Deportiert mit der Reichsbahn:
Verbleib unbekannt
PARIS/KÖLN/STUTTGART/WEIMAR (gfp.com / 30.01.2006) - Bei Demonstrationen in
elf deutschen Städten verlangten am vergangenen Wochenende mehrere
Deportationsopfer der Deutschen Reichsbahn und über Tausend
Kundgebungsteilnehmer die Freigabe der Publikumsbahnhöfe für das Gedenken an
die Ermordeten.
Am vergangenen Samstag strömten gegen 15.00 Uhr rund 300 Kölner in die
überfüllte Haupthalle des Bahnhofs am Dom, bildeten in unmittelbarer Nähe
der frequentierten Informationstafel einen Kreis und legten dann auf
schwarzem Filz zehn Koffer mit den Namen verschleppter Kölner Familien
nieder. Dazu spielte ein Streichquartett und verwandelte den besetzten
Bahnhofsbereich innerhalb weniger Minuten in einen Ort der Erinnerung.
Versuche der Bundespolizei, das Gedenken zu stören und nach sogenannten
Rädelsführern zu suchen, scheiterten an der Entschlossenheit der
Demonstranten, die über die grau gestrichenen Koffer - Utensilien der
letzten Reise auf dem deutschen Schienennetz nach Auschwitz - Rosen
streuten. Es kam zu erschütternden Szenen, als Frau Tamar Dreifuss über die
Deportation ihrer Familie berichtete. Immer wieder gestört von
Lautsprecheransagen, die trotz des Gedenkens nicht abgeschaltet wurden,
vermittelte die nach Köln zurückgekehrte Überlebende einen Eindruck des
Leidensweges, bei dem sie ihre Familie verlor.

A 14-8 - Ghetto Theresienstadt - Überreste der Eisenbahnlinie
nach Polen
Auf dem Bahnhofsvorplatz enthüllte Simon Gronowski ein Mahnmal, das an die
Todeszüge der Reichsbahn erinnert, denen Gronowski entkommen konnte - als
elfjähriges Kind wurde er von einem entschlossenen Kommando der belgischen
Résistance aus den Deportationswagen befreit. Das Mahnmal von Günter Demnig
besteht aus einer auf Granit ruhenden Eisenbahnschwelle, in die vier
Schrifttafeln eingelagert sind. Darauf heißt es u.a.: "Viele Beamte,
Angestellte und Arbeiter der Deutschen Reichsbahn waren in der Zeit des
Nationalsozialismus an der Deportation von Millionen Menschen beteiligt.
(...) Die Deutsche Bahn AG hat die Reichsbahn übernommen, weigert sich aber
bis heute, in ihren Räumen und Bahnhöfen die Einbindung der Reichsbahn in
die Verbrechen der Nazis öffentlich zu dokumentieren und zu bedauern."
Wie gfp.com bei Redaktionsschluss erfährt, räumten Ordnungskräfte im Kölner
Hauptbahnhof die improvisierte Gedenkstätte am Wochenende ab. Der Verbleib
der Koffer mit den Namen Kölner Deportierter ist unbekannt, zu
Presseauskünften war die DB AG trotz mehrfacher Kontaktaufnahme nicht
bereit.
In Stuttgart kamen fast 300 Besucher zur
Eröffnung der Ausstellung über die deportierten Kinder aus Frankreich und
Baden-Württemberg ins örtliche DGB-Haus. Anschließend verlasen sie im
Stuttgarter Hauptbahnhof die Namen der Verschleppten.

A 19-12 - Eisenbahnstation Treblinka
In Weimar zogen rund 50 Demonstranten vor das Bahnhofsgebäude, nachdem der
Oberbürgermeister der Stadt bei der Berliner Bahn AG die Öffnung der
Haupthalle für das Gedenken angemahnt hatte.
Im Foyer der Gesamtschule Bonn-Beuel machten Portraits der ermordeten Kinder
auf die Proteste gegen die Berliner Konzernspitze aufmerksam, die sämtliche
Gedenkappelle weiter unbeantwortet lässt.
In Saarbrücken wurde der Versuch des ehemaligen Bundesverkehrsministers
Reinhard Klimmt (SPD), die Angehörigen der Reichsbahn-Opfer für das
Gedenkverbot der heutigen Bahn AG verantwortlich zu machen, vehement
zurückgewiesen.
Auch bei Demonstrationen in Berlin, Leipzig, Erfurt, Wuppertal, Wurzen und
Verden zeigten sich die Teilnehmer entschlossen, an ihren Forderungen
festzuhalten, und setzten sich über Versammlungsverbote auf den Bahnhöfen
weitgehend hinweg.
An-Sichten eines Rabbiners:
Ein
Zug in die Vergangenheit
Alle paar Wochen im Sommer, und auch zu anderen
Gelegenheiten, macht ein ganz besonderer Dampfnostalgiezug eine Fahrt durch
oder rund um Berlin...
Erich Hartmann, Photograph und Autor:
Ein verspäteter
Liebesdienst
Gegen Ende seiner beruflichen Laufbahn, kurz vor dem 50.
Jahrestag der Befreiung der letzten Konzentrations- und Vernichtungslager,
unternahm Erich Hartmann eine Reise zu den Resten der Lager...
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A 16-10
Erich Hartmann - Eisenbahnstation Sobibor |