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Der letzte der Giganten:
Leb wohl, Generation von 1948

Kommentar von Yoel Marcus, Ha'aretz, 06.01.2005
Übersetzung Daniela Marcus

Während diese Zeilen geschrieben werden, kämpft Ariel Scharon um sein Leben. Und man muss kein Neurologe sein um zu wissen, dass seine Tage im Büro des Premierministers vorüber sind. Als der letzte der Giganten der 1948er Generation stand Scharon an jedem wichtigen und aufregenden Scheideweg in der Geschichte des Staates Israel. Als Soldat und Staatsmann, geliebt und gehasst, befördert und degradiert. An einem Tag war er der "König von Israel", am nächsten Tag "eine Gefahr für den Staat". Der Mann, der als ungeeignet galt, Verteidigungsminister zu sein, machte weiter und wurde der "Vater der Nation".

Scharon machte einen ähnlichen Prozess wie Moshe Dayan durch, der auch ein Mitglied der 1948er Generation war und dazu neigte, die Araber durch einen Gewehrlauf zu sehen. Beide waren gefeierte und einfallsreiche Generäle. Beide vollführten später im Leben eine dramatische Kehrtwendung bezüglich ihrer Annäherung an das palästinensische Problem. Dayan brachte die Idee des Friedens mit Ägypten auf den Tisch und pflanzte sie in Menachem Begins Hirn ein. Er war der erste, der erkannte, dass militärische Stärke nur begrenzt einsetzbar ist und dass die besetzten Gebiete als Bargeld für den Kauf des Friedens nötig sind.

Zu dieser Zeit war Scharon ein jagender Falke, der Erbauer der Siedlungen, der große Liebling von extremen Premierministern wie Jitzchak Schamir. Scharons innere Wandlung begann, als er selbst auf den Fahrersitz rutschte. Er benutzte den Slogan "Von hier aus sieht man Dinge, die man von dort nicht sieht" und vollzog eine dramatische Metamorphose. Es ist schwer, den genauen Zeitpunkt dieser Veränderung festzulegen. Die allgemeine Vermutung ist, dass er als der berühmte General zu erkennen begann, dass Israel keine Antwort auf den Terror hat. Und als ein Premierminister, der hin und her flog, um Präsident Bush zu treffen, realisierte er, dass sich Israel nicht selbst aus der Familie der Nationen ausschließen konnte. Vor allem war er besorgt darüber, dass die Vereinigten Staaten Israel eines Tages ein Abkommen aufdrücken könnten.

Als beliebter und geachteter Premierminister machte er einen Prozess ähnlich demjenigen von de Gaulle durch. Der französische General, der gewählt wurde, um sicherzustellen, dass seine Gebiete (in diesem Fall Algerien) in französischer Hand blieben, tat das Gegenteil von dem, was die Extremisten erwartet hatten. Er gab Algerien auf und befahl einer Million Kolonisten, nach Frankreich zurückzukehren. Scharon war als Vater der Siedler zum Premierminister gewählt worden. Doch als er realisierte, dass es ohne einen palästinensischen Staat und schmerzhafte Zugeständnisse kein Abkommen geben konnte, kam es zur Konfrontation mit seinen Unterstützern, seiner Partei und den extrem Rechten.

Scharons Sechstagekrieg war die Evakuierung der Siedlungen im Gazastreifen innerhalb von sechs Tagen. Und er tat dies ohne Blutvergießen oder Bürgerkrieg. Er tat es mit der Entschlossenheit eines Staatsführers, der sich dazu entschieden hatte, dass es hier ohne Rückzug aus den besetzten Gebieten niemals möglich sein würde, ein Leben in Frieden und Sicherheit zu führen. Der PR-Slogan "Nur Scharon kann" wurde zur Realität.

Wären die Palästinenser schlauer und organisierter, hätten sie genommen, was Scharon ihnen mit beiden Händen angeboten hat. Doch so sehr ich es hasse, dies zu sagen: Araber sind Araber. Wenn es eine Gelegenheit gibt, die verpasst werden kann, dann verpassen sie diese. Die moderaten unter den Palästinensern wurden von den Extremisten zu Tode erschreckt. Sie könnten ein oder zwei Dinge von Scharon lernen: Es kommt eine Zeit, in der man in Übereinstimmung mit dem Willen der Mehrheit handeln muss und sich nichts von Fanatikern und Militanten diktieren lassen darf.

Scharon zögerte nicht, den Likud, der seine Arbeit vermasselte, zu verlassen und eine neue Partei zu gründen. Obwohl die Partei "Kadima" noch nicht richtig organisiert ist und sich noch in einem embryonalen Zustand befindet, sagen die Umfragen voraus, dass sie 42 Sitze gewinnen könnte. Scharons Schlaganfall hat das politische System in helle Aufregung versetzt. Politiker, die Kadima als Dorn im Auge betrachten –Netanjahu in der einen Ecke und Peretz in der anderen-, werden versuchen, Zehntausende, die Scharon nachgefolgt sind, wieder heimzuholen. Doch Kadima war das Produkt von Umständen. Und diese Umstände haben sich nicht geändert. Die Menschen, die diese Partei wollten, sind immer noch da. Das breit gefächerte Führungskader, das sich um Scharon scharte, kann sich auch um Ehud Olmert sammeln. Olmert ist ein erfahrener Politiker, der von der Idee der Abkopplung gemeinsam mit Scharon oder sogar schon vor ihm träumte. Er kann dort weitermachen, wo Scharon aufgehört hat.

Die Wähler, die Kadima diese 42 Sitze geben möchten, weigern sich zu glauben, dass alles verloren ist. Gestern sah ich Menschen, die sich in die Mitgliederliste der neuen Partei eintragen lassen wollten, als ob sie zu Scharon sagten: "Leb wohl, Generation von 1948. Du hast deine Erben."

Ein ganzes Land und ein Mann:
Von Schock zur Trauer
Die Einlieferung des Premiers in solch schwerem Zustand hat unseren blank gelegten Nerv wieder aufgerissen, so Sima Kadmon in Jedioth achronoth: Fünf Jahre hat sich ein ganzes Land um einen Mann gedreht, um Arik, Ariel Sharon...

Endlose Lebenserwartung:
Er wollte keine Angiographie
In den letzten Tagen war Sharon unter sehr großem Druck. Vielleicht so sehr, wie noch nie. Der Held der israelischen Feldzüge und Absolvent vieler politischen Kämpfe, der nie zurückgeschreckt war, nie gezögert hatte, nicht gezwinkert und nicht gefürchtet hatte, hatte nun Angst...

Mitten im Wahlkampf:
Scharon hinterlässt ein Vakuum
Entsprechend dem Spruch, dass jeder Mensch ersetzbar sei, kommt eine beklemmende Ratlosigkeit auf, bei der Frage, wie es nun weitergehen könnte. In der ganzen Parteilandschaft Israels, durch Scharons Weggang vom Likud ohnehin durcheinander geraten, ist weit und breit kein ebenbürtiger Politiker zu entdecken...

Israel im Schock:
Scharons lange Nacht
Einige verwendeten das unheimliche Wort "Anusch", was so viel bedeutet wie "im Sterben liegen". Nur selten hat ein als "Anusch" eingestufter Patient überlebt. Dann ist immer die Rede von einem "medizinischen Wunder"...

Gesetzeslage:
Ehud Olmert kann alle Entscheidungen treffen
Der stellvertretende Premierminister ist autorisiert, alle Entscheidungen zu treffen, ob sie dringend sind oder nicht...

hagalil.com 06-01-2006

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