Veronica Lion über peacecamp 2006
Hier sitze ich nun und denke über die vergangenen zehn tage nach. Sie
waren wohl das aufregendste und tollste, was mir in meinem leben je
widerfahren ist. Immer noch könnte ich in tränen ausbrechen, wenn ich daran
zurückdenke, als wir alle gemeinsam am flughafen standen und uns zum
abschied umarmten, wohl wissend, dass es sein könnte, dass wir uns nie
wiedersehen. Niemals hätte ich gedacht, dass ich so viele tränen vergießen
würde. Aber als ich in die vereinzelten verheulten gesichter blickte, und
zwar nicht nur in die der mädchen, realisierte ich zum ersten mal nach
diesen tagen, dass es wirklich aus war.
Es war nun vorbei mit dem morgentlichen gewecktwerden von einem der mädchen,
vorbei mit dem anblick der müden geschichter in den betten und im badezimmer
vor den spiegeln, wo die ersten morgentlichen schönheitsrituale anfingen. Es
war aus mit dem sich-zum-frühstück-schleifen und dort eine portion cerealien
mit milch in sich hineinschütten um zum ersten workshop zu hasten. Es würde
kein singen mehr in der früh geben, kein sich-fürchten davor von Hannibal
dem gesangslehrer in aller früh zum alleinigen vorsingen gedrängt zu werden,
keine gemeinsamen gospelsongs und sich gegenseitig anlächeln und über die
witzigen methoden hannibals zu lachen, wenn er uns dazu brachte unseren mund
seitlich mit der hand zu einem fischmund zusammenzudrücken um den tönen, die
aus unserem mund strömten freien lauf zu lassen. Auch würde er uns nie mehr
dazu zwingen um neun in der früh vollkommen gerade und mit beiden beinen
fest auf dem boden aufkommend dazusitzen.
Es würde auch keine tanzstunden mehr mit gabrielle geben, die uns mit ihrem
morgentlichen sonnen-sand gruß aufwecken wollte. es würde keine tänzerischen
improvisations-bewegungsspiele mehr geben, die uns die scheu vor einander
nehmen sollten. und überhaupt würde es keinen vormittag in naher zukunft
geben, der so auf diese art und weise gestaltet werden würde. Kein vormittag
der welt würde mit einer group discussion (analytische großgruppe) zu ende
gehen, die ich absolut nicht austehen konnte und sie doch irgendwie zu
bewältigen lernen musste.
Die spannung was sich hinter den gelieferten metallkisten in unserer küche
befand, was heute unser mittagessen sein würde, das gemeinsame anstellen,
das herumalbern, das suchen nach einem platz, immer der gleiche saft, das
singen, das wir so gut wie nie unterbrachen, einfach alles. sogar das
abwaschen, zu dem jeder einmal eingeteilt wurde würde ausfallen. nirgends
würde es mir je wieder so viel spaß machen können.
All die nachmittage, die wir auf der schaukel, am und im see beim reinstoßen
anderer und beim reinstoßen-werden, teilweise im bett aufgrund unserer
dauermüdigkeit, am gang sitzend und uns unterhaltend und herumalbernd und
film schauend, all jene gehören der vergangenheit jener zehn tage an.
Die geteilten afternoon group works würden ein ende haben. das ständige
herumstreiten welche idee die bessere sei, ob man von oben oder von unten
über das seil steigen sollte, wer wo ziehen soll und ob man die aufgabe
überhaupt bewältigen könne würde aufhören, zum glück, denn unsere gruppe war
eine katastrophe...und doch gehörte es dazu.
Das abendessen, das abermalige herumgealbere, das sich-anhören von jüdischen
witzen über den holocaust und über die jetzige situation, das am anfang und
wohl immer noch für uns schwer nachvollziehbar war, das lange aufbleiben bis
spät in die nacht und die mitternächtlichen käsebrot mit tomaten snacks-noch
nie in meinem leben habe ich so viele käsebrote gegessen-das schließliche
einschlafen als die sonne schon bereit war aufzugehen in einem einmaligen
schnachkonzert dreier mädchen, die es tatsächlich schafften einen todmüden
menschen vom schlafen abzuhalten, das neben einander schlafen, das mitten in
der nacht von erlebnissen flüstern, das in einem bett oder draußen im
schlafsack schlafen, das alles war nun vorbei.
Es würde keine umarmungen geben, die so aus dem nichts auftauchen, von
leuten, die man gerade einmal zehn tage seines und ihres ganzen lebens
kannte. nie könnte man unseren ausreißerausflug um fünf in der früh
nachahmen, nie wäre das gefühl das gleiche auf einmal uris auto zu sehen.
Nie gäbe es diese konflikte und probleme, die es dort natürlich auch gab.
Nie glaubte ich würde ich jemals so viel schande für österreich empfinden,
als eine kleingruppe von uns von betrunkenen leuten der umgebung beschimpft
und angegriffen wurde.
Nie würde ich all die leute vergessen, die mir in dem augenblick am
flughafen in die augen sahen und mich fest drückten. Ich weinte sogar um
die, die nicht zu meinen besten freunden dort gehörten. Schließlich hatte
ich sie alle irgendwie in diesen zehn tagen in mein herz geschlossen. Sogar
jetzt wenn ich darüber schreibe füllen sich meine augen mit tränen, ich kann
nichts dagegen tun. Genauso wenig wie damals am flughafen. Und es schien so
lange her als wir sie dort zehn tage zuvor abgeholt hatten.
Ich war mit dreißig anderen jungen menschen am tag unserer ankunft in einen
traum gefallen. ich glaubte er würde nie enden, sondern ewig so weitergehen.
die tage vergingen und ich verlor jegliches zeitgefühl. doch die tage
vergingen, so schnell, dass ich es überhaupt nciht mitbekam. Ich glaube es
gibt kein einziges gefühl dass ich in diesem camp nciht gefühlt habe.
vorrangig habe ich gelacht und mich unendlich glückllich gefühlt, aber es
gab auch momente, in denen das gegenteil der fall war. Ich fühlte mich teil
der gruppe, dann wieder nicht, war wütend, traurig, fröhlich und einfach
wunschlos glücklich. Ich habe sehr viel über mich selbst herausgefunden in
diesem traum, der am flughafen zerplatzen musste. doch der abschied wurde
gekrönt von einem tollen abend im gnadenlos am schwedenplatz. keiner dort
konnte meiner ansicht nach wahrhaben was am nächsten morgen passieren würde
und doch hatte wohl jeder das mulmelige gefühl im magen, dass man morgen
leute umarmen würde, die man in seinem ganzen lebe nie wieder treffen würde,
oder doch???
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Beiträge von
Rafi Kropiunigg (Österreichischer
Teilnehmer)
Gabriela Hütter (Österreichische
Workshopleiterin)
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