Nachdem Frau Bundesministerin Gehrer keine Maßnahmen gesetzt hat, um
die Existenz der jüdischen Gemeinden in Österreich aufrecht zu
erhalten, sah sich die IKG Wien schon Ende Mai gezwungen, die
Kündigung von bis zu 35 Mitarbeitern, das sind etwa ein Drittel der
unmittelbar in der IKG Beschäftigten, beim AMS anzumelden.
Nach der Zerstörung der Gemeindestruktur durch die Nazis, ist bis
heute die Kultusgemeinde nicht in den Zustand versetzt worden aus
eigenen Mitteln eine jüdische Infrastruktur zu erhalten. Auch auf
den Hilferuf der Kultusgemeinde am 8. Mai 2003 (Pressekonferenz
mit Dr. Michel Friedman, Prof. Alexander Friedmann, Dr. Georg
Springer, Mag. Terezija Stoisits, Dr. Vincenz Liechtenstein und Dr.
Ariel Muzicant) gab es seitens der österreichischen Regierung keine
Reaktion. Zum ersten Mal in der Geschichte muss eine jüdische
Gemeinde in Europa nach dem Greuel des Dritten Reiches zu solchen
Maßnahmen greifen.
Sollte die Bundesregierung und der österreichische Nationalrat
bis Ende Juni keine entsprechenden Maßnahmen ergreifen, werden zum
ersten Mal seit 1938 jüdische Gottesdienste eingeschränkt, der
Religionsunterricht eingestellt, jüdische Unterrichtsstätten
geschlossen, das kulturelle und soziale jüdische Gemeindeleben
reduziert.
Dr. Ariel Muzicant