf, das seit 1982 den
Kontakt zwischen Israelis und PLO-Vertretern unter Strafe stellt.
Noch im September 1991 wurde Aby Nathan wegen eines Treffens mit
Vertretern der PLO zu einer Freiheitsstrafe von 18 Monaten
verurteilt.
20. - 22. Januar 1993
Mit Zustimmung des stellvertretenden israelischen Außenministers
Yossi Beilin findet die erste Runde der Geheimgespräche zwischen
Yair Hirschfeld, Ron Pundak, Ahmad Qurei, Hassan Asfour und Maher
al-Kurd im norwegischen Sarpsborg bei Oslo statt.
26. Februar 1993
Der norwegische Außenminister Thorvald Stoltenberg informiert
US-Außenminister Warren Christopher während einer NATO-Sitzung in
Brüssel offiziell über den Oslo-Kanal.
24. März 1993
Wahl Ezer Weizmans zum siebten Staatspräsidenten Israels.
29. März 1993
Als Reaktion auf eine Welle terroristischer Anschläge beschließt die
israelische Regierung, daß nur noch 20% der bisherigen Zahl von
palästinensischen Arbeitern aus dem Gazastreifen und dem
Westjordanland in Israel arbeiten dürfen.
13. Mai 1993
In einem privaten Gespräch mit Shimon Peres stimmt Yitzhak Rabin der
offiziellen Aufwertung des geheimen Oslo-Kanals zu.
14. Mai 1993
Uri Savir, Generaldirektor des israelischen Außenministeriums, wird
israelischer Chefunterhändler in Oslo.
12. Juli 1993
Die israelische Tageszeitung Haaretz berichtet von
Geheimverhandlungen zwischen Israel und der PLO.
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Slogans der Rechten:
"Linke = Verräter"
"Friede jetzt = Dolchstoß von hinten"
"Kein Fußbreit den Arabern" |
12. August 1993
Die israelische Regierung erklärt sich offiziell bereit, bei den
Nahostgesprächen direkt mit der PLO zu verhandeln.
15. August 1993
400 der ausgewiesenen Hamas-Anhänger nehmen den israelischen
Vorschlag an, gruppenweise bis Dezember zurückzukehren.
18. August 1993
In einem Telefon-Marathon vermittelt der norwegische Außenminister
Johan Jörgen Holst dem PLO-Hauptquartier in Tunis die israelische
Position. Die Hauptpunkte der Prinzipienerklärung werden angenommen.
20. August 1993
In Oslo unterzeichnen die Unterhändler Israels, der PLO und
Norwegens die Prinzipienerklärung.
DAS HISTORISCHE ABKOMMEN: ISRAEL - PLO
1993 wird einer der schicksalhaftesten Verträge in der
Geschichte des Nahen Ostens unterschrieben. Israel und die PLO,
seit Jahrzehnten verfeindet, schließen das "Rahmenabkommen" (Osloer
Prinzipienerklärung): Damit ist die Zeit der Kämpfe zu Ende,
der Großteil des Gazastreifens und die Gegend um Jericho werden
den Palästinensern übergeben.
Die Übereinkunft wird in Geheimgesprächen, in die nur wenige eingeweiht sind,
ausgehandelt; sie finden vor allem in Oslo statt. Während in Washington seit
mehr als einem Jahr eher unfruchtbare bilaterale Gespräche mit den
Palästinensern und einigen arabischen Staaten geführt werden, schreiten die
Geheimgespräche unter norwegischer Schirmherrschaft rasch voran. Sie wurden vom
stellvertretenden israelischen Außenminister Jossi Beilin eingefädelt, selbst
Außenminister Rabin wurde erst zu einem späteren Zeitpunkt über die Gespräche in
Kenntnis gesetzt - er gab erst nachträglich seine Zustimmung dazu.
Am 20. August unterzeichnen die Verhandlungspartner das »Oslo-Abkommen«, das
weltweit mit größtem Staunen aufgenommen wird. Die meisten Israelis sind
erleichtert, nur rechte Kreise, darunter die Siedler in Judäa, Samaria und Gaza,
greifen es scharf an. Auch bei den Palästinensern findet der Vertrag mehr
Befürworter als Gegner.
Am 13. September 1993 wird das »Rahmenabkommen« in Washington unterzeichnet.
Israel erkennt die PLO an; die PLO verpflichtet sich zum Frieden und zum
Streichen jener Paragraphen ihrer Charta in denen zur Auslöschung Israels
aufgerufen wird. Yitzhak Rabin kommentiert: »Genug der Tränen und des Bluts,
jetzt beginnt ein neues Zeitalter.« Und Jassir Arafat erklärt: »Endlich herrscht
Frieden im 'Land des Friedens'.« Höhepunkt der Zeremonie ist der Händedruck
zwischen Rabin und Arafat, bei dem Präsident Clinton zwischen beiden steht, um
darüber zu wachen, daß im letzten Augenblick nichts schiefgeht.
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1. September 1993
Peres bestätigt offiziell die Berichte über die
Geheimverhandlungen.
4. September 1993
Das Zentralkomitee der Al-Fatah nimmt die Prinzipienerklärung
mehrheitlich an. Jordanien und der Golf-Kooperationsrat erklären
sich bereit, den Oslo-Prozeß zu unterstützen.
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Rabin im September 1993, Ansprache zum Jom
Kipur:
'Breite aus den
Frieden - Gutes und Segen, Leben, Guete und Gnade, Gerechtigkeit
und Erbarmen - ueber uns und ueber ganz Jisrael, Dein Volk'. |
10. September 1993
Israel und die PLO wechseln Briefe zur gegenseitigen
Anerkennung. In letzter Verhandlungsminute erhält Holst die
Unterschriften Arafats (PLO) und Rabins (Israel). Das
Exekutivkomitee der PLO billigt trotz interner Widerstände den von
Yassir Arafat in Tunis vorgelegten Text.
Arafat am 09.09.1993 an Rabin:
"Die PLO erkennt das Recht des Staates Israel auf Existenz in
Frieden und Sicherheit an."
Rabin an Arafat:
"...die israelische Regierung hat beschlossen, die PLO als die
Vertretung des palästinensischen Volkes anzuerkennen."
13. September 1993
Unterzeichnung der ->
Osloer Prinzipienerklärung in Washington durch -> Mahmoud
Abbas (Abu Mazen) und Shimon Peres; historischer Handschlag zwischen
Yassir Arafat und Yltzhak Rabin vor dem Weißen Haus. Die Knesset
nimmt die Prinzipienerklärung am 23. September 1993 ganz knapp mit
61 von 120 Stimmen an. Der Zentralrat der PLO in Tunis billigt die
Prinzipienerklärung 12. Oktober 1993.
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Der historische Händedruck auf dem Rasen vor
dem Weißen Haus am 13.September 1993: Rabin links, Arafat
rechts, Präsident Clinton in der Mitte. Den Millionen, die die
Zeremonie vor den Bildschirmen verfolgen, entgeht dabei nicht,
daß Rabin Arafat gegenüber äußerst reserviert wirkt. Die
Übereinkunft gilt weltweit als Überraschung.
Bittere Medizin:
Wie
kam Jizhak Rabin nach Oslo? |
24. September 1993
Arafat ordnet die Beendigung militärischer PLO-Operationen gegen
Israel an.
..."Seit Jahrzehnten führen Juden und
Palästinenser in diesem Land Krieg gegeneinander. Palästinenser
träumten davon, daß der Staat Israel wieder verschwinde, so daß
sie ihren Traum von der Rückkehr nach Jaffa und Akko
verwirklichen können.
Juden träumten von einer Aussiedlung der Palästinenser oder
wenigstens davon, daß ihre Herrschaft über die Palästinenser
immer weitergeht... Seit Jahrzehnten tun Juden wie Palästinenser
nichts anderes, als die Existenz des anderen Volkes zu
verleugnen ebenso wie die Wirklichkeit, in der sie leben... Der
Frieden ist kein Traum, der wahr geworden ist - im Gegenteil.
Der Frieden beginnt damit, daß alle dummen Träume, die vor allem
in der Verleugnung der Existenz des anderen Volkes bestehen,
abgelegt werden"...
Der engagierte Bühnenautor Jehoshua Sobol am 14.9.1993. |
6. Oktober 1993
Rabin und Arafat treffen sich zum ersten Arbeitsgespräch in
Kairo.
13. Oktober 1993
Die Prinzipienerklärung tritt in Kraft; die
israelisch-palästinensischen Verhandlungen über die Selbstverwaltung
des Gazastreifens und Jerichos beginnen im ägyptischen Taba.
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Gespräche über die
Durchführung des »Rahmenabkommens«, Oktober 1993.
Rechts: der israelische Unterhändler, der stellvertretende
Generalstabschef Amnon Lipkin-Shachak; links: PLO-Vertreter
Scha'at.
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2. November 1993
Ehud Olmert wird als Nachfolger von Teddy Koliek Bürgermeister
von Jerusalem.
15. November 1993
Der US-Senat stimmt der Aufhebung von Sanktionen gegen die PLO zu.
2. und 7./8. Dezember 1993
Staatsbesuche Rabins und Arafats in der Bundesrepublik
Deutschland.
13. Dezember 1993
Infolge von Meinungsverschiedenheiten über den Umfang des
Selbstverwaltungsgebiets um Jericho, die Zuständigkeit für die
Kontrolle an den Übergängen nach Jordanien und Ägypten sowie über
die Sicherheit der jüdischen Siedler wird der Termin für den Abzug
der israelischen Truppen aus dem Gazastreifen und Jericho
verschoben.
30. Dezember 1993
Der Vatikan und Israel unterzeichnen einen Grundlagenvertrag
über bilaterale Beziehungen.
1994
16. Januar 1994
Treffen zwischen Clinton und Assad in Genf.
17. Januar 1994
Israel will den möglichen Abzug von den Golanhöhen durch ein
Referendum entscheiden lassen.
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Anti-Rabin Plakate:
"Rabin hat kein Mandat zum Verzicht"
"Rabin der Verzichtspolitiker"
"Rabin - Dolchstoß in's Herz der Nation"...
"Das Volk steht hinter dem Golan!"
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30. Januar 1994
PLO-Chef Arafat und Israels Außenminister Peres einigen sich in
Davos darauf, daß das Selbstverwaltungsgebiet um Jericho 50 qkm
betragen soll.
[1994]
Quellen:
--
Eretz Israel -
Das zwanzigste Jahrhundert, von
Mordecai Naor
-- haMeah
haEsrim, A.Feierstein, Verteidigungsministerium
-- Rezach beSchem Elohim -
haKescher neged Jizhak Rabin, Michael Karpin, 'Inah Fridman,
Zmora-Bitan TA
--
Nahostlexikon, Gernot Rotter, Shirin Fathi, Palmyra
--
Rabin - Ein politischer
Mord, Amnon Kapeliuk
--
Gaza - Amira Hass
hagalil.com
28-10-2003 |