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30
Jahre sind vergangen: Die Ereignisse des März 1968
Liebe Freunde, am Sonntag (9.3.98) fanden in
Warschau einige Feierlichkeiten statt, die wohl auch fuer Euch von
Interesse sein koennen. Der Anlass: Der 30-er Jahrestag der sog.
Maerz-Ereignisse im Jahre 1968.
Im Jahre 1968 fand nach einer Welle von
Studentenprotesten (zu diesen kam es nach der Absetzung des in einer
gewissen antisovietischen Regie aufgefuehrten Theaterstuecks "Dziady"
von Adam Mickiewicz) eine von der kommunistischen Partei inszenierte
antisemitische Kampanie statt.
Daraufhin wurden etwa 20.000 Polen juedischer
Abstammung zur Emigration gezwungen. Davon sind nur etwa 600 Personen
nach Polen zurueckgekehrt.
Am Sonntag fand am Gebaeude des warschauer Bahnhofs
DWORZEC GDANSKI eine Gedenkfeier zu diesem Anlass statt. Von diesen
Bahnhof aus verreisten damals die meisten der juedischen
Zwangs-Emigranten ins Ausland. Der Dworzec Gdanski war damals die
Anlaufstation fuer Zuege in Richtung Wien (zum Uebergangslager?). An
der Feier nahmen neben prominenten Personen der polnischen Regierung u.
des politischen Lebens teil. Ebenso der israelische Botschafter in
Polen, viele der damaligen Zwangs-Emigranten, welche zu diesen Anlass
nach Polen zu Besuch gekommen sind, als auch viele polnische Buerger.
Ich bin ueberzeugt, dass an den Feierlichkeiten auch
der bekannte polnische (juedischer Abstammung) demokratische Aktivist,
Publizist u. Verleger ("Gazeta Wyborcza") Adam Michnik (der viele Jahre
wegen antikommunistischer Aktivitaeten inhaftiert war), sowohl auch
Prof. Edelmann (einer der Anfuehrer des Aufstandes im Warschauer Ghetto)
und Joskowicz und der Landesrabiner in Polen bezeiligt waren.
Eine aus diesem Anlaß enthüllte Gedenktafel beinhaltet
folgende Inschrift:
"DENEN, DIE NACH DEM MAERZ '68 AUS POLEN MIT
EINEN REISEDOKUMENT FUER EINE RICHTUNG VERREISTEN"
"hier haben sie
mehr zurückgelassen, als sie hatten"
Henryk Grynberg
FOND SHALOM, Maerz '98
Abends fand im Juedischen Theater in Warschau eine
weitere Gedenkfeier zu diesem Anlass statt.
Noch am gleichen Tag hat das zweite polnische Fersehen
(TVP-2) eine interessante Sendung mit dem Titel "Die sieben Juden von
meiner Klasse" bezueglich der damalien Ereignisse ausgestrahlt. Es war
ein Treffen einiger der damaligen juedischen Zwangs-Emigranten" (aus
Israel, USA, Frankreich und Skandinavien) mit dem bekannten polnischen
Publizisten (juedischer Abstammung) H. Dziatlowiecki (alle Personen sind
ehemalige Klassenkameraden aus einer Schule in Lodz) und mit ihrer
frueheren Lehrerin.
Uebrigens von all' diesen Ereignissen vom Sonntag gab
es ausfuehrliche Beitraege in der Hauptausgabe der polnischen
TV-Tagesschau.
Am Samstag (28.2.) hielt der polnische Praesident eine
Ansprache, in der er allen Zwangs-Emigranten versicherte, dass ihnen die
polnische Staatsangehoerigkeit zurueckgegeben werde.
Das Pikante dabei - der H. Praesident
Kwasniewski ist ein ehemaliger aktiver Kommunist gewesen, er war ja das
Mitglied des Zentralkommitees der Partei! Ueber die Schizophrenie der
vielen polnischen Waehler (Kommunist als polnischer Praesident,
Kommunisten an der Macht in Polen in den letzten vergangenen paar
Jahren) schreib' ich vielleicht bei anderer Gelegenheit.
Mit herzlichen Schalom aus Warzsawa
Rajmund Sulik
Polens Präsident will den Opfern der antijüdischen Hetze die polnische
Staatsbürgerschaft zurückgeben
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