Die Hoffnung auf Frieden schwindet und die
UNWRA zieht sich zurück:
Palästinensisches Dilemma der Flüchtlinge
Daheische, ein Flüchtlingslager im
Süden von Beth-Lehem, ist ein typisches Beispiel für viele andere
palästinensische Flüchtlingslager im Westjordanland, im Gaza-Streifen und
den benachbarten arabischen Staaten. Das Lager ist überfüllt, es fehlen die
grundlegendsten Dienstleistungen. In den engen, verwahrlosten Gassen fließt
stinkendes Abwasser. In den vergangenen Jahren und besonders seit Beginn des
israelisch-palästinensischen Friedensprozesses, hat die UNWRA, die für die
Lager zuständige UN-Organisation, mit der Kürzung der Hilfsleistungen
begonnen.
Das Dilemma in den Lagern: Einerseits wollen
die Flüchtlinge ihre tristen Lebensbedingungen verbessern. Andererseits
fürchten sie, daß dies die Aufgabe ihres Traums bedeuten würde, der sie
seit 50 Jahren am Leben erhält: Der Traum von der Rückkehr in genau jene
Häuser, die sie während der Kämpfe vor und nach der israelischen
Staatsgründung 1948 verlassen haben.
Damals
flohen 700.000 Palästinenser. Sie siedelten sich in Lagern in den
umliegenden arabischen Staaten an. Die meisten Lager entstanden damals
in den Gebieten von Gaza und der Westbank.
Im Glauben an eine baldige Rückkehr lebten sie in Zelten, die ihnen
europäische Organisationen zur Verfügung stellten.
Aus den Zelten wurden einfache Zementbauten. Die Flüchtlinge, ihre
Kinder und Enkelkinder, inzwischen angewachsen auf 3,5 Millionen
Menschen, warten noch immer.
Als klar wurde, daß es keine rasche Lösung
für das Problem der palästinensischen Flüchtlinge geben würde - Israel
verweigert ihnen die Rückkehr und die arabischen Staaten die Integration
in ihre Bevölkerung - nahm sich die UNO-Hilfsorganisation UNWRA ihrer
an.
In den vergangenen Jahren und besonders seit
Beginn des israelisch-palästinensischen Friedensprozesses, habe UNWRA
jedoch mit der Kürzung der Hilfsleistungen begonnen, sagt Chaled
El-Helo, ein Arzt in der UNWRA-Klinik. UNRWA erklärt die Kürzungen
damit, daß die Geberländer ihre Zahlungen erheblich reduziert hätten und
dies bei einem Haushalt von 234 Millionen Dollar ein großes Etatdefizit
von 20 Millionen Dollar der UNO-Organisation zur Folge hatte. El-Helo
warnt jedoch, Kürzungen von Personal und Hilfsleistungen könnten den
Projekten von UNWAR in den Bereichen Gesundheit, Erziehung und soziale
Dienstleistungen schwer schaden und die Existenz der Organisation
gefährden. UNWRA-Angestellte beschweren sich über schlechte Bezahlung
und sagen, 20 Prozent von ihnen hätten keine festen Verträge.
Die Palästinenser beschuldigen indes die
Geberländer, sie wollten das Flüchtlingsproblem durch die Schaffung von
Fakten rasch beilegen, obwohl es einer der Hauptverhandlungspunkte der
Gespräche zwischen Israel und der Palästinenserbehörde über den
endgültigen Status der Palästinenser sein sollte. UNWRA wolle sich aus
der Verantwortung schleichen, indem sie der Palästinenserbehörde die
Behandlung der Flüchtlinge übertrage. «Wir haben nichts dagegen, die
Lebensumstände in den Lagern zu verbessern», sagt Mohammed Laham,
Mitglied des Flüchtlingslager- Komitees. «Wir sind aber dagegen, daß die
Geberländer den UNWRA-Dienst der Autonomie-Behörde übertragen, weil dies
das Ende des Flüchtlingsthemas wäre.»
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AL = Arabische Liga
Der Mittlere Orient / The Semitic Region 1948 - 1967
Palästinenser weisen Netanjahus Vorwürfe über
Friedensprozeß zurück
Jerusalem (dpa) - Ein ranghoher
palästinensischer Repräsentant hat am Dienstag die Vorwürfe des israelischen
Regierungschefs Benjamin Netanjahu zurückgewiesen, nach denen die
Autonomiebehörde für den Stillstand des Friedensprozesses verantwortlich
ist. Der palästinensische Kabinettssekretär Achmed Abdel Rachman sagte in
Radio Palästina, die palästinensische Behörde sei solche Beschuldigungen von
dem rechtsorientierten Premier schon gewöhnt. «Bei jeder Krise des
Friedensprozesses gibt Netanjahu uns die Schuld. Was wirklich zählt ist
jedoch, daß Netanjahu auf die US-Initiative reagieren sollte. Stattdessen
greift er die Palästinenser-Behörde an», sagte Abdel Rachman.
Der Politiker bezog sich mit seinen Worten auf
eine Rede Netanjahus vor dem israelischen Parlament am Vorabend, bei der er
die Palästinenser des Bruchs der unterzeichneten Abkommen beschuldigte.
Abdel Rachman beschrieb den gegenwärtigen Zustand der Verhandlungen als ein
«Rennen gegen die Zeit». Einerseits sei ein Ausbruch der Gewalt wegen der
durch Netanjahus harte Politik verursachten Frustration fast unvermeidlich.
Andererseits gebe es weiterhin ernsthafte Bemühungen, eine friedliche
Einigung zu finden, sagte er.
Der Chef der palästinensischen Geheimdienstes
in Gaza, Mohammad Dahlan, hatte am Montag gesagt, Netanjahu «lügt und
betrügt, wenn er sagt die Palästinenser hielten sich nicht an die mit Israel
unterzeichneten Abkommen». Er warf dem Premier ebenfalls vor, er strebe nach
einer gewaltsamen Konfrontation zwischen beiden Völkern.
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Samstag, 14. Dezember 2013 |