JUDEN in der ehemaligen Tschechoslowakei
von Chaim FRANK
Früheste Besiedlung
Erste jüdische Siedlungen sind für Mähren
im 9. und für Böhmen im 10. Jahrhundert nachweisbar; bald darauf auch in
Prag, wo sich Juden aus Deutschland, aus Ungarn, aus dem
österreichischen Kernland sowie aus dem Byzantinischen Reich,
niederließen.
Ibrahim ibn Jakuv, ein jüdischer Arzt aus
Tortosa, der etwa um das Jahr 966 eine Reise nach Mitteleuropa
unternahm, schrieb in seinem Bericht an den Kalifen von Cordoba, nach
dem er 970 in Prag weilte:
''Die Stadt Fraga ist aus Stein
und Kalk erbaut und ist,
was den Handel anbelangt, die größte der Städte. Hierher
kommen aus der Königstadt Russen und Slawen mit ihren
Waren; und aus der Gegend der Türken Muselmänner, Juden
und Türken ebenfalls mit Waren und Handelsmünzen.''
Diese Angabe ist natürlich nicht exakt,
aber zumindest eines der ältesten Zeugnisse von Juden in Prag.
Ähnlich wie in anderen europäischen
Ländern kamen die Juden mit den Römern. Sie ließen sich später in
Vindobona nieder und kamen von hier aus als Warenhändler über Preßburg
nach Böhmen und Mähren.
Aus einer alten Sage geht hervor, daß
bereits die Fürstin Libuscha prophezeit haben solle, daß unter der
Regentschaft ihres Enkels ein fremdes Volk sich in Böhmen niederlassen
würde, daß - falls es wohlwollend aufgenommen werde - ihrem Land und
Volk eine glückliche Zukunft beschere. Und darum - so die Erzählung -
wurden die ersten Juden, die im Jahre
860, der Regentschaft von Hostivits, ins Land kamen in der Tat
wohlwollend aufgenommen.
Man gestatte ihnen sich in der Umgebung
von Ujezd niederzulassen.
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