Der ganz alltägliche
Zynismus:
Der Stern weiß es!
Beklemmend schön
- darf`s ein bißchen (mehr) Konzentrationslagergefühl sein?
"Beklemmend schön"
Unter dieser Überschrift geht Anja Lösel auf Seite 268 in der Ausgabe vom
2.12.99 der Frage nach, warum das Jüdische Museum einen solch riesigen
Andrang an Besuchern auslöse. Ein leeres Gebäude sei zu besichtigen zum
Preis von 8,00 DM.
Sie kommt zum folgenden
Schluß:
"Viele aber können sich gar nicht mehr trennen von dem intensiven
Raumgefühl, wollen am eigenen Leib spüren, wie es ist, ausgeliefert zu sein,
verloren, ohne Hoffnung. Um wenigstens ein winziges bisschen davon zu
begreifen, wie die Gefangenen in den Konzentrationslagern sich gefühlt haben
müssen."
Selbst wenn dieses
Gebäude bei Besuchern Gefühle von Verlorensein, Hoffnungslosigkeit etc.
auslöst, handelt es sich um die Hoffnungslosigkeit oder Verlorenheit der
Besucher. Dies mit dem Erleben der Realität des Konzentrationslagers
vergleichen zu wollen ist zynisch und/ oder dumm. In vielen Autobiographien
berichten Überlebende, daß das KZ das Unbegreifbare ist und bleibt. Wer sich
hier auf billige Art und Weise mit diesem Schicksal identifiziert, sagt mehr
über seine Bewußtseinslage und die dahinterstehenden Projektionen (des
Besuchers Hoffnungslosigkeit jetzt in diesem Gebäude ist wie ihre
Hoffnungslosigkeit im KZ). Ich bezweifle, daß Daniel Libeskind das gewollt
haben kann.
Iris Noah haGalil 12-99
Jüdisches Museum Berlin
http://hagalil.com/juedisches-museum