Michel Friedman, reisender Talkmaster und
Stellvertreter Bubis, verteidigt Fagan: "Ohne die US-Anwälte und deren
Sammelklagen wären deutsche Konzerne niemals aus ihrer Amnesie gewacht"
erklärte der Anwalt bei einer Diskussion im Management Club in Wien.
Einige antisemitisch klingende Ausfälle der Diskussionsteilnehmer
liessen Friedman scheinbar keine Möglichkeit, sich eingehender hierzu zu
äußern.
Michael Wolffsohn, Professor an der
Universität der Bundeswehr in München fordert Ignatz Bubis, den
Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, zum Rücktritt auf
(siehe Bericht in HAGALIL).
Drei Tage vor der Wahl in Deutschland am 27.9
hatte Bubis sogar das Holocaust-Denkmal ins Wahlkampffeuer geworfen. Er
behauptete nur unter einem Kanzler Kohl würde das Denkmal gebaut werden.
Unter der Regentschaft des Kanzlers Kohl
waren nun aber in Realitas immer mehr nazistische Umtriebe im Lande
zutage getreten. Jede irgendwie geartete Erinnerung an deutsche
Verantwortung war in unendlichen Debatten ausgesessen worden - man denke
nur an die unendlich verschleppte Entstehung des deutsch-tschechischen
Zukunftsfonds (während der Verhandlungsdauer waren die meisten
Anspruchsberechtigten gestorben). Nicht vergessen ist auch Kohls
Ausspruch "die Wiedergutmachungskasse bleibt ein für alle mal zu!" usw.
usf.
Neben all diesen Fällen war nun das, auch nach 10 jährigem Klären und
Abklären, nach wie vor ungeklärte Schicksal der momumentalen
Gedenkklötze in Berlin, wahrlich nicht das entscheidende Thema.
Bubis Aussage, dass gerade Kanzler Kohl
(weiteres Stichwort: Bitburger SS-Gräber) in besonderer Weise
Sensibilität für jüdische Belange besitze, schien entweder auf
sprühenden Humor oder eben auf einen enormen Mangel an 'Kontakt zur
Basis' hinzudeuten. Einige Mitglieder der jüdischen Gemeinden mochten
den Ausführungen des enorm verdienstvollen Vorsitzenden des Zentralrates
- und jüngst auch der Europäischen Jüdischen Gemeinden - nicht mehr
folgen.
Dass nun gerade der konservative Wolffsohn,
der sich bei jeder nur bietenden Gelegenheit zu ausgiebigen Lobeshymnen
zum beispielhaften Verhalten der (West-) Deutschen an sich und der
CDU/CSU im besonderen hinreissen lässt, Bubis angreift, ist nur auf den
ersten Blick erstaunlich. Schon in seinem Buch "Meine Juden, deine
Juden" hatte er der Führung der jüdischen Gemeinden Heuchelei
vorgeworfen.
FDP- Mitglied Bubis oder CDU-Mitglied
Friedman sind Teil des politischen Establishments in Deutschland. "Die
Woche" fragte 1997 sogar keck, ob denn in Deutschland nicht auch einmal
ein jüdischer Kanzler möglich wäre. Das politische Leichtgewicht
Friedman wird es wohl nicht werden, obwohl er als "Anti-Schröder" in
acht Jahren durchaus geeignet scheint. Ob sich der konservative
Querdenker Wolffsohn als Alternative anbieten wird ist jedenfalls
fraglich.
SLW
- Wien