hebraeisch.israel-life.de / israel-tourismus.de / nahost-politik.de / zionismus.info
Judentum und Israel
haGalil onLine - http://www.hagalil.com
     

 

Die Juden in der Welt

PALÄSTINA / EREZ ISRAEL:
Die Bodenbeschaffenheit des Landes Israel

Teil 6, nach Mark Wischnitzer
Teil 1 / Teil 2 / Teil 3 / Teil 4 / Teil 5

Bodenbeschaffenheit

Westpalästina (das Land zwischen Mittelmeer und Jordan) wird nach seiner Bodenbeschaffenheit in vier Zonen gegliedert, die mit einer Ausnahme rein nordsüdlich verlaufen; der Küstenrand, die Küstenebene, an welche sich bei Haifa die Ebene Jesreel anschließt, das Bergland Westpalästina und die Jordansenke. Das Bergland wiederum zerfällt in drei Teile: das Bergland von Galiläa, das Bergland von Samaria und das Gebirge Juda. Der tiefstgelegene Teil des Landes ist die Jordansenke.

Nach Ermittlungen von Bonne (Palästina, Land und Wirtschaft) sind 42% des Bodens Westpalästinas anbaufähig; ohne das Wüstenland im Süden gerechnet, sogar 62,5% des Bodens. Zu den fruchtbarsten Teilen Westpalästinas gehören die Küstenebene und das Emek Jesreel, ehemaliges Sumpfgebiet, das die jüdischen Arbeiter in ein blühendes Land verwandelt haben.

Die landwirtschaftliche Produktion Palästinas

Die gesamte landwirtschaftliche Produktion Palästinas wird auf £ 5,5 - 6,0 Millionen veranschlagt, wovon £ 3 Millionen auf die Fellachenwirtschaft, das ist die Produktion der einheimischen arabischen Bevölkerung, entfallen, die restlichen £ 2,5 - 3,0 Millionen auf die Zitruswirtschaft und die Produktion der jüdischen Siedlungen. Die wichtigsten Anbauprodukte sind Weizen, Gerste, Durra, Sesam und verschiedene Fruchtbäume.
Die Produktionskapazität der palästinensischen Landwirtschaft wird von Fachleuten als unzureichend bezeichnet, was zur Folge hat, dass ein erheblicher Teil des Landesbedarfs an Nahrungsmitteln und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen durch Einfuhr gedeckt werden muss.

Unter den Importwarengruppen nehmen Getreide und Getreideerzeugnisse den wichtigsten Raum ein. Sodann folgen Schlachtvieh, Fleischwaren und Fische, Milchprodukte, Eier, Ölfrüchte und Ölsaaten, pflanzliche Öle und Fette, Tabak und Tabakwaren, Kaffee, Tee, Kakao, Schokolade, Zucker usw. Die Einfuhr betrug 1933 £ 2,85 Millionen.

Exportiert werden Nahrungsmittel und landwirtschaftliche Erzeugnisse, im wesentlichen Zitrusfrüchte. Der Export betrug 1933 £ 1,5 Millionen. Zieht man diesen Betrag von dem gesamten landwirtschaftlichen Produktionswert ab, so ergibt sich, dass die verbleibenden £ 4 Millionen des landwirtschaftlichen Produktionswertes in den inneren Konsum übergehen.

Die jüdischen landwirtschaftlichen Siedlungen Palästinas

Die jüdischen landwirtschaftlichen Siedlungen Palästinas bieten drei Typen: die "Kolonie", die Kleinbauernsiedlung und die Gemeinschaftssiedlung. Die Kolonie repräsentiert den ältesten Typ. Später entstanden die Gemeinschaftssiedlungen auf dem Boden des jüdischen Nationalfonds. Die Gemeinschaftssiedlung oder Kwuza (wörtlich: Gruppe) umfasst eine Gruppe landwirtschaftlicher Siedler, die sich zur gemeinsamen Arbeit und Wirtschaftsführung zusammengeschlossen haben. Die ersten Kwuzot von 20-40 Siedlern bildeten große Familien, die in Gemeinschaftshäusern wohnten, den Überschuss ihrer Produktion auf genossenschaftlicher Basis verkauften, den Erlös gemeinsam verwalteten und die Ausgaben gemeinsam bestritten. Die Kwuzot hatten große Schwierigkeiten menschlicher und wirtschaftlicher Art zu überwinden.

Nach dem Weltkriege bildete sich aus den Erfahrungen der in der Gemeinschaftssiedlung erzogenen palästinensischen Arbeiterschaft eine etwas modifizierte Wirtschaftsform heraus, die Kleinbauernsiedlung (Moschaw Owdim, wörtlich: Arbeitersiedlung). Dieser Wirtschaftstyp vereinigt die Vorzüge der Kolonie, indem er wie diese den Anreiz für die Einzelleistung zu bieten vermag, mit den Vorteilen der Kwuza, als da sind: weitgehende Verpflichtung zu gegenseitiger Hilfe, genossenschaftliche Organisierung des Absatzes der Erzeugnisse und Ausschluss der Lohnarbeit. Die Siedler der Moschawim erhalten den Boden vom Nationalfonds ebenfalls in Erbpacht, jedoch nicht als Gruppe, sondern jeder Siedler für sich. Der Siedler besitzt sein Haus, seinen Kuhstall, seinen Hühnerhof und sonstige Wirtschaftsgebäude. Jede Siedlerfamilie führt ihr Leben für sich. Diese gemischte Siedlungsform hat sich bewährt und fand allmählich immer größere Verbreitung.

Von den umfangreichen Kwuzot sind En Charod und Tel Josef zu nennen. Es bestehen kleinere Kwuzot mit 50 - 100 Mitgliedern, die sich gelegentlich in einem Kibbuz zusammenschließen, um den Austausch von landwirtschaftlichen Arbeitern von Siedlung zu Siedlung zu ermöglichen.

In der jüdischen Landwirtschaft Palästinas hat die Zitrusfrucht, die sich auf dem Weltmarkt gut eingeführt hat, eine besondere Bedeutung erlangt. Die ersten jüdischen Siedler begannen mit Getreidebau, gingen auf die Initiative von Baron Rothschild hin zum Weinbau über und wendeten sich dem Zitrusanbau erst später zu. Im Jahre 1932 waren 93.000 Dunam jüdischen Bodens auf Citrusproduktion eingestellt, mehr als das Zehnfache im Vergleich zu 1915. In der Saison 1920/21 wurden 931.000 Kisten ausgeführt, in der Saison 1934/35 erwartet man einen Export von 7 Millionen Kisten. Ferner bauen die jüdischen Siedler Mandelbäume, Bananen und Tabak an. In der Jesreelebene, im Jordantal und im Bergland hat sich der Typ der gemischten Wirtschaft durchgesetzt, die auf die Erzeugung von Brotfrucht, zunächst für den eigenen Bedarf der Siedler, auf Milchwirtschaft und Gemüsebau, sowie Geflügelzucht für den Marktbedarf eingestellt ist. Einer Zusammenstellung in Hugo Hermanns Palästinakunde ist zu entnehmen, dass im ganzen 175 Siedlungen bestehen - Kolonien, Kwuzoth und Kleinbauernsiedlungen -, wovon die meisten in der Jesreelebene und in der Scharonebene gelegen sind.

Die Kolonisation Palästinas hat Wege eingeschlagen, wie sie die zionistische Ideologie nicht vorgesehen hatte. Nur ein Drittel der Einwanderung lässt sich auf dem flachen Lande nieder, zwei Drittel gehen in die Städte. Das Wachstum der jüdischen Stadtbevölkerung vollzieht sich in recht raschem Tempo, das folgende Tabelle illustrieren soll:

Während die Juden 1935 25% der Bevölkerung des Landes bilden, sind nur 7% des Bodens in jüdischem Besitz.

Industrie und Handel

Die Industrie macht in Palästina in den letzten 15 Jahren bedeutende Fortschritte. Im Jahre 1920 gab es in Palästina 289 jüdische Unternehmungen mit einem investierten Kapital von rund £ 526.000, neun Jahre später, nach den Erhebungen der Jewish Agency, 2475 jüdische Betriebe. Die Erhebungen der Regierung von 1927 stellten im ganzen 3505 Unternehmungen im Lande fest, nahezu zwei Drittel waren somit in jüdischen Händen. Die jüdischen Betriebe verteilten sich auf folgende Industriegruppen: Lebensmittel, Textilien, Bekleidung, Metall-, Holz-, Papier- und Lederwaren, Druckgewerbe, Chemikalien, Ziegelei und ähnliches, elektrische Installationen u. a. m. und beschäftigen 10-11.000 Personen. Der örtlichen Verteilung nach ist es Tel Aviv, das 4o% der jüdischen Betriebe und 49% der beschäftigten Personen beherbergt. Es erzeugt 50%des gesamten Produktionswertes.

Den Entwicklungsgang von 1929-1933 veranschaulichen folgende Zahlen:

Die Zahl der Unternehmen ist im Laufe der Jahre 1929 bis 1933 um 913 gestiegen, die Zahl der Beschäftigten um 8627. Die Betriebsausgaben erhöhten sich um mehr als das Doppelte auf £ 2,1 Millionen; die Lohnausgaben stiegen von £ 659.000 a,uf £ 1,58 Millionen, die Rohmaterialausgaben von £ 1,1 auf 2,3 Millionen. Der Produktionswert hat sich von £ 2,5 auf 5,4 Millionen mehr als verdoppelt, das investierte Kapital um rund 14o% auf £ 5,37 Millionen erhöht. Die Ziffer der Kraftlieferung hat sich infolge der Entwicklung der Elektrizitätserzeugung verfünffacht.

Wiederum steht Tel Aviv an erster Stelle mit 1512 Betrieben, die es im Jahre 1933 aufwies. Darauf folgen Jerusalem und Haifa. Das Jahr 1934 ist durch eine weit stärkere Gründungstätigkeit gekennzeichnet. In den ersten sieben Monaten des Jahres 1934 allein sind hier 115 größere Industriebetriebe gegründet worden. Das im Jahre 1934 in industriellen Unternehmungen investierte Kapital wird auf £ 1 Million geschätzt gegenüber ungefähr £ 600.000 im Jahre 1933. Die Investierung in Industrieunternehmungen ist im Vergleiche zu den jüdischen Gesamtinvestitionen, die im Jahre 1934 sich auf etwa £ 10 Millionen belaufen, nicht besonders hoch, sie machen nur 10% aus, während in der städtischen Bauwirtschaft 45% des investierten Betriebskapitals angelegt wurde, in der ländlichen 8%, in der Pflanzungswirtschaft 16%, in Landkäufen von Nichtjuden und im Handel je 5%, im Transportwesen 4% und in der gemischten Landwirtschaft 2,5%.

Man ersieht daraus, dass das Kapital in weit stärkerem Maße dem Baumarkt und der Zitruswirtschaft zugeführt wird. Über die Entwicklung im Jahre 1935 läßt sich noch nichts Abschließendes sagen. Es wird angenommen, dass die in jüdischem Besitz befindlichen Industrieunternehmungen in diesem Jahre schätzungsweise einen Produktionswert von rund £ 7,5 Millionen betragen, das sind 75% des Produktionswertes der gesamten Industrie Palästinas.

Palästina hat eine passive Handelsbilanz. Während der Warenimport im Jahre 1934 £ 15.426.000 betrug, belief sich der Export nur auf £ 4.068.000, das heißt mit anderen Worten, dass beinahe das Vierfache des Exportwertes importiert wird - eine Erscheinung, die auf den durch die außerordentlich gesteigerte Einwanderung hervorgerufenen Konsum an Verbrauchsgütern zurückzuführen ist, und die nur nach und nach durch die einheimische Produktion kompensiert werden wird.

Ein Beispiel möge den hohen Lebensmittelverbrauch illustrieren. 1934 wurden 60 Millionen Eier und 640.000 Hühner importiert. Der Bedarf an Gemüse für die Siedlungen beträgt £ 600.000 gegenüber einer Eigenproduktion für £ 50.000. Die letzte Ziffer führt besonders eindringlich die Notwendigkeit einer Intensivierung der Landwirtschaft vor Augen.

 

Der Jischuw

Die palästinensische Judenheit bildet eine von der Regierung anerkannte offizielle Organisation: die Knesset Israel. Auf Grund eines demokratischen Proportionalwahlrechts wird eine Vertreterversammlung gewählt (Asefath haNiwcharim), die mindestens einmal im Jahr zusammentritt und einen ständigen Exekutivausschuss oder Nationalrat (V'ad Leumi) wählt. In der Vertreterversammlung findet man Abgeordnete der verschiedenen zionistischen Parteien (die Revisionisten haben sich in letzter Zeit zurückgezogen), verschiedener sozialer und Interessengruppen, zum Beispiel die Abgeordneten der Jemeniten, die Abgeordneten der Farmerorganisationein u.a. Die extreme Orthodoxie, die in der Agudath Jisroel organisiert ist, steht außerhalb der Knesset Israel als besondere religiöse Gemeinschaft, die von der Regierung anerkannt ist.

Der Anteil der jüdischen Bevölkerung, die nur ein Viertel der Gesamtbevölkerung bildet, an den staatlichen Steuer- und Zolleinnahmen beträgt über die Hälfte. Jedoch wird die jüdische Produktion durch das japanische Dumping ernsthaft gefährdet. Hier könnten nur von der Regierung vorgesehene Schutzzölle Abhilfe leisten.
In Artikel 14 des Mandats wird die Jewish Agency als die Vertretung des jüdischen Volkes anerkannt, die im Einvernehmen mit der britischen Regierung an der Schaffung des jüdischen Nationalheims mitwirken soll. Die Jewish Agency hat die Landesverwaltung hierbei zu beraten und zu unterstützen. In dem Weißbuch vom Juli 1922 interpretierte die britische Regierung diese Bestimmung dahin, dass die zionistische Organisation als Jewish Agency keinen Anteil an der allgemeinen Verwaltung des Landes nimmt. Sie habe nur mit den in Palästina getroffenen Maßnahmen zu tun, die die jüdische Bevölkerung betreffen. Die Jewish Agency hat ihren Hauptsitz in London und eine Exekutive in Jerusalem. Sie leitet die Angelegenheiten der jüdischen Bevölkerung, den jüdischen Gesundheitsdienst, das Erziehungs- und Schulwerk und die jüdische Kolonisation. Die Mittel fließen aus zwei Fonds, dem Gründungsfonds (Keren Hajessod) und dem jüdischen Nationalfonds (Keren Kajemeth). Der Keren Hajessod stellt die Mittel für Einwanderung, Kolonisation und Erziehung bereit, der Keren Kajemeth ist, wie bereits erwähnt, das Landerwerbinstitut des jüdischen Volkes in Palästina. Das Land ist unveräußerlich und wird den Siedlern in Erbpacht gegeben.

Das Genossenschaftswesen hat in der jüdischen Bevölkerung Palästinas tiefe Wurzeln geschlagen. Im Jahre 1932 waren nicht weniger als 45.000 Personen, also ein Viertel der jüdischen Einwohnerschaft, Mitglieder von Genossenschaften. Die Zahl der jüdischen Genossenschaften stieg von 200 im Jahre 1932 auf 5o4 im Jahre 1934. Demgegenüber gab es im gleichen Jahre nur 26 arabische und 4 deutsche Genossenschaften. Die wichtigsten Genossenschaftszweige sind: die Kreditgenossenschaft, die landwirtschaftliche Genossenschaft - für Kauf und Verkauf landwirtschaftlicher Erzeugnisse, für Brunnenbohrung und Wasserversorgung, für Viehversicherung, für Übernahme landwirtschaftlicher Arbeiten und Pflanzungsanlagen - und die Verkehrsgenossenschaften. Geringer ist die Bedeutung der industriellen Produktivgenossenschaften. Erwähnung verdienen noch die Genossenschaften halböffentlicher Natur, die eine Mittelstellung zwischen den Institutionen des nationalen Kapitals und des Privatkapitals beanspruchen. Hierher gehören die von der allgemeinen Arbeiterorganisation Palästinas geschaffenen Kooperativen Maschbir (haMaschbir laZarchan), die Konsumgenossenschaft der palästinensischen Arbeiter, die Baugenossenschaft Solel Boneh und ähnliche mehr.

Von den Sonderorganisationen der palästinensischen Judenheit, die unter politischen, sozialen und wirtschaftlichen Aspekten zusammengeschlossen sind, hat die Arbeiterorganisation, die sogenannte Histadruth, als die allgemeine gewerkschaftliche Organisation der palästinensischen Arbeiterschaft, die größte Bedeutung. 1920 entstanden, entwickelte sie sich im Laufe der Jahre zum zentralen Organ sämtlicher Fachorganisationen Palästinas. Im Januar 1934 umfasste sie über 40.000 Mitglieder.

Nach der Volkszählung von 1931 gab es in Palästina 15.057 jüdische Analphabeten, das ist 8,6% der jüdischen Bevölkerung, im Alter über sieben Jahre gegenüber 35,5% der ansässigen mohammedanischen (die nomadisierenden Beduinen scheiden naturgemäß aus) und 23,8% der christlichen Bevölkerung. Die zionistische Organisation übernahm nach dem Kriege die Organisierung eines einheitlichen hebräischen Schulnetzes, das sich seit 1920 rasch entwickelte. Es umfasste im Schuljahr 1932/33: 265 Anstalten mit 24.190 Schülern. Im Herbst 1932 wurde die Verantwortung für das Schulwerk von der Jewish Agency auf die jüdische Einwohnerschaft Palästinas, den Jischuw, übertragen, und zwar auf sein Exekutivorgan, den V'ad Leumi. Die Jewish Agency (haSochnuth) steuert jährlich einen Beitrag für das Schulwesen bei, desgleichen die palästinensische Regierung. In den Schuljahren 1933/34 und 1934/35 nahm das Schulwerk einen weiteren Auftrieb, wie aus folgender Tabelle hervorgeht:

Die Schulen Palästinas bilden drei Kategorien: die allgemeinen Schulen mit 59,3% der gesamten jüdischen Schülerschaft, die Schulen des Misrachi, einer religiös gefärbten zionistischen Partei, mit 25,7% der Schüler und die Schulen der Arbeiterorganisation mit 15% der Kinder. Unter gesonderter Verwaltung stehen die hebräische Universität in Jerusalem, die National- und Universitätsbibliothek in Jerusalem und das Technikum in Haifa.

Der Plan der Errichtung einer Universität geht auf Chaim Weizmann und Martin Buber zurück, auf deren Anregung hin der 11. Zionistenkongreß in Wien (1913) eine Studienkommission einsetzte. 1918 konnte Weizmann auf dem Skopusberg bei Jerusalem den Grundstein zum Universitätsbau legen. 1925 wurde die Universität eröffnet. Es wurde zunächst an die Gründung von Forschungsinstituten gedacht, jedoch schritt man bald zur Eröffnung eines, wenn auch eingeschränkten, Lehrbetriebes. 1928 wurde eine geisteswissenschaftliche Fakultät mit judaistischer Abteilung gegründet, 1931 eine biologische Studiensektion. Die Universität umfasst eine Reihe Institute und Abteilungen, darunter eine Abteilung für Agrikulturchemie und die sehr regsame archäologische Abteilung.

Die National- und Universitätsbibliothek in Jerusalem ist heute die größte jüdische Bibliothek der Welt. Ihren Grundstock bildet die Büchersammlung von Dr. Josef Chasanowitsch in Bialystok, der seine Arzthonorare in selbstloser Weise für den Ankauf von Büchern verwendete, um sie Jerusalem zu vermachen. 1920 wurde die Bibliothek von der zionistischen Organisation übernommen; sie zählte 32.000 Bände, im Jahre 1932 bereits 262.000.

Das hebräische Technikum in Haifa wurde vom Hilfsverein der Deutschen Juden begründet, der auch den Bau bereitstellte. Nach dem Kriege wurde das Technikum von der zionistischen Organisation übernommen. Es umfasst Abteilungen für Hochbau und Architektur, sowie eine Gewerbeschule.

Die hebräische Sprache ist die Umgangssprache der palästinensischen Judenschaft, die Sprache, in der Erziehung und Bildung vermittelt werden. Es herrscht im Lande große Regsamkeit auf kulturellem, insbesondere literarischem Gebiete. In den Jahren 1923 - 1931 wurden in Palästina 2322 hebräische Bücher und Broschüren gedruckt, demgegenüber nur 96 arabische und 129 englische, das bedeutet, dass in hebräischer Sprache mehr als zehnmal soviel Publikationen erschienen sind wie in arabischer und englischer Sprache zusammen. Während 1922 nur 75 hebräische Bücher gedruckt wurden, stieg die Zahl im Jahre 1929 auf 465 an.
Die gleiche Entwicklung zeigt das Zeitungs- und Zeitschriftenwesen. In dem angeführten Zeitraum erschienen 332 periodische Veröffentlichungen in hebräischer Sprache, darunter 5 politische Tageszeitungen gegenüber 39 in arabischer Sprache (drei Tageszeitungen) und 15 in englischer Sprache. Die maßgebenden Tageszeitungen sind Haarez (allgemein zionistisch), Dawar (sozialistisch) und Doar Hajom (Organ des palästinensisch-jüdischen Bauernverbandes). Die englische Tageszeitung Palestine Post ist parteilos. Die Wochenschrift Bustanaj ist das Organ der Pflanzer. Von den literarischen Zeitschriften sind besonders Hedim, Keterivim und Mosnaim zu nennen.

Palästina ist das Zentrum der hebräischen Literatur geworden. Deren Vertreter stammen vorwiegend aus Osteuropa. Ch. N. Bialik und Saul Tschernichowski schufen ihre Hauptwerke zum großen Teil bereits in Rußland. S. J. Agnon, aus Galizien gebürtig, verlebte für das Ausreifen seines Schaffens wichtige Jahre in Berlin, Jehuda Burla, der Schilderer der orientalischen Juden, ist palästinensischer Sefarde. Die Literarhistoriker Josef Klausner, Simche Assai und B. M. Lewin stammen aus Rußland. Im Massadaverlag erscheint eine allgemeine Enzyklopädie in hebräischer Sprache. Der PEN Klub hat eine hebräische Sektion in Palästina.

Das hebräische Theater wird durch drei Theatertruppen repräsentiert. Die Habima, die in Rußland begründet wurde und in vielen europäischen Städten gastiert hatte, ging 1927 nach Palästina und baute ihr eigenes Haus in Tel Aviv. Das Theaterstudio "Ohel" ist eine Schöpfung der Arbeiterorganisation. "Matate" ist eine Kleinkunstbühne. Es besteht eine hebräische Oper.
Die Bezalel-Kunstschule in Jerusalem besitzt ein jüdisches Museum. Vor einigen Jahren wurde ein städtisches jüdisches Museum in Tel Aviv eröffnet. Jerusalem besitzt ein jüdisches archäologisches Museum. Wissenschaftliche Vereine geben Fachzeitschriften und Sammelwerke heraus.

Die zionistische Organisation wandte dem Gesundheitswesen ihr besonderes Augenmerk zu und traf Maßnahmen, die für den landwirtschaftlichen Aufbau des Landes von außerordentlicher Bedeutung wurden. Wichtige Landstriche, die durch jahrhundertelange Vernachlässigung versumpft und malariaverseucht waren, wurden durch den jüdischen Gesundheitsdienst, der durch die amerikanisch-zionistische Frauenorganisation Hadassah geleitet wird, saniert. 1912 in New York gegründet, vereinigt die Hadassah über 40.000 Mitglieder in den Vereinigten Staaten. Die Hadassah-Medical-Organisation unterhält Krankenhäuser und Ambulatorien in Jerusalem, Tel Aviv, Haifa, Tiberias, Safed und vielen Siedlungen auf dem Lande. Der ärztliche Dienst auf dem flachen Lande wurde 1931 einer palästinensischen Körperschaft, der Kuppath Cholim Amamith (Nationale Krankenkasse) übergeben. Erwähnt seien die Gesundheitszentren in Jerusalem und Tel Aviv, die von dem amerikanischen Philanthropen Nathan Strauß gegründet wurden und, wie die Hadassah-Anstalten übrigens auch, jedermann ohne Unterschied der Rasse und Religion zur Verfügung stehen. Die allgemeine jüdische Arbeiterorganisation hat ihre besondere Krankenkasse.

Palästina ist, wie alle Länder des vorderen Orients, Sitz archäologischer Schulen und Vereinigungen, die Ausgrabungen durchführen. Die hebräische Universität in Jerusalem hat einen immer wachsenden Anteil an dieser Forschungsarbeit. Wir verdanken der jüdischen Palästinaforschung unter anderem die Freilegung der Synagoge in Bet Alfa, sowie in jüngster Zeit die Entzifferung der althebräischen Inschriften (597 v. Chr.) aus Lachisch.

Die jüdische Einwanderung nach Palästina von 1882 bis 1935 lässt sich in fünf Perioden gliedern. Die erste "Alijah" (1880-1900) brachte größtenteils russische Juden ins Land. Die zweite Alijah Anfang des 20. Jahrhunderts brachte ebenfalls Juden aus Rußland, und zwar hauptsächlich revolutionäre Elemente. Die landwirtschaftliche Gemeinschaftssiedlung war ihr Werk. Nach dem Weltkriege setzte die dritte Alijah ein, die die Pioniere, die Chaluzim, brachte. Es waren das meist Menschen, die durch die Kriegsereignisse aus ihrer Entwicklung herausgerissen wurden, junge Akademiker und Arbeiter. Die vierte Alijah von 1925 wird durch die Inflationskrise und die von ihr verursachte Verelendung der Juden in Polen ausgelöst. Es war eine Alijah des Mittelstandes. Sie ging hauptsächlich nach Tel Aviv. Die fünfte Alijah von 1932 erreicht ihre Höhe erst 1933 mit der Einwanderung aus Deutschland. Palästina steht heute im Zeichen dieser Alijah.

Die Einwanderung nach Palästina ist nicht uneingeschränkt. Sie wird von der Palästinaregierung durch besondere Bestimmungen geregelt. Anträge auf Erteilung des Einreisevisums können gestellt werden von Personen, die über ein Kapital von mindestens £ 1000 - im In- oder Auslande - nachweislich frei verfügen; von Handwerkern bestimmter Berufskategorien, die mindestens vier Jahre in ihrem Berufe stehen und über ein Vermögen von £ 250 frei verfügen; von Personen, die eine Rente von mindestens £ 4 monatlich beziehen; von Personen mit Kleinkapital (mindestens £ 5oo), die einen Beruf auszuüben gedenken, der aussichtsreich und im Lande in geringem Maße vertreten ist (so gewisse Kleinindustrien). Landarbeiter und Handwerker im Alter von 18 bis 35 Jahren erhalten von der Palästinaregierung durch die Exekutive der Jewish Agency Einwanderungszertifikate nach Maßgabe der wirtschaftlichen Kapazität des Landes. Die entsprechenden Anträge werden von den Palästinaämtern der Jewish Agency nach Jerusalem weitergeleitet.
Angehörige von Einwohnern, die ihren ständigen Wohnsitz in Palästina haben, können von denselben angefordert werden. Der Nachweis muss erbracht werden, dass die in Palästina befindlichen Verwandten eine genügend sichere Existenz haben, um für die Einwanderer aufzukommen.

hagalil.com 14-03-2005


Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!
Theodor Herzls Altneuland 18.80Euro!

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2010 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved
Ehem. IDPS - Kirjath haJowel, Jerusalem.