Es ist kein
Zufall, daß die Menschen so unterschiedlich
sind:
Geboten ist nicht Toleranz sondern Respekt
In Deutschland gibt es zahlreiche Programme, die den Menschen beibringen
sollen, sich zu vertragen und miteinander besser auszukommen. Nach
Anschlägen auf jüdische Einwanderer und die Düsseldorfer Synagoge wurde vom
Bundeskanzler ein "Aufstand der Anständigen" ausgerufen.
Die Regierung versprach Menschen, die sich gegen Gewalt
und Extremismus, Antisemitismus, Hass und Hetzpropaganda einsetzten zu
unterstützen. Es entstanden Programme für "Toleranz und Demokratie". Ihre
Hochachtung für Engagement und Zivilcourage wollte die Regierung mit
Programmen wie "Civitas" und "Entimon" (das ist griechisch und bedeutet
Respekt) zum Ausdruck bringen. Die dringend benötigten Mittel wurden dem
BMFSFJ (Bundesfamilienministerium) zur Verwaltung übergeben. Leider hat sich
unsere anfängliche Skepsis diesem "Aufstand" gegenüber mehr als bestätigt,
doch darüber wollen wir heute nicht sprechen (s.u.a.:
Cyberwar).
Dass Menschen Fremde und Andersdenkende nicht immer mögen, ist kein neues
Problem. Gerade zu Pesach werden wir dazu ermuntert Fragen zu stellen und
unterschiedliche Auffassungen zu vertreten. Wir sind zur Freiheit nicht nur
berechtigt, sondern verpflichtet. Wir sind aufgerufen Freiheit zu fordern,
für alle Bewohner der Erde, ob sie uns nun ähnlich oder ganz anders als wir
sind.
Im Talmud Sanhedrin 4,5 leiten
die rabbinischen Weisen aus der Unterschiedlichkeit der Menschen sogar einen
Beweis für die Größe G'ttes ab. Es sind nicht Gleichheit und Einheit,
Einförmigkeit und Uniformität, die die Großartigkeit der g'ttlichen
Schöpfung ausmachen, sondern Vielfalt und Andersartigkeit, es sind die
Abweichungen und die Besonderheiten.
Die Welt ist nicht schwarz und auch nicht weiß. Sie ist auch nicht
schwarz-weiß und es sind auch nicht die Grautöne, die die Lebendigkeit
ausmachen, sondern es ist das Kaleidoskop der unendlich vielen Farben in
G'ttes Welt - in der man es demnach kaum zu bunt treiben kann.
Diese Vielfalt ist kein Zufall, sondern G'ttes Wille, G'ttes Kunstwerk. All
dieses entstand aus der einen Schöpfung des Einen Einzigen G'ttes. Und am
Anfang war es nur ein einziger Mensch, der geschaffen wurde. Dies, um uns zu
lehren, dass keiner von uns besser sei, egal welche Eigenschaften und
Talente er besitzt. Schon in der Schöpfungsgeschichte wird die Bedeutung des
Friedens betont: Um des Friedens willen stammen alle Menschen von einem
einzigen Menschen ab. Damit keiner sagen kann, seine Vorfahren seien besser
als die seines Nächsten.
Daraus folgt auch, dass wenn jemand eine Seele vernichtet, es ihm die
Schrift anrechnet, als hätte er eine ganze Welt vernichtet, und wenn jemand
eine Seele erhält, es ihm die Schrift anrechnet, als hätte er eine ganze
Welt erhalten.
Schließlich wird hier auch die unendliche Größe G'ttes - des Heiligen,
gelobt sei Er - gepriesen! Wenn nämlich ein Mensch mehrere Münzen mit einem
Stempel prägt, so gleichen sie alle einander. G'tt aber, der alles
erschaffen hat und über alles regiert, prägt jeden Menschen mit dem Stempel
des ersten Menschen, und doch gleicht nicht einer dem anderen. Daher muss
auch jeder einzelne sagen: "Meinetwillen ist die Welt erschaffen worden."
Deshalb muss jeder seine Fähigkeiten, Kenntnisse und Antworten einbringen
und einsetzen. Ebenso aber auch seine Fragen und seine Schwächen. Nur so
können wir beitragen zum Wohl der Welt und zur Verherrlichung G'ttes, der
uns alle erschaffen hat.
Und weil diese Besonderheiten und Abweichungen sich nur in Freiheit
entfalten können, sind wir zur Freiheit nicht nur berechtigt, sondern
verpflichtet. Andere Menschen haben nicht unsere Toleranz, sondern unseren
Respekt verdient und auch wir sollten uns nicht damit zufrieden geben,
toleriert, also geduldet zu werden, sondern müssen Respekt einfordern.
Bei allen unseren Freunden und Lesern, die uns im
vergangenen Jahr dabei unterstützt haben, bedanken wir uns von Herzen und
wünschen Mut zur Freiheit und Pesach sameach vekascher! |