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Judentum und Israel
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Städtepartnerschaften: Netanya - Gießen - Dortmund
Pfeiler zum Brückenbau

Abraham Bar-Menachem

Einem Menschen wie ich, der im deutschen Reich die Welt erblickte, der vom Nazismus entwurzelt worden war und im Land Israel neue Wurzeln geschlagen hat, der sich mit dem jüdischen Volk überhaupt und mit Israel im besonderen identifiziert, der nun ins öffentliche Amt des Bürgermeisters gewählt, Verantwortung zu tragen hatte - für den war der Weg zur Einwilligung in eine Partnerschaft zwischen seiner Stadt und einer deutschen lang und schwierig.

Städtepartnerschaften sind ein Ergebnis der Stimmung, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg herausbildete. Nun dachte man daran, daß Menschen sich die Hand reichen sollen über Grenzen und nationale Verschiedenheiten hinaus. Kriegsmüde, wollte man jetzt gegenseitiges Entgegenkommen verbreiten und damit eine Bürgschaft für Frieden schaffen.

Die Führungskräfte in den Städten und ihre Bevölkerung, die sich im Wiederaufbau des zerstörten Europa gerade so bewährt hatten, konnten dafür einen wesentlichen Beitrag leisten. Gegenseitige Besuche, die Begegnung mit Menschen anderen nationalen Charakters, die Förderung des Tourismus sah man als geeignet an, einem neuen Verständnis den Weg zu bereiten. Für uns in der Stadt Netanya - für mich den Oberbürgermeister - waren diese Erwägungen überzeugend. Um am Werk zur Umsetzung des guten Gedankens in die Tat teilzunehmen, bestätigten wir den Vorschlag der Stadt Nizza, einen Partnerschaftsvertrag zu unterzeichnen. So geschah es im Jahre 1968 - zunächst dort, dann später in unserer Stadt.

Konnten wir damals schon eine Partnerschaft mit einer deutschen Stadt eingehen? Konnten Juden, Israelis - Deutschen die Hand reichen zum friedlichen fruchtbaren Zusammenwirken? Konnten Juden, die doch das Holocaust-Schicksal ihres Volkes mit sich tragen - konnten sie, deren Nächste unter den Opfern des Nazi-Hasses waren, sich vom Trauma des Hasses lösen und einen solchen Akt der Versöhnung unterstützen? Dennoch - es war möglich, aber bis zum entscheidenden Schritt dauerte es noch lange zehn Jahre.

Ben Gurion und Adenauer hatten mit ihrer Begegnung im Jahre 1960 schon ein Zeichen für ihre Völker gesetzt. Eine mächtige Ausstrahlung ging gewiß davon aus. Die Größe der beiden Staatsmänner - ihr Wille, die Grundlage zu legen für einen Neubeginn - hatte es ihnen ermöglicht, sich über die Wucht des Trennenden hinwegzusetzen. Selbst diplomatische Beziehungen wurden einige Zeit danach angeknüpft.

Mochte das Streben Ben Gurions zur Öffnung einer Pforte in eine Zukunft der Gemeinsamkeit der beiden Völker noch so sehr anerkannt werden, es bewirkte nicht die Beseitigung der widerstrebenden inneren Kräfte. Für eine wirkliche Partnerschaft zwischen Städten, deren Grundlage persönliche menschliche Beziehungen, gegenseitige Besuche sind, war die Zeit ganz offensichtlich noch nicht reif. Noch waren die israelischen Menschen sehr in der Vergangenheit befangen. Vor allem diejenigen, die die Schrecken der Vernichtungslager überlebten, die in unserer Mitte neues Leben beginnen konnten, die ständige Betreuung und Nachsicht verdienten - sie waren ein tägliches Mahnzeichen an das Schreckensgeschehen.

Für den Menschen an der Spitze der Stadt lag hier die Ursache für das Vorhandensein von schwer zu nehmenden Hürden. Allen Politikern - ob in nationalen Gremien oder in kommunalen - obliegt es, die Nähe zu ihren Bürgern zu pflegen, Rücksicht zu üben und in ihrem Sinne zu ihrem Besten zu wirken. Die tägliche Nähe zu seinen Bürgern verpflichtet den Bürgermeister einer Stadt um so mehr. Er, der die Initiative für eine Partnerschaft zu tragen hatte, mußte mit einer ganz besonders schwerlastenden Aufgabe ringen.

In unserer Stadt Netanya galt es, alle Mitglieder des Stadtparlamentes zu überzeugen, da ein Grundsatzbeschluß bestand, daß Partnerschaften - so wie bei Nizza - einstimmig beschlossen werden müssen. Auch bei einem Großteil der Bevölkerung sollte Einverständnis bestehen. Das also war meine persönliche Obliegenheit!

Um diese Pflicht zu erfüllen - um Zweifel anderer zu zerstreuen, mußte vor allen ich selbst über alle meine eigenen Bedenken hinwegkommen. Die Unsicherheit im Bereich des Gefühls und der gedanklichen Erwägungen war vor dem Fassen einer endgültigen Entschließung zu überprüfen. Um das Für und Wider zu stärken - für einen Akt der Versöhnung, die mit der Partnerschaft zwischen einer israelischen Stadt und einer deutschen so ekklatant zum Ausdruck kommt, mußte gründlich abgewogen werden. Im konkreten Falle war diese Notwendigkeit noch bedeutsamer, handelte es sich doch um die Stadt, in der ich die Welt erblickte - in der sich der eigentliche Einschnitt in den Ablauf meines Lebens ereignete - um die Partnerschaft mit Gießen.

Die Selbstprüfung begann nicht erst, als die Partnerschaftsfrage aufgeworfen wurde. Die Fragestellung an die eigenen Gedanken und Gefühle über die Bereitschaft zur neuen Begegnung mit Deutschen und Deutschem zog sich über viele Jahre hin.

Im Februar 1934 hatte ich Deutschland mit tiefer Enttäuschung und Erschütterung verlassen. Das Land der Dichter und Denker, dessen Wälder und Fluren ich so geliebt hatte, sollte nun in meine Vergangenheit gedrängt sein. Das Volk, in dessen Kultur ich aufgewachsen war, von dem ich glaubte, daß es jedes menschliche Geschöpf als solches achtete, befand sich in einer vom Nazismus gelenkten Metamorphose. Mit wachsender Geschwindigkeit wurden mehr und mehr Menschen in nicht mehr denkende, blindlings gehorchende Wesen verwandelt. Das göttliche Gebot "Du sollst nicht töten" wurde nun immer weniger geachtet. Wer mit sich selbst offen war, konnte - so wie ich - schon früh im ersten Jahr des Nazireiches die unfaßbare Entwicklung voraussehen. In der Seele des Betroffenen entstand ein Schreckensbild - er schob die geistige und physische Bindung mit Deutschland weit - sehr weit - von sich weg. Konnte ein denkender Mensch anders reagieren?

Fast dreißig Jahre dauerte bei mir der vollständige Bruch mit meiner deutschen Vergangenheit. Selbst die deutsche Sprache war verpönt. Schmerzende Fragen quälten einen unaufhörlich. Jedoch kamen nach langer Zeit auch Fragen in eine andere Richtung. Warum sollte man eigentlich die deutsche Sprache verachten? In ihr schrieben doch Dichter nicht nur für Deutsche. Ich selbst hatte sie gelesen, nicht weil sie im Lehrplan der Schule enthalten waren, sondern weil sie mir etwas sagten! Ein solcher kultureller Boykott war zu verneinen. Also begann ich wieder Deutsch zu lesen.

Dieser Sinnesänderung folgte eine andere Frage. Darf man überhaupt jemanden boykottieren, nur wegen seiner Zugehörigkeit zu einem anderen Volk? Gegen ein solches Verhalten hatten wir - die Juden - doch ewig und immer protestiert. Dabei tauchte die Überlegung auf, daß man eigentlich zwischen Schuldigen und Unschuldigen unterscheiden muß. Gewiß, die Zahl der Schuldigen war unermeßlich groß, konnte doch die Maschinerie der Massenvernichtung nur durch den Einsatz von Unzähligen funktionieren. Eine Verurteilung aller ohne Abwägung der Tatteilnahme jedoch darf von uns nicht gebilligt werden! Der Begriff der "Kollektivschuld" kann nicht - sicher nicht von uns - verteidigt werden, er ist unhaltbar.

Die Bürger, die an Untaten nicht teilnahmen, sind unschuldig und nicht zur Verantwortung zu ziehen. Jedoch, das deutsche Volk als Gesamtheit - die Erbin des Nazireiches, die Bundesrepublik - hat an einer langzeitigen Hypothek zu tragen. Sorge und Verantwortung für die selbständige Existenz des jüdischen Volkes obliegen ihr.

Die Argumente gegen das Festhalten am Fortwähren des Bruches mehrten sich. Die biblische Geschichte von der Rettung der Stadt Sodom wegen einzelner Gerechter kam mir in den Sinn und erlangte gerade wegen meiner persönlichen Begegnung mit solchen einzelnen Gerechten ausschlaggebendes Gewicht. Das versöhnliche Vergeben gegenüber vielen soll danach geübt werden um weniger willen.

So sagt unsere Bibel, Genesis 18,23-26: "Und Abraham trat heran und sprach: Willst Du gar den Gerechten mit dem Frevler vernichten? Vielleicht gibt es fünfzig Gerechte in der Stadt. Willst Du auch dann vernichten und dem Ort nicht vergeben um der fünfzig Gerechten willen, die darin sind. Fern sei es von Dir, solches zu tun... Sollte der Richter aller Erde nicht Gerechtigkeit üben? Da sprach der Ewige: Wenn ich zu Sodom fünfzig Gerechte in der Stadt finde, will ich dem ganzen Ort ihretwillen vergeben."
Das Gespräch mit Gott geht weiter und endet: "Ich werde nicht vernichten um der Zehn willen."

Hier wird uns eine immer geltende Erkenntnis mitgeteilt. Das maßgebende Werturteil über eine menschliche Gesellschaft wird von wenigen bestimmt. Wo und wann immer einzelne aufstehen, um sich gegen Unrecht zu stemmen, verkünden sie Hoffnung für die vielen - für die Allgemeinheit. Einzelne hervorragende Menschen hatten in meinem Werdegang eine äußerst wichtige Rolle gespielt, und sie waren es, die mir nun zum ausschlaggebenden Wegweiser zur Teilnahme am Brückenbau wurden. Die einzelnen, die aus der Masse Menschen weit herausragten, waren zwei Professoren der Gießener Universität. Der eine mein Doktorvater Professor Mittermaier, der andere der Theologe Professor Krüger.

Abgewiesen im Sommer 1933 von der Ablegung der ersten juristischen Staatsprüfung, ermöglichte mir Mittermaier die Promotion mit einer von mir vorher vorgelegten Preisarbeit. Den Preis hatte ich erhalten, jedoch an Promotion hatte ich nicht gedacht. Die Initiative dazu kam von Mittermaier: "So werden wir Sie nicht von der Universität abgehen lassen, Sie werden promovieren", teilte er mir mit. Seine Absicht setzte er durch!

Krüger, der das Ephorus-Amt ausübte, erteilte mir Monate nach meiner Promotion, nach Abbruch meines Studiums also, nach dem erzwungenen Verlassen der Universität ein Staatsstipendium. Dies war ohne praktische Bedeutung und konnte nur als demonstrativer Akt gewertet werden.

Mittermaier wurde bald danach zwangsemeritiert. Krüger ließ sich emeritieren und ging mit einer Aufsehen erregenden regime-kritischen Abschiedsrede. Beide Männer ließen sich an der Universität, an der der erste Lehrstuhl für Rassenkunde im Reich entstand, nicht vom reißenden Strom der Gleichschaltung mitreißen. Beide hielten ihrer demokratischen Gesinnung die Treue - trotz der ihnen drohenden Gefahr des persönlichen Nachteils und des damit verbundenen Schadens. Sie wahrten trotz allem das Recht und die Pflicht zu eigenem Denken und zum Tragen von menschlicher Verantwortung.

Dieses Verhalten edler Persönlichkeiten mußte Vorbild sein, und gewiß eine Lehre für mich. Wenn es in der von totaler Herrschaft bestimmten Gesellschaft Menschen gab, die Standhaftigkeit bezeugten, müssen sie Maßstab sein für unser Tun. Mir gaben sie Mut und Ansporn zum Nacheifern, um jetzt zum Brückenbau beizutragen. Besonders jetzt, denn in dieser "Nach-Nazizeit" mußten wir doch anerkennen, daß anstelle des totalen Reiches sich eine neue demokratische Gesellschaft gefestigt hatte - mögen in ihr auch Schattenseiten vorhanden sein. Das Vorbild von Mittermaier und Krüger hatte also seinen nachhaltigen Einfluss auf mich bei der Prägung meiner Beziehung zum neuen Deutschland. Gestärkt und gefestigt wurde diese von grundlegenden Gedanken unseres Philosophen Martin Buber. Er prägte die ewig geltenden, den Weg denkender Menschen bestimmenden Lehrsätze:

"Der unmittelbare, rückhaltlose Dialog ist die eigentliche Schicksalsfrage der Menschheit; um Abgründe zwischen Menschen zu überbrücken, haben wir eine Kultur des Dialoges zu entwickeln. Es ist nicht gut, sich festzulegen auf die Behauptung, daß der Dialog nicht stattfinden kann, wenn die andere Seite nicht am Gespräch teilnehmen will. Es obliegt uns, den Weg zu finden, den Anderen zum Gespräch zu führen. Im Innersten des Widerstreites von Misstrauen und Vertrauen zum Menschen birgt sich der Widerstreit von Misstrauen und Vertrauen zur Ewigkeit. Gerät es unserem Munde wahrhaft Du zu sagen, dann haben wir nach langem Schweigen und Stammeln unser ewiges Du von neuem ausgesprochen. Versöhnung bringt Versöhnung."

Mit diesem gedanklichen Rüstzeug begab ich mich im Jahre 1965 auf den Weg zu meinem ersten Besuch - nach 30 Jahren - in die Bundesrepublik. Beim ersten Blick vom Flugzeug aus auf die geordneten Fluren und Wälder stürmten wieder all die Bedenken auf einen ein. Wie war es möglich, daß in einem von der Natur begünstigten Land, in einer Kultur der Ordnung ein solches Schreckensregime entstand? Das Nachdenken begleitete mich überall.

Kein Zweifel gab es aber, daß dem in Deutschland Geborenen auch positive Gefühle der Bindung zur Seite standen und stehen - Bindung an die Sprache, an viel Schönes, das doch die Jugend ausgezeichnet hatte, eine eigentlich ungestörte Schulzeit, die erfreulichen Wanderungen, das Treffen von so viel ehedem Geschätztem und Bekanntem. Bei alledem, was im Augenblick keine Beziehung zu Menschen verlangte, ergab sich ohne Zweifel ein ganz angenehmes Gefühl. Bei der unmittelbaren Begegnung mit Menschen jedoch empfand ich zunächst nur Fremdheit. Das änderte sich, die seelische Stimmung löste sich, allerdings nur sehr zögernd, allmählich.

Im Ablauf der Zeit ergaben sich persönliche Beziehungen und es wuchsen selbst echte Freundschaften. Viel dazu trugen die Botschafter der Bundesrepublik bei. Besondere Anerkennung dafür gebührt zweien - dem ersten Botschafter Pauls und dem späteren Hansen, die sich das Weben von menschlichen, inhaltsvollen Beziehungen zwischen Israelis und Deutschen zu einem ihrer Hauptziele gemacht hatten. Hansen überragte eigentlich alle darin. Seine fortdauernden Beziehungen mit Israel und seinen Menschen sind ein Beweis dafür.

Mit all den langsam gewonnenen Gesichtspunkten und der damit gewachsenen Sicherheit im Denken und im Gefühl konnte ich - nun überzeugt - im Jahre 1978 zusammen mit Oberbürgermeister Görnert und einem Mitglied des Stadtparlamentes Netanya im Rathaus der Stadt Gießen zu Gießener Stadträten und vielen geladenen Bürgern sprechen und die Partnerschaftsurkunde unterzeichnen.

Es war eine bewegende und erhebende Stunde - nicht nur für mich. Tränen von Anwesenden zeugten davon. Hier stand ich - ich der Oberbürgermeister einer israelischen Stadt - ich, der ich hier in diesem Ort geboren wurde - 45 Jahre nachdem ich jenem Deutschland mit Verachtung den Rücken gekehrt hatte. Nach langer Zeit des Bruches konnte ich über gemeinsame Aufgaben unserer Gemeinden sprechen, über partnerschaftlichen Rat und Hilfe. Nun konnten wir gegenseitige Hoffnung ausdrücken, daß es uns gelingen möge, einen Beitrag zu leisten für den Aufbau einer gerechteren Gesellschaft.

Der Glaube an die Richtigkeit des begangenen Weges festigte sich immer mehr. Inzwischen hatte die Stadt Dortmund Fortbildungsseminare in Netanya durchgeführt, und daraus wuchsen persönliche Beziehungen. Mit Oberbürgermeister Samtlebe wurde die Möglichkeit eines Freundschaftsvertrages erörtert, der dann nach meiner Amtszeit auch zustandekam. Das Suchen von immer neuen Pfaden zueinander wurde für mich eine Antriebskraft. Sie führte mich zur Organisation und Leitung von vielen Seminaren in Beit Berl für deutsche Gruppen aus dem kommunalen, kirchlichen und beruflichen Bereich. Studienziel war die Behandlung von Themen gemeinsamen Interesses - zur Begegnung im Dialog zwischen Angehörigen zweier Völker, die lange Zeit ein tiefer Abgrund getrennt hatte!

Unsere Partnerschaften - gewiss auch die anderer Städte - haben ihren Zweck erfüllt. Gegenseitige Besuche von Jugendgruppen, Partnerschaften zwischen Schulen haben persönliche Freundschaften und Verständnis für bestehende Probleme gebracht. Folkloregruppen, Chöre, Ausstellungen von Künstlern haben der Bürgerschaft in der anderen Stadt einen Begriff gegeben über Inhalt und Wesen der Kultur des anderen Volkes. Nicht nur die Führungsschicht der Gemeinden trägt die Partnerschaft, sondern eine Großzahl von Menschen. So war es vom Anbeginn des Partnerschaftsgedankens gemeint. Ohne Zweifel - die Städtepartnerschaften sind Pfeiler des Brückenbaus zwischen Israel und dem neuen Deutschland geworden.

Dürfen wir nun zum Schluss kommen, daß wir die schlimme Vergangenheit ganz vergessen können? Bestimmt nicht! Jedes Volk hat seine Geschichte zu erforschen. Nicht nur Positives und Schönes soll beachtet werden. Geschichtliche Aufrichtigkeit verlangt, alles ans Tageslicht zu bringen. Nur wenn auch das Negative überhaupt und die Schreckenszeit der Nazis ganz im besonderen den gegenwärtigen und den kommenden Generationen zur vollen Kenntnis und Erkenntnis gebracht wird, besteht Aussicht, daß die richtigen Lehren gezogen werden. Nicht die Verewigung von Abgründen des Hasses ist bezweckt. Für die Vermeidung der Wiederkehr von schwerwiegenden Fehlern und Untaten muss die Geschichtslehre wirken. Erinnern wir uns stets an die Worte eines Philosophen: "Jene, die die Vergangenheit vergessen, sind dazu verurteilt, sie noch einmal durchzustehen."

Vergangenheit ist unauslöschbar. Mit ihr zu leben ist unser Schicksal und unsere Sendung - mit ihr, jedoch nicht in ihr - mit ihr für eine Zukunft der Partnerschaft nicht nur zwischen unseren Städten, sondern zwischen den Völkern. Wir sollen nicht vergessen, uns aber auch nicht in Vergangenem verankern. Nicht Triebe und Gefühle sollen unser Tun für die Zukunft bestimmen, damit unsere Entscheidungen für die Zukunft nicht von Gewitterwolken des Gestern getrübt werden.

Aus der "Festschrift aus Israel", herausgegeben 1994 zum 70. Geburtstag von Niels Hansen, ehemals deutscher Botschafter in Israel: Recht und Wahrheit bringen Frieden.

hagalil.com 17-10-2004


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