Antisemitischer Terror im Internet:
Cyberwar?
Vor kurzem wurde die Online-Ausgabe des
Sonntagsblatts lahmgelegt. Wie beim früheren Angriff auf haGalil wurde
auch dieser Angriff über einen Server in einem arabischen Golfstaat
protokolliert.
... Warum Hacker-Angriffe für haGalil das kleinere
Übel sind...
Schon vor Jahren erklärte der
Knessetabgeordnete Michael Eitan, dass Angriffe im Internet nicht auf
die leichte Schulter genommen werden sollten, denn sie stellen eine
Aggression gegen die Infrastruktur eines Landes dar. Er schlug vor,
Webseiten, die der Verbreitung von Information dienen, ebenso wie die
freie Presse, international schützen zu lassen.
Geschehen ist so gut wie nichts, und dies obwohl es auch offiziellen
Stellen längst hätte bekannt sein müssen, dass im Internet neben
Anleitungen zum Bau von Sprengstoffgürteln und "schmutzigen" Bomben auch
Gebrauchsanweisungen für den Cyberwar kursieren.
Wiederholt wurde inzwischen von Diskussionsforen mit Links zu arabischen
Anleitungen für weit reichende Cyber-Angriffe berichtet. Detailliert
wurde geschildert, wie z.B. der Server des "Jyllands-Posten" durch eine
"distributed denial of service"-Attacke (dDoS) in die Knie gezwungen
werden könnte: Am einfachsten sei es, "die Seite mindestens drei Mal
aufzurufen und immer wieder zu aktualisieren". Notwendige IP-Adressen
lieferten die Islamisten gleich mit. Auch auf Programme, die derartige
Angriffe effektiver machen sollen, wurde verwiesen.
Abb.:
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Im Falle von
haGalil begnügten sich die Angreifer leider nicht damit, den Server
durch vorübergehende Überlastung zeitweise außer Gefecht zu setzen.
Zuvor zerstörten sie nämlich sämtliche Daten des haGalil Netzwerks. Auf
den versuchten dDoS-Angriff deuten zwar die Logfiles hin, dieser zwang
den Server aber nicht in die Knie und erfolgte erst nachdem die
Zerstörung bereits abgeschlossen war. Es liegt somit die Vermutung nahe,
dass zwei oder drei Angriffe abgesprochen aber unabhängig von einander
erfolgt sind.
Während die Löschung gegen 5.00h begann, erreichte der DoS (Ausschaltung
durch Überlastung) seinen Höhepunkt zwischen 9.00h und 10.00h (s.Abb.).
Dass solche und ähnliche Angriffe nicht
schon früher erfolgreich waren, liegt an der hohen Priorität, die man
bei haGalil der IT-Security bislang eingeräumt hat. Der völlig
unvorhersehbare Ausschluss des unter hagalil.com entstandenen Bildungs-
und Kommunikationsangebots aus dem Kreis von 3.800 vom
Bundesfamilienministerium (BMFSFJ) im Rahmen des Programms "entimon" für
förderungswürdig befundenen Initiativen gegen Rechtsextremismus und
Antisemitismus hat uns jedoch schon 2005 so schweren Schaden zugefügt,
dass uns der erneute Beschluss des BMFSFJ, haGalil auch im Jahre 2006
aus der deutschen Zivilgesellschaft auszuschließen, zu immer weiteren
Einschränkungen zwang. Im Laufe der Auseinandersetzung mit dem BMFSFJ
wurde sogar die Meinung geäußert die Bekämpfung des Antisemitismus im
deutschsprachigen Internet sei doch eigentlich Aufgabe des Zentralrats:
"Wenn Sie sich einbilden, so ein Bildungsangebot sei in Deutschland
notwendig, warum bezahlen Sie (der Zentralrat) dann nicht selbst dafür?"
Stramme Altlinke aus der 68er Szene und der autonomen Antifa, vom BMFSFJ
auch ohne Tätigkeitsnachweis gerne und immer wieder gefördert, vertraten
schon diese Ansicht, meinten aber eigentlich, dass wir uns "die Kohle
für Zionistenpropaganda und ZaHaL-Banner doch beim Staat Israel holen"
sollten.
Die aufreibende und langwierige Verweigerungs- und Hinhaltetaktik des
damaligen Staatssekretärs im Bundesfamilienministerium Peter
Ruhenstroth-Bauer trug wesentlich zur Schwächung von haGalil bei. Erst
nach ausdauernder Intervention des Zentralrats wurde immerhin noch ein
Drittel der ursprünglich vorgesehenen Summe ausbezahlt. Diese Mittel
waren aber auch nach massiven personellen und technischen Kürzungen
nicht mehr ausreichend, um das Ziel des Projekts OR (hebr. für Licht) zu
verwirklichen.
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pro Woche >>
Unter der Projektbezeichnung
"OR" lief ursprünglich ein Projekt, dessen einzige Aufgabe es hätte sein
sollen, die Arbeit von haGalil abzusichern. Als alleiniges Projektziel
war von "Erhalt und Ausbau des unter haGalil online entstandenen
Bildungs- und Kommunikationsangebot zum Judentum" die Rede gewesen
(siehe
Datenbank entimon beim
Deutschen Jugendinstitut) und in diesem Sinne wurden vom BMFSFJ
zwischen 2002 und 2004 Gelder an einen Berliner Verein bezahlt, der aber
nur die Hälfte der Fördermittel in diesem Sinne einsetzte.
Nach andauernden Meinungsverschiedenheiten über die sinnvolle Verwendung
dieser Mittel, wurde 2004 in München der haGalil e.V. gegründet, der ab
2005 die Durchführung des Projekts direkt übernehmen sollte. Im Dezember
2004 wurde dies aber, trotz anders lautender Zusage, überraschend
abgelehnt. Eine von vielen unterschiedlichen Begründungen des BMFSFJ
behauptete, der Berliner Verein habe seine Befürwortung des
Trägerwechsels kurz vor Fristablauf, ganz entgegen einer zuvor
getroffenen schriftlichen Aussage, zurückgezogen, man wolle nun in
Berlin ein "alternatives und abgespecktes Angebot" aufziehen.
Selbstverständlich wies der haGalil e.V. sofort darauf hin, dass das
Projekt OR klar definierte Ziele (s.o.) habe und diese
ohne haGalil
nicht erreichbar sind. Das BMFSFJ musste diese Auffassung
notgedrungen akzeptieren und von der Umsetzung dieses Plans Abstand
nehmen.
Anstatt nun aber für haGalil eine akzeptable Lösung zu
finden, wurden zwei Drittel des Budgets gestrichen und das restliche
Drittel ein halbes Jahr lang als Faustpfand einbehalten. haGalil und
alle, die sich für haGalil einsetzten, wurden immer wieder, unter
anderem auch durch die damalige Bundesfamilienministerin Renate Schmidt,
auf das Jahr 2006 vertröstet. Gleichzeitig behauptete man, man sei sich
bis in allerhöchste Ämter und Gremien einig, dass die Arbeit von haGalil
ein unverzichtbarer Bestandteil der Auseinandersetzung mit
Antisemitismus und extremistischen Gesinnungen sei. Man sei sich einig,
dass die Arbeit von haGalil richtig und wichtig sei, betonte in
zahlreichen Interviews und Schreiben auf entsprechende Anfragen auch das
BMFSFJ. Da aber der Berliner Verein augenscheinlich unfähig zur
Kooperation sei, seien allen Beteiligten die Hände gebunden.
Diese Begründung erstaunt umso mehr, als der zuständige
Referatsleiter aus seinem eigenen
Vorschriftenkatalog erst kurz zuvor mitgeteilt hatte, man müsse
einem Trägerwechsel nur dann zustimmen, wenn ein neuer Träger sich
anbiete, der in der Lage sei, das begonnene Projekt ohne finanziellen
Mehrbedarf fortzuführen. Genau dies war aber durch den haGalil e.V., den
neuen Träger, eindeutig und
fristgerecht
schriftlich und mündlich zugesagt und beantragt worden.
Dass der
alte Träger seine zuvor zugesagte Kooperation bei der Übertragung der
Trägerschaft nicht erbringen konnte oder wollte, hätte man als ein
weiteres und deutliches Indiz dafür erkennen müssen, dass man dort an
einer erfolgreichen Projektumsetzung nicht interessiert war. Die
deutliche Verweigerungshaltung zeigte sich erneut, als auch für ein
Gespräch mit dem Generalsekretär des Zentralrats keiner der beiden
Vereins-Vorsitzenden (noch ein anderes Mitglied dieses Vereins) in
absehbarer Zeit zur Verfügung stand. Als daraufhin Zentralrat und
Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland die Trägerschaft
beantragten, fand man sich im BMFSFJ immerhin dazu bereit ein Drittel
des Budgets zur Verfügung zu stellen.
Der haGalil e.V., der diese
massiven Ausfälle durch Spenden aus dem In- und Ausland nur notdürftig
ausgleichen konnte, wurde auf das Jahr 2006 vertröstet. Dann stehe es
auch ihm frei, einen neuen Antrag zu stellen. In diesem Sinne äußerte
sich nicht nur Renate Schmidt, die damalige Bundesministerin für
Familien, Senioren, Frauen und Jugend. Auch vom Bundespräsidialamt, vom
Bundeskanzleramt, von Ute Vogt, der damaligen parlamentarischen
Staatssekretärin im Innenministerium, vom Büro des
Bundestagspräsidenten, vom Antisemitismusbeauftragten der OSZE und
zahlreichen weiteren Stellen liegen entsprechende Schreiben an den
haGalil e.V. beziehungsweise an Organisationen und Institutionen
(PEN-Cluc, Exil-PEN, Zentralrat der Juden in Deutschland...), die sich
mit entsprechenden Anfragen an das BMFSFJ gewandt hatten, vor.
Das Jahr 2006 neigt sich nun dem Ende zu - und obwohl dem zuständigen
Referat im BMFSFJ zur Unterstützung zivilgesellschaftlicher Initiativen
gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus fast 200 Millionen Euro
Steuergelder aus Bundes- und EU-Mitteln anvertraut wurden, und dieser
Summe nochmal 20 und gerade nochmal 5 Millionen nachgeschoben wurden,
sieht man sich dort bis heute nicht in der Lage, einem Antrag des
haGalil e.V. stattzugeben.
Begründungen gibt es, wie schon im Jahre 2005, mehrere. Zum Teil sind
sie so widersprüchlich, dass sie sich gegenseitig sogar ausschließen.
Das kümmert aber niemanden. Transparenz und Bürgernähe werden im BMFSFJ
(Bundesfamilienministerium, von der damaligen Ministerin Renate Schmidt
gerne als Menschenministerium bezeichnet), nach wie vor
kleingeschrieben. Wer sich beschwert hat mit massiven Problemen zu
rechnen, selbst Nachfragen aus dem Bundestag werden nicht gerne gesehen.
Sehr bewährt hat sich hier offensichtlich die Taktik, derartige Anfragen
der Volksvertreter, durch immer neue in die Irre leitende
Antwortschreiben, gerne auch als Verschluss-Sache deklariert, auflaufen
zu lassen. Selbst parlamentarische Anfragen wurden öffentlich mit den
selben "Ungenauigkeiten" beantwortet, die bereits der erste
Monitor-Beitrag zum Thema, dem damaligen Staatssekretär
nachweisen konnte.
Soviel zum Anstand der Zuständigen und zum Zustand der Anständigen. Aus
diesen knappen Zeilen, die nur die Spitze des Eisbergs erahnen lassen,
dürfte klar werden, warum es nicht Cyberangriffe aus Qatar, Jordanien
oder Dubai sind, die uns schockieren. Es sind vielmehr die Unfähigkeit,
die Gleichgültigkeit und die Boshaftigkeit der "Guten" in diesem Lande,
die unsere Hoffnung enttäuschen und - nicht nur für haGalil - zum immer
größeren Problem werden. Es fehlt nicht am Geld, es fehlt an
Ehrlichkeit, Courage und Kompetenz.
Eva Ehrlich
haGalil e.V.
verein@hagalil.org -
0172-788-7406 - Postfach 900504 - D-81505 München Münchner Bank BLZ
701 900 00 Konto Nr. 872 091 Bei Überw. a.d. Ausland: BIC:
GENODEF1M01, IBAN: DE05 7019 0000 00008720 91 Außerdem:
PayPal
Nach
destruktiver Hackeraktion: haGalil wieder online
In den 80er Jahren galten Hacker als
wissbegierige Menschen, welche die Welt der Computer erforschten, dabei
in die Tiefen der Materie eindrangen und sich dadurch auch in fremde
Systeme hacken konnten, egal ob mit böswilliger Absicht oder nicht...
Weitere Informationen zum Hackerangriff in der damaligen
Notausgabe...
Audio: "haGalil onLine" im Mediengespräch [komplett
als mp3] oder verkürzt als [flash].
Sendezeit: Deutschlandradio, Ortszeit, heute 29.03.2006, 08:10.
Sonntagsblatt-Online zeitweise lahmgelegt:
Angriff über Dubai
Immer wieder kursieren Aufrufe, amerikanische, jüdische,
israelische und christliche Websites durch Viren oder so genannte
»Spam-Attacken« lahmzulegen. Webseiten werden durch Löcher in auf ihnen
laufenden Programmen geknackt, umgeschrieben, gelöscht...
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