Geschichte
der Juden in Osteuropa
by Chaim FRANK
Erez Hagar
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Juden in
Ungarn
16. Jahrhundert
Unter Ludwig II.(1516-1526), der
ebenfalls ein Jagellone war, schien wieder eine Besserung des
Verhältnisses gewesen zu sein, denn der König ernannte den Juden Isaak
zum Leiter des Münzamtes in Kassa und den getauften Juden Emericus
Fortunatus zum Schatzmeister von Ungarn.
Ungarn glitt aber wirtschaftlich
allmählich in eine bodenlose Tiefe, was Stefan VERB™CZY, der Kodifikator
für ungarische Gesetze, ausnutzte um eine antijüdische Stimmung zu
schüren.
Bald darauf kam es zu pogromartigen
Plünderungen gegen die schuldlosen Juden zu Ofen.
Das 15.Jahrhundert zeigte sich für die
ungarischen Juden von der grausamen Seite wo immer wieder
Anschuldigungen des Ritual-Mordes aufkamen, wodurch mehrere Juden am
Scheiterhaufen ihr Leben lassen mußten.
Auch in den ersten Jahren des 16.Jhdts.,
vor allem nach der Niederlage der Ungarn bei Mohacs, flammten erneut
antijüdische Ausbrüche auf, zumal den Juden die Schuld an der
Katastrophe zugeschrieben wurde. Die Folge war, daß die erboste
Landesversammlung zu Stulweißenburg (Szekesfehervar) die Austreibung der
Juden aus dem restlich, ungarisch gebliebenem Lande beschloß. Die
judenfeindliche Stimmung wurde vor allem durch die Königin Maria
gefördert, die den Städten Preßburg, Ödenburg und Tyrnau erlaubte, die
Juden zu vertreiben.
Davon abgesehen mußten die Juden anfangs
auch vor den Türken fliehen, da diese wiederum die Juden als Exponenten
des Magyarentums betrachteten.
Die schreckliche Ritualmordbeschuldigung
von 1529 in Bösing führte sogar zur Flucht der Juden unter die Türkische
Herrschaft, und auch die Tragik, dass immer mehr Juden von Streifscharen
gefangen genommen wurden und nur durch Zahlung von hohem Lösegeld wieder
freigelassen wurden. 1551 verordnete Ferdinand I. (1526-1564) daß alle
Juden ein Judenabzeichen, einen gelben Fleck, zu tragen haben. Zu dieser
Zeit war ein großer Zuzug nach der
Gemeinde Ofen zu
bemerken, die allmählich zu einer blühenden jüdischen Gemeinde wurde.
Während der Türkenherrschaft hatten die
Juden keine wesentlichen Ausschreitungen zu befürchten und wurden
teilweise gut behandelt, auch deshalb weil sie 'gut melkbar' oft höhere
Steuern zu entrichten hatten. Und hohe Steuern hatten die Juden auch
unter König Rudolf (1576-1608) zu ertragen, der 1578 die Juden und
Anabaptisten mit einer doppelten Haussteuer, 1593 mit einer besonderen
Kopfsteuer und 1596 zusätzlich noch mit einer sogenannten Soldatensteuer
belastete. Und Ferdinand III. (1637-1657) verordnete 1647, daß die Juden
vom Amte als Zollpächter enthoben werden müssen.
Nach der Vertreibung der Türken und
Rückeroberung Ofens (1686) gab es vermehrt wieder verschiedene
Repressalien gegen die Juden, vor allem als Leopold I. sich dahingehend
bemühte, aus Ungarn einen rein katholischen Staat zu machen. Während
dieser Jahre begann eine Zeit der vollkommenen Rechtlosigkeit der
ungarischen Juden. Man vertrieb sie aus mehreren Städten, schloß sie aus
den Zünften aus und zwang die Juden in einen engen Berufszweig mit
Kleinhandel und Geldgeschäften.
Da den Juden der Aufenthalt in der Stadt
Ofen verwehrt blieb, konzentrierte sich ihre Niederlassung folglich auf
die Städte Preßburg, Ödenburg, Gran und Trenczen. Vor allem war es auch
die Stadt Eisenstadt, die nach der Vertreibung der Juden aus Wien (1670)
gemeinsam mit ihren sechs benachbarten Ortschaften zur berühmten >Schewa
Kehilot< erwuchs.
Diese >Siebengemeinde< (heute im
"österreichischen Burgenland, damals zu Ungarn gehörend) bestanden neben
Eisenstadt, aus Mattersdorf, Kobersdorf, Lackenbach, Frauenkirchen,
Kittsee und dem Ort Deutsch-Kreuz (von Juden >Zelem< genannt) zählte
zusammen rund 3.ooo Juden, die vorwiegend streng religiös waren.
Die frömmsten lebten in Mattersdorf und
Deutschkreuz wo sich bedeutende Jeschiwot befanden. In Mattersdorf
wirkte u.a. auch der große Rabbi Moses Sofer, über den ich schon im
vorigen Vortrag, im Zusammenhang mit Preßburg, berichtete. Alle sieben
Gemeinden unterstanden dem wohlwollenden Fürsten Esterhazy, der die
viele aus Österreich geflohene Juden aufnahm.
Zu der ersten Hälfte des 18.Jhdts
vergrößert sich die Zahl der ungarischen Juden durch Zuwanderung
mährischer und polnischer Juden, die sich nicht dem österreichischen
>Familiantengesetz< unterwerfen wollten. Die Juden brachten das
traditionelle Studium des Talmuds mit sich und machten die Städte
Eisenstadt und Preßburg zu Hochburgen der jüdischen Gelehrsamkeit.
Nach amtlichen Statistiken lebten um 1735
11.621 und gegen 1840 bereits 200.000 Juden in Ungarn. Samson
Wertheimer, ein Wiener Finanzier wurde zu ihrem Oberhaupt. Die Juden
lebten zu dieser Zeit in den Städten BARTFA, BAZIN (Bösing), KÖSZEG
(Güns), MODOR, SZAKOLCA, SZATMARNEMETI, SZENTGY™RGY, TRENCSEN, sowie in
den bereits genannten >Schewa Kehilot< und Preßburg; in (Buda-Pest
hingegen war es seit 1735 (für 100 Jahre) den Juden verboten sich
niederzulassen.
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cf
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